US-Sprinter Christian Coleman unter Verdacht

Los Angeles – Einen Monat vor Beginn der Leichtathletik-WM in Doha/Katar ist mit Christian Coleman ausgerechnet der schnellste Sprinter der vergangenen drei Jahre unter Doping-Verdacht geraten.

Der 23 Jahre alte Amerikaner soll nach Berichten der Nachrichtenagentur AP und der britischen Zeitung «Daily Mail» innerhalb von zwölf Monaten drei sogenannte Missed Tests gehabt haben – das heißt, er wurde bei Doping-Kontrollen nicht angetroffen. Der Internationale Leichtathletik-Verband will sich nicht zum Vorwurf äußern, der Sportler selbst bisher auch nicht.

Eine IAAF-Sprecherin verwies auf die für Kontrollen zuständige Athletics Integrity Unit (AIU) sowie auf die amerikanische Anti-Doping-Agentur USADA. Beide Organisationen haben bislang keine Erklärungen abgegeben. Coleman droht eine Sperre von bis zu zwei Jahren und damit das Aus nicht nur für die WM vom 27. September bis 6. Oktober im Wüstenstaat, sondern auch für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Tokio.

Der Vize-Weltmeister von London 2017 über 100 und 4×100 Meter, Hallen-Weltrekordler und -Weltmeister über 60 Meter führt derzeit die internationale Bestenliste über 100 Meter mit 9,81 Sekunden an. Seine schnellste Zeit liegt bei 9,79 Sekunden, der Weltrekord von Usain Bolt von 2009 bei 9,58 Sekunden. Nach dem Rücktritt des jamaikanischen Superstar und achtmaligen Olympiasiegers gilt Coleman WM-Favorit. In London war er hinter seinem Landsmann Justin Gatlin und vor Bolt ins Ziel gekommen.

Nach Angaben der AIU hatte Coleman in diesem Jahr bislang elf Doping-Kontrollen. In der Liste der offenen Fälle bei Verstößen gegen die Anti-Doping-Regeln taucht sein Name nicht auf. Die USADA soll bereits ein Verfahren wegen der verpassten Kontrollen eingeleitet haben. Laut «Daily Mail» sollen Colemans Anwälte einen «Missed Test» anfechten.

Die Athleten müssen gemäß den Anti-Doping-Richtlinien für jeden Tag ihre Aufenthaltsorte angeben, um für eine unangemeldete Kontrolle zur Verfügung zu stehen. Bei Verstößen gegen die Meldepflicht beträgt die Sperre zwei Jahre, diese kann aber nach dem Reglement der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) auf mindestens ein Jahr reduziert werden – je nach Schwere des Verschuldens.

Coleman sollte ursprünglich am vergangenen Sonntag beim Meeting in Birmingham an den Start gehen, sagte aber zwei Tage vorher wegen «Komplikationen nach dem Training» ab und verwies auf sein großes Ziel bei der WM. Dort will er über 100, 200 und 4×100 Meter starten.

In den vergangenen Jahrzehnten sind immer wieder Sprintstars des Dopings überführt worden. Der amtierende Weltmeister Gatlin bereits zweimal. 2006 war er als Wiederholungstäter sogar für acht Jahre gesperrt worden, das Strafmaß wurde später auf vier Jahre reduziert. Auch der Kanadier Ben Johnson (1988), der Brite Linford Christie (1999), der Jamaikaner Asafa Powell (2013) oder der Amerikaner Tyson Gay (2013) erwischte es.


(dpa)

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