Antwerpen – Von der Wucht des Weltmeisters wurden sie förmlich überrollt: Nach dem geplatzten Titeltraum bei der EM haben Deutschlands Hockey-Herren noch zwei hohe Jahresziele. EM-Bronze im kleinen Finale gegen die Niederlande und das Olympia-Ticket für 2020 nach Tokio.
«Die Mannschaft hat sich selbst und Hockey-Deutschland gezeigt, welch großes Potenzial sie hat. Das ist ein wichtiger Entwicklungsschritt, meine Zuversicht ist groß, dass wir unsere Ziele erreichen», sagte DHB-Sportdirektor Heino Knuf in Antwerpen trotz des bitteren 2:4 (2:0) im Halbfinale gegen den Top-Favoriten Belgien.
Ein Sieg über das Oranje-Team wäre zumindest ein schwacher Trost. Weit wichtiger ist aber eine erfolgreiche Olympia-Ausscheidung, die Anfang November in Mönchengladbach stattfindet. Da nur der Sieger von Antwerpen direkt für Olympia qualifiziert ist, steht nun fest, dass die deutschen Herren diesen Umweg auf jeden Fall gehen müssen.
Zwei Tore aus der Feinkost-Abteilung durch Christopher Rühr (21.) und Florian Fuchs (26.) und die Spielkontrolle über fast zwei Drittel der hochklassigen Partie waren Makulatur, weil der Weltmeister nach dem Anschluss durch Tom Boons Strafecke (46.) so richtig ins Rollen kam. Angefeuert von 7000 heißblütigen Fans drehten die Belgier das Match mit drei Toren in den letzten sechs Minuten im Stil eines Champions – im Finale wartet nun Spanien (4:3 über Titelverteidiger Niederlande).
Nichts erinnerte an den 0:8-Ausrutscher gegen Belgien bei der Pro League im Juni, die höchste Niederlage der DHB-Herren seit 1913. «Wir haben lange gezeigt, dass wir auch den Weltmeister in große Probleme bringen können. Aber nur bedrohen reicht halt nicht», meinte der frustrierte Bundestrainer Stefan Kermas. «Tenor ist: Wir waren mindestens eine Halbzeit besser, aber wir müssen uns noch die paar Prozent erarbeiten, um das bis ganz zum Ende durchziehen zu können.»
Das ist schon am Samstag (18.00 Uhr) nötig, dann bietet sich die Chance zur Revanche für das Vorrunden-2:3 gegen den Erzrivalen. «Ein Sieg über Holland ist immer unser Ziel», betonte Kapitän Mats Grambusch. Eines haben die Deutschen in Antwerpen schon erreicht: Da sie anders als England unter die Top 4 gelangt sind, ziehen sie in der Weltrangliste an den noch vor ihnen stehenden Briten vorbei.
Vorteil: Bei der Auslosung für die Olympia-Ausscheidung rücken sie nun in Topf 1 vor und bekommen einen leichteren Gegner als England in Topf 2. «Das ist natürlich ein positiver Aspekt», meinte Nationalspieler Ferdinand Weinke. Das Erreichen des EM-Finales und das Direkt-Ticket nach Tokio wäre ihm und seinen Teamkollegen aber natürlich lieber gewesen.
(dpa)