Düsseldorf – Am Anfang war das Internet der Traum eines jeden Schnäppchenjägers. Wenige Klicks genügten, um den besten Preis für das gewünschte Produkt zu finden – und das Angebot der Onlinehändler lag in aller Regel deutlich unter dem Preis im Laden nebenan.
«Aber das ist Vergangenheit», urteilt der E-Commerce-Experte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. Den günstigsten Preis für das gewünschte Produkt zu finden ist oft mühsam – und oft verhilft inzwischen nur noch ein alter Trick zum besten Angebot: das klassische Feilschen mit dem Händler vor Ort.
Preisvergleich im Internet
«Die Verbraucher merken selber, dass der Preisvergleich im Internet schwieriger geworden ist. Wenn man sie heute fragt, ist online einkaufen billiger, ist die Antwort oft: Nein», sagt Heinemann. «Aus der vollkommenen Preistransparenz im Internet ist die völlige Intransparenz geworden, weil die Unternehmen alle nach Wegen suchen, aus der Preisvergleichbarkeit herauszukommen – etwa durch ständige Preisveränderungen, durch schwer durchschaubare Gebühren oder Exklusivangebote.» Heinemann spricht von «Vernebelungstaktiken».
Der Grund dafür ist einfach. «Preistransparenz ist für den Kunden gut, für den Verkäufer nicht», erklärt Kai Hudetz, der Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH) in Köln. Denn sie führt oft zu einer Preisspirale nach unten und lässt die Gewinne der Unternehmen schrumpfen.
Viele Kunden machen es den Händlern allerdings auch einfach. «Die Verbraucher nutzen das Internet heute nicht mehr so intensiv für Preisvergleiche wie früher. Den meisten reicht heute ein Blick auf das Amazon-Angebot. Das wird dann als fairer Preis akzeptiert», beobachtet Branchenkenner Hudetz. «Sie wissen, dass sie irgendwo vielleicht noch einen günstigeren Preis finden als bei Amazon. Aber sie akzeptieren den möglichen Aufschlag, weil sie das Gefühl haben, dort gut aufgehoben zu sein.»
Ein Händler, zwei Preise
Dabei kommt die Bequemlichkeit die Kunden oft teuer zu stehen. Denn Stichproben der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kamen zu dem Ergebnis, dass die Händler sehr häufig ihre Produkte auf dem Amazon-Marktplatz teurer anbieten als im eigenen Shop. «Es galt die Produkt-Faustregel: ein Händler – zwei Preise. Und bei 98 der 100 Produkte fand sich der niedrigste Preis im Händler-Shop», fasste die Verbraucherzentrale das Ergebnis zusammen. Nur in zwei Fällen sei das Angebot auf Amazon günstiger gewesen.
Und die Preisunterschiede waren teilweise erheblich. So bot ein Händler einen Kaffeeautomaten auf Amazon für 840 Euro an. Auf seiner eigenen Website war das Gerät schon für 673 Euro zu haben – eine Ersparnis von satten 167 Euro. Und wer sich die Mühe machte, noch etwas weiter zu suchen, konnte das Gerät bei einem Konkurrenten sogar schon für 613 Euro entdecken, noch einmal 60 Euro weniger.
Eine in diesem Jahr veröffentlichte Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung kam außerdem zu dem Ergebnis, dass jedes vierte Übernachtungsangebot auf der hoteleigenen Webseite günstiger war als bei einem Buchungsportal.
Die Mühe eines Preisvergleichs kann sich also lohnen. Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Die wirklich großen Erfolgserlebnisse für Schnäppchenjäger sind seltener geworden. «Preisvergleichsportale haben vielfach an Bedeutung verloren, nicht zuletzt, weil die Preisunterschiede im Internet heute zumindest bei den seriösen Anbietern nicht mehr so groß sind wie früher», meint Hudetz. Die Händler hätten gemerkt, dass eine aggressive Preispolitik eine scharfe Waffe ist, mit der man sich auch leicht selbst Schaden zufügen kann und agierten nicht mehr so aggressiv wie früher.
Über Preisnachlass verhandeln
Wer wirklich ein Schnäppchen machen will, sollte deshalb überlegen, ob er sich nicht besser auf eine Sparstrategie besinnt, die so alt ist wie der Handel selbst: Das Feilschen. «Die wenigsten von uns feilschen gerne und eine Weile lang hat uns das Internet diese Mühe abgenommen, weil man irgendwo immer ein supergünstiges Angebot fand», sagt Hudetz. Aber inzwischen seien die meisten Händler bei ihrer Preispolitik im Internet vorsichtiger geworden. «Deshalb wird es wieder spannender mit dem Händler persönlich über einen Preisnachlass zu verhandeln. Da geht vielleicht noch etwas, weil dieser Rabatt dann ja nicht gleich für alle anderen gilt», rät der Branchenkenner.
Heinemann sieht hier sogar schon einen Trend. «Der Kunde kann im Internet nicht über den Preis verhandeln. Im Laden kann er das – und er tut es auch immer öfter. Dadurch kommen im Endeffekt tatsächlich oft günstigere Preise heraus als im Internet.»
(dpa)