Flensburg/Mannheim – Im ersten Gipfeltreffen der noch jungen Bundesligasaison stehen die Rhein-Neckar Löwen beim deutschen Handball-Meister SG Flensburg-Handewitt vor ihrer Reifeprüfung.
«In Flensburg erwartet uns eines der schwierigsten Auswärtsspiele, die man in der Liga haben kann. Die SG ist zuhause eine Macht. Wir tun gut daran, nicht zu viel über den Gegner nachzudenken und uns auf unser Spiel zu konzentrieren», sagte Löwen-Regisseur Andy Schmid vor dem Duell des Meisters von 2016 und 2017 beim Champion der vergangenen beiden Jahre an diesem Donnerstag (19.00 Uhr/Sky).
Hinter dem Einsatz des Weltklassespielers, der am Freitag 36 Jahre alt wird, steht jedoch ein Fragezeichen. Beim mühevollen 26:23-Auftaktsieg bei den Eulen Ludwigshafen musste der Schweizer am vergangenen Sonntag wegen einer Bauchmuskelzerrung zuschauen – zum ersten Mal in der Liga seit 2010. «Natürlich wollen wir Andy gerne in unserer Mannschaft haben. Aber ich werde auch nichts riskieren», sagte Neu-Trainer Kristjan Andresson.
Ob mit oder ohne Schmid – die Löwen brauchen beim Titelverteidiger einen Sahnetag, wollen sie etwas Zählbares mitnehmen. «Es geht gegen den Meister. Das ist aktuell der Maßstab der Bundesliga. Für uns ist es die Chance, uns auf höchstem Niveau zu beweisen», sagte Andresson.
Der Isländer, der das schwere Erbe von Dänemarks Weltmeister-Coach Nikolaj Jacobsen angetreten hat und bis zur EM 2020 in einer Doppelfunktion auch die schwedische Nationalmannschaft betreut, sieht in der Partie eine Riesenherausforderung: «Unsere Schlüsselspieler müssen besser sein als die von Flensburg, unser Gegenstoß muss besser funktionieren als deren Gegenstoß.» Noch deutlicher wurde Rückkehrer Uwe Gensheimer: «Wir müssen im Kopf bereit sein.»
Denn die SG präsentiert sich trotz der Abgänge von Kapitän Tobias Karlsson (Karriereende) und Top-Torschütze Rasmus Lauge (Veszprem) schon zu Beginn der Saison in glänzender Verfassung. Erst holte das Team von Trainer Maik Machulla gegen den Erz- und Titelrivalen THW Kiel den Supercup, dann bei der hoch gehandelten MT Melsungen souverän die ersten Bundesliga-Punkte.
«Flensburg hat ein funktionierendes System und die Abgänge sehr gut kompensieren können. Auf uns warten eine starke Abwehr und ein tolles Torhüter-Gespann, dazu ein richtig gutes Tempospiel nach Ballgewinn», lobte Andresson den Gegner. «In dieser Hinsicht ist die SG eine komplette Mannschaft.»
Auch Flensburgs Erfolgstrainer Machulla war überrascht vom Turbo-Start seiner Schützlinge. «Sie geben Gas und haben Spaß miteinander. Jeder übernimmt Verantwortung und zeigt, dass er viel lernen möchte», sagte der 42-Jährige. «Ich liebe diese Mannschaft einfach.»
Dennoch reisen die Löwen ohne Angst in den hohen Norden. «Wir müssen uns nicht kleiner reden, als wir sind. Wir haben schon gezeigt, dass wir in Flensburg gewinnen können», sagte Schmid. Zuletzt gelang das im Mai 2017 – zwei Wochen später waren die Mannheimer Meister.
(dpa)