Jubel, Tränen, Rosenkranz: Maradona als Trainer umjubelt

La Plata – Die Fans im Stadion von Gimnasia y Esgrima feierten, als ob sie den Meistertitel gewonnen hätten.

Dabei muss der argentinische Erstligist noch viele Punkte gewinnen, um den Abstieg zu verhindern. Der Jubel auf der mit 26.000 Menschen voll besetzten Tribüne galt am Sonntag dem neuen Coach, Diego Maradona. Der Ex-Weltmeister stellte sich als Hoffnungsträger mit einem offenen Training des Teams in La Plata vor, 60 Kilometer südlich von Buenos Aires.

«Ich konnte es nicht glauben, als ich dies alles sah», sagte Maradona mit Tränen in den Augen zum euphorischen Empfang. Vier Fans stürmten zu Beginn des Trainings ins Spielfeld ein. Einer von ihnen schaffte es bis zu Maradona, küsste den 58-Jährigen und kniete sich ehrfürchtig vor ihm nieder, bevor er vom Sicherheitspersonal abgeführt wurde. Rund 2200 Menschen hatten sich in den letzten drei Tagen neu als Vereinsmitglieder eingetragen, um Tickets für die Heimspiele Gimnasias kaufen zu können.

Fußball-Legende Maradona ließ es sich nicht nehmen, in seiner etwas konfusen Redensart, Feinde und Freunde seiner Karriere zu identifizieren. Er sei nach der Niederlage der von ihm geführten Nationalelf Argentiniens gegen Deutschland im Viertelfinale der WM 2010 von dem damaligen FIFA-Präsidenten Joseph Blatter und dem langjährigen argentinischen Verbandschef Julio Grondona als Trainer verbannt worden, sagte er der Presse auf dem Spielfeld. Deshalb stehe er erst jetzt wieder als Coach vor einem Verein seines Heimatlands, obwohl er seit vielen Jahren in Argentinien aktiv sein wollte.

Der Dopingfall, der ihn von der WM 1994 in den USA ausschloss, sei nicht einmal für ein Kind glaubhaft, erklärte Maradona auf der Pressekonferenz, in der er nach dem Training als Coach vorgestellt wurde. Man habe ihn ausschließen wollen, nachdem dank seiner Teilnahme an der WM bereits alle Tickets gut verkauft worden waren.

Auch die Politik blieb dem Comeback des Idols nicht fern. Die Schwester der in La Plata geborenen Ex-Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner schenkte Maradona zum Abschluss der Pressekonferenz einen Rosenkranz ihrer im April gestorbenen Mutter, die als Ginmasia-Fan bekannt war. Cristina Fernández bewirbt sich bei den Wahlen vom 27. Oktober als Vizepräsidentin des Oppositionspolitikers und Favoriten Alberto Fernández. Maradona sagte, er sehe in Argentinien nicht mehr die Menschen lächeln. Das Land steht unter der Regierung des konservativen Präsidenten Mauricio Macri in einer schweren Wirtschaftskrise.

Maradona war bis Juni Trainer des mexikanischen Zweitligisten Dorados de Sinaloa. Er gab den Posten wegen Gesundheitsproblemen auf. Im Juli unterzog er sich in Buenos Aires einer Knie-Operation. In seiner kurzen Zeit in Mexiko gelang es dem Weltmeister von 1986, die Dorados vom Tabellenende an die Spitze und bis ins Finale im Aufstiegskampf zu bringen

Gimnasia y Esgrima kämpft als Tabellenletzter gegen den Abstieg. Das erste Spiel unter der Führung Maradonas ist für den 15. September gegen den Liga-Meister Rácing Club angesetzt.


(dpa)

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