Paderborn – Steffen Baumgart muss sich derzeit ein bisschen so vorkommen wie im Silvester-Klassiker «Dinner for one».
Wochenende für Wochenende sitzt der Coach des SC Paderborn nach den Spielen in den Pressekonferenzen und hört von seinen Trainerkollegen, wie gut seine Mannschaft gespielt habe und welche Bereicherung der Aufsteiger für die Fußball-Bundesliga sei. Das Problem ist nur: Bislang sprang für die Ostwestfalen mit Ausnahme eines Pünktchens beim 1:1 in Wolfsburg nichts Zählbares heraus, weshalb Paderborn nach sechs Spieltagen und vor dem Kellerduell gegen den FSV Mainz 05 an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) nur Platz 18 belegt.
Eine Momentaufnahme, die aber weder Baumgart noch die übrigen Verantwortlichen nervös macht. Denn in Paderborn wussten sie alle, dass es der Start mit Partien unter anderem gegen Leverkusen, Wolfsburg, Schalke und Bayern in sich hat. Die Begegnungen, in denen der bislang so freche Aufsteiger etwas holen muss, kommen erst jetzt. «Natürlich wollen wir endlich punkten», sagte Baumgart am Freitag. «Unser Ziel muss sein, ein Tor mehr zu machen als der Gegner. Wir alle fiebern diesem einen Moment entgegen.»
Nach dem Duell mit Mainz, das ohne seinen gesperrten Trainer Sandro Schwarz antritt, stehen die Partien in Köln und gegen Düsseldorf an. «Wir haben gesagt, wir machen nach dem Bayern-Spiel einen Strich», sagte Sport-Geschäftsführer Martin Przondziono. «Jetzt wissen wir, dass wir Bundesliga spielen und auch gegen gute Mannschaften bestehen können. Jetzt gilt es, anfangen zu punkten.»
Wobei sie in Paderborn großen Wert darauf legen, dass sie auch die bisherigen Spiele mit voller Ernsthaftigkeit angegangen sind. «Wir haben auch gegen die Bayern versucht zu punkten», sagte der junge Innenverteidiger Luca Kilian. «Wir werden unseren Weg weitergehen. Klar brauchen wir Punkte, aber wir müssen dranbleiben und dann gegen Mainz den Bock umstoßen», sagte Routinier Uwe Hünemeier.
Dafür wollen sie wieder 90 Minuten lang Vollgas geben. Denn nur weil sie selbst den großen FC Bayern in Schwierigkeiten brachten, heißt das noch lange nicht, dass es gegen Mainz mit dem ersten Dreier klappt. Es wird eine komplett andere Partie, in der auch die Paderborner das Spiel werden machen müssen und in dem sie zum ersten Mal in dieser Saison wirklich etwas zu verlieren haben.
Doch die ungewohnte Ausgangslage soll nicht zu Verkrampfungen führen. «Druck hast du doch immer in der Bundesliga, egal ob du gegen Bayern oder gegen Mainz spielst», sagte Przondziono. Wichtig sei es, dass die Mannschaft an ihrem bisherigen Spielstil festhalte, weiter offensiv agiere und ihr Leistungsvermögen abrufe.
Bislang ist das dem Aufsteiger mit Ausnahme des Heimspiels gegen den FC Schalke 04 stets gelungen. Dass der Kader auch in der Breite Bundesliga-Niveau hat, zeigten die Personalien Kilian und Kai Pröger gegen Bayern. Der erst 20 Jahre alte Kilian zeigte bei seiner Erstliga-Premiere, warum ihn U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz bereits nominiert hat. Und der eingewechselte Pröger unterstrich mit seinem ersten Bundesliga-Tor, dass er in die Startelf drängt.
(dpa)