Bayerns Alleinunterhalter Lewandowski beeindruckt Coutinho

Gelsenkirchen – Selbst die neue Bundesliga-Attraktion Philippe Coutinho trat komplett in den Hintergrund und verneigte sich vor Robert Lewandowski.

«Das ist einfach aufregend», sagte Coutinho zum überragenden Saisonstart von Bayern Münchens Super-Torjäger und Alleinunterhalter Lewandowski, «er ist eine Legende». Und diese Legende wird den Bayern wohl noch einige Jahre erhalten bleiben. In Kürze soll der bis 2021 gültige Vertrag um weitere zwei Jahre verlängert werden. Dies sei «zu 95 Prozent klar», bestätigte Lewandowski selbst nach seiner Gala beim Pay-TV-Sender Sky.

Seine Bedeutung unterstrich der 31 Jahre alte Pole beim souveränen 3:0 (1:0) des Rekordmeisters bei Schalke 04 mit den Bundesligatoren 205, 206 und 207 im 292. Spiel. Mit einer Torquote von 0,7 pro Partie ist Lewandowski der einzige Spieler in 56 Jahren Bundesliga, der annähernd an den großen Gerd Müller (0,85) herankommt. Dies scheint bei den Gehaltsgesprächen nicht die schlechteste Verhandlungsposition zu sein.

«In jeder Saison kann ich alleine etwas Besonderes machen, aber ich versuche, der Mannschaft zu helfen», sagte Lewandowski nach seinem zweiten persönlichen Gala-Auftritt binnen einer Woche. Schon beim enttäuschenden 2:2 zum Saisonauftakt gegen Hertha BSC hatte er doppelt getroffen. Damit schoss Lewandowski alle fünf Bayern-Tore in der noch jungen Saison allein. «Fünf Tore in zwei Spielen – die Messlatte hat er schonmal sehr hoch gelegt», sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Wohl noch in dieser Spielzeit dürfte Lewandowski in der ewigen Torjägerliste an Manfred Burgsmüller (213 Tore) und Jupp Heynckes (220) vorbeiziehen. Der Pole ist zudem früh auf Kurs in Sachen dritter Torjägerkanone am Stück und der fünften insgesamt. Damit hätte er nur noch zwei weniger als Gerd Müller.

«Robert Lewandowski war natürlich sensationell gut. Seine Effizienz und seine Kaltschnäuzigkeit sind einzigartig», meinte Trainer Niko Kovac, und Salihamidzic befand: «Lewa ist Wahnsinn. Er ist ein Stürmer, den man sich nur wünschen kann. Ein Wort: unverzichtbar.»

An diesen Stellenwert erinnerte Lewandowski mit seinem Auftritt, nachdem tagelang im Zusammenhang mit den Bayern eigentlich nur noch über Coutinho gesprochen und geschrieben wurde. Der 27 Jahre alte Brasilianer soll ein Mosaikstein auf dem Weg zum vor allem auch von Lewandowski ersehnten ersten Champions-League-Titel seiner Karriere sein. «Unser Kader ist optimal», sagte Lewandowski nach den Ausleihen Coutinhos vom FC Barcelona und Ivan Perisics von Inter Mailand in der vergangenen Woche. Zudem kam noch Mickaël Cuisance aus Gladbach.

«Es sieht wirklich sehr gut aus. Wir konnten heute in der zweiten Halbzeit zwei Wechsel machen und dann kam frisches Blut rein, das hat mich sehr gefreut», sagte Lewandowski zu den letzten getätigten Transfers. Immer wieder hatten er und andere Führungsspieler in den vergangenen Wochen noch Verstärkungen gefordert. Nun dürfte es auch im Hinblick auf die vorzeitige Vertragsverlängerung schnell gehen.

Schon in den vergangenen Monaten machte Lewandowski angesichts des sich abzeichnenden letzten Karriereabschnitts bei den Bayern eine bemerkenswerte Wandlung durch. In der Vergangenheit galt er auch im polnischen Nationalteam eher als Einzelgänger, der auch von Beraterseite forciert auf einen Vertrag etwa bei Real Madrid fokussiert schien. Im Bewusstsein, den europäischen Henkelpott wohl nur noch mit den Bayern holen zu können, wandte sich Lewandowski in München dem Team zu und übernahm als Vize-Kapitän von Manuel Neuer auch mehr Verantwortung. «Alleine kann man ein Spiel gewinnen, aber mit der Mannschaft gewinnst du Titel», sagte Lewandowski nun.

Die Hoffnung ist da, mit Coutinho, den die Bayern im Sommer für 120 Millionen Euro fest verpflichten können, auch in Europa wieder nach der Krone greifen zu können. «Das ist ein großer Club. Wir kämpfen um alles», meinte Coutinho, der angesichts seines Fitnessrückstands auf Schalke nur gut 30 Minuten lang seine Fähigkeiten andeuten konnte. «Man sieht, was er für ein feiner Fußballer ist. Man bekommt ihn ja kaum zu fassen», sagte Salihamidzic anschließend über Coutinho. Der Ausnahmekönner selbst wollte nicht lange reden. Im Mittelpunkt stand nicht der Brasilianer, sondern ausschließlich Lewandowski.


(dpa)

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