Hamburg – An Virgil van Dijk kommt derzeit niemand vorbei. Weder bei Ehrungen noch auf dem Platz.
Der Kapitän der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft wird von den Fans in seiner Heimat und den Anhängern des Champions-League-Gewinners FC Liverpool wie kein anderer verehrt, von seinen Gegenspielern wird der 28-Jährige gefürchtet – aber alle begegnen ihm mit Respekt.
«Er wurde viele Jahre ein bisschen unterschätzt. Aber die letzten zwei, drei Jahre ist er bei Liverpool der Fels in der Brandung, auch in der Nationalmannschaft», sagte Bundestrainer Joachim Löw über den 1,93 Meter großen Modellathleten. «Er ist extrem kopfballstark, extrem zweikampfstark, er hat ein sehr gutes Auge, und in der Spielauslösung ist er die letzten Monate stark gewesen.»
Van Dijk sei ein kompletter Abwehrspieler. «Man muss schon viel investieren, wenn man ihn aus dem Gleichgewicht bringen will», meinte Löw. Wie viel man investieren muss, dürfen seine Spieler am Freitag (20.45 Uhr) in Hamburg im EM-Qualifikationsspiel erleben.
Van Dijk gilt als derzeit bester Verteidiger der Welt. Er war der maßgebliche Spieler für Trainer Jürgen Klopp beim Gewinn der europäischen Königsklasse mit dem FC Liverpool, wurde von seinen Profi-Kollegen zum Spieler der Saison in der Premier League gewählt.
Der Sohn einer surinamesischen Mutter und eines niederländischen Vaters überstrahlt in diesem Jahr sogar Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Er gewann die Wahl zu Europas Fußballer des Jahres gegen den Argentinier vom FC Barcelona und den Portugiesen von Juventus Turin. Und auch bei der Wahl zum Weltfußballer gilt van Dijk als Favorit. «Man kann mich nicht mit Lionel Messi und Cristiano Ronaldo vergleichen», meinte er dennoch bescheiden.
Van Dijk ist kein Mann der lauten Töne, er wirkt bisweilen stromlinienförmig. Und dennoch strahlt er eine natürliche Autorität aus, allein schon durch seine körperliche Präsenz. Bondscoach Ronald Koeman weiß, was er an ihm hat, machte ihn zum Kapitän des Oranje-Teams.
Sein Aufstieg in den Status als Superstar war nicht vorgezeichnet. Der in Breda geborene van Dijk fand nur schwer in die Profi-Karriere. Und gerade als es beim FC Groningen losgehen sollte, stoppte ihn 2012 eine schwere Erkrankung. «Ich musste mein Testament unterschreiben», erzählte er später in einem Interview.
Doch van Dijk kämpfte sich zurück. Über Celtic Glasgow wechselte er 2015 zum FC Southampton in die Premier League. Sein Trainer damals: Ronald Koeman. Im Januar 2018 wechselte van Dijk zum FC Liverpool – für 84,5 Millionen Euro. Bis dahin der Rekordpreis für einen Abwehrspieler. Die Investition hat sich für die Reds gelohnt.
Vor allem van Dijks Zweikampf-Werte sind phänomenal. Als ihn Nicolas Pepe im Premier-League-Spiel gegen den FC Arsenal in der siebten Minute ausgedribbelt hatte, war dies für Statistik-Fans eine Meldung wert: Pepe sei der erste Spieler nach 50 Premier-League-Spielen, der den Niederländer überwand.
Marco Reus ahnt schon, was da am Freitag auf ihn und seine Kollegen zukommt. «Er wird uns vor eine große Herausforderung stellen», sagte der Dortmunder. «Aber wir haben die Qualität, nicht nur, um ihn auszuspielen, sondern die ganze Mannschaft.»
(dpa)