Mönchengladbach – Seine Rolle als «Wasserträger» von Günter Netzer empfand Herbert «Hacki» Wimmer nie als abwertend.
«Ich bin nun einmal immer meinem Naturell entsprechend viel und gerne gelaufen, erst recht für Günter Netzer», sagte der langjährige Bundesligaprofi von Borussia Mönchengladbach der Deutschen Presse-Agentur. Sieben Jahre gewährte Wimmer dem Topstar an seiner Seite und Idol der Fans jahrelang den nötigen Rückhalt – und feierte so selbst viele Erfolge. Der einst technisch versierter Mittelfeldakteur, der am Samstag 75 Jahre alt wird, gehörte zur legendären Fohlen-Elf und war bei allen fünf Meisterschaften der Borussia ein fester Bestandteil.
Herbert Laumen, Jupp Heynckes, Netzer und Berti Vogts, später allesamt Spieler von internationalem Ruf, hatten schon 1965 bei den parallel mit dem FC Bayern in die Bundesliga aufgestiegenen Gladbachern geglänzt. Ein Jahr später kam Wimmer dazu.
Sein untrügliches Gespür für Talente hatte den damaligen Cheftrainer Hennes Weisweiler auch beim Besuch eines Verbandsligaspiels in Brand bei Aachen nicht im Stich gelassen. Er kam, sah den jungen Wimmer und bestellte ihn gleich tags darauf zum Probetraining. «Da habe ich mich voll reingehängt und den Trainer auf Anhieb überzeugt. Wenig später habe ich meinen ersten Vertrag unterschrieben. 1200 Deutsche Mark gab es pro Monat», berichtet Wimmer und fügt hinzu: «Was wollte ich mehr? Bundesliga, Borussia Mönchengladbach: Ich war 21 und einfach nur glücklich.»
Weil er in seiner unwiderstehlichen Art auf dem Platz ständig die Richtung wechselte, also Haken schlug, verpasste ihm Torwart Manfred Orzessek den Spitznamen Hacki. Wimmer hinterließ beim niederrheinischen Traditionsverein nachhaltig Spuren, ohne selbst je groß Aufhebens davon gemacht zu haben. «Hacki war auf dem Rasen einzigartig, und als Mensch jemand, der sich immer bescheiden zurückgehalten hat», sagte sein ehemaliger Mitspieler Rainer Bonhof, heute Vizepräsident des Bundesliga-Spitzenreiters.
Die Erfolge sprechen für sich: fünfmal Meister, je einmal Pokalsieger und UEFA-Cup-Gewinner mit der Borussia, der er Zeit seines Profilebens treu blieb. Mit Deutschland holte der torgefährliche Offensivspieler 1974 den Weltmeistertitel und zwei Jahre zuvor die Europameisterschaft, als sich die internationale Presse nach dem Finalerfolg gegen Russland in Brüssel (3:0) mit Lobeshymnen überschlug. «Wir haben damals wunderbaren Fußball gespielt», befand Wimmer. Auch im EM-Endspiel war es «Adjutant» Wimmer, der seinem Kommandeur Netzer den Rücken frei hielt, damit dieser aus der Tiefe des Raumes seine Ideen entfalten konnte.
Der Sohn eines Tabakwaren-Großhändlers spielte zwölf Jahre für Mönchengladbach (366 Bundesligaeinsätze, 51 Tore, 57 Europapokalspiele, sechs Tore). Nach dem Ende seiner Karriere übernahm er das Geschäft seines Vaters. Seinem laufintensiven Spiel hat er allerdings auch Tribut zollen müssen. Fünf Hüftoperationen musste Wimmer über sich ergehen lassen. Was seiner Lebensfreude keinen Abbruch getan hat und erst recht nicht daran hindert, regelmäßig die Heimspiele der Borussia zu besuchen.
Das macht ihm momentan große Freude. «Was ich sehe, erinnert mich an früher. Spaß, Leidenschaft, Power und Spielwitz, und sie haben einen Klasse-Trainer. Ich bin sicher, die Borussen werden in der Bundesliga weiter oben mitmischen.» Seinen Geburtstag feiert Hacki Wimmer, der seit 2014 Witwer ist, im Kreis seiner Familie, mit Tochter Claudia, Sohn Carsten und den drei Enkeln. «Das sind allesamt Jungs und halten mich ganz schön auf Trab.»
(dpa)