Rotterdam – Isabell Werth ballte die rechte Faust – und Bundestrainerin Monica Thedorescu tanzte auf der Stelle und rief: «Ja, ja, ja!»
Gemeinsam feierten sie die 19. EM-Goldmedaille von Werth, die wieder einmal im entscheidenden Moment cool blieb. Die Ausnahmereiterin aus Rheinberg setzte sich am Donnerstag in einem spannenden Finale mit Bella Rose knapp vor Dorothee Schneider aus Framersheim mit Showtime durch.
«Hammer», rief Werth, während sie nach dem Grand Prix Spezial aus dem Stadion ritt und in Rotterdam einen erneuten Triumph feierte. Mit 86,520 Prozent gewann die erfolgreichste Reiterin der Welt knapp vor Schneider, die mit Showtime (85,456) ihre erste internationale Einzelmedaille feierte. Dritte wurde die Dänin Cathrine Dufour mit Cassidy (81337).
«Die letzte Topleistung bringt man nur unter Druck», sagte Werth zu dem nervenaufreibenden Finale. «Das war einfach toll», kommentierte die 50-Jährige ihren Ritt und lobte ihre Stute: «Sie ist in fantastischer Form.» Sie zu reiten, «war heute der pure Traum».
Glücklich war auch die Zweite. «Das Gefühl war sensationell», kommentierte Schneider ihren Ritt. «Er war super konzentriert», berichtete die 50-Jährige aus Framersheim. Dass es nicht zu Gold gereicht hat, «das ist mir heute egal. Ich bin super happy.»
«Das ist gewaltig», kommentierte Equipe-Chef Klaus Roeser das packende Finish mit den Plätzen eins und zwei für Deutschland. «Es war sensationell von beiden. Und es war wirklich spannend bis zum Schluss.»
Nicht zufrieden war Jessica von Bredow-Werndl, die Vierte wurde. Die 33-Jährige aus Tuntenhausen machte mit Dalera zu viele kleine Fehler. «Die Fehler gehen auf meine Kappe», sagte sie nach ihrem Ritt mit 78,541 Prozent: «Das ist nicht so wie erwartet.» Immerhin erreichte die Reiterin aus Bayern noch die Kür am Samstag, weil sie besser war als der enttäuschende Sönke Rothenberger aus Bad Homburg mit Cosmo (78,116). Er wurde Sechster.
Während es in der Dressur bereits zwei Titelentscheidungen gab, wird im Springen erst am Freitag der erste Medaillensatz vergeben. Die deutschen Springreiter haben einen Tag zuvor ihre führende Position verloren. Das Quartett fiel in der ersten Runde des Nationenpreises am Donnerstag auf Rang zwei zurück. «Ich muss mich erst beruhigen», sagte Bundestrainer Otto Becker nach einem nervenaufreibenden Springen mit zwei Null-Runden und zwei Mal acht Strafpunkten für sein Team.
«Das war eine Achterbahnfahrt», gestand der Coach, der am Ende mit Platz zwei noch zufrieden war. Hinter Belgien mit 11,07 Strafpunkten liegt seine Mannschaft mit 12,22 nur knapp dahinter und hat sich so die Chance auf Gold erhalten. Dann folgt Großbritannien (13,41). «So ist noch alles drin», sagte der Bundestrainer.
Die hoffnungsvolle Position rettete Daniel Deußer mit seinem abschließenden Null-Fehler-Ritt. In der Einzelwertung liegt Deußer nun mit Tobago als bester Deutscher auf Platz vier. Es führt der Brite Ben Maher mit Explosion vor dem Schweizer Steve Guerdat mit Bianca.
Eine glänzende Leistung zeigte wie am Vortag Simone Blum, die mit Alice im Einzel jetzt Sechste ist. «Ich genieße jeden Moment», kommentierte die 30-Jährige aus dem bayrischen Zolling ihre erste EM. «Es war wieder eine schöne Runde, ich bin einfach glücklich darüber. Alice ist hier toll drauf, sie macht es mir leicht.»
Im Gegensatz zum Zeitspringen am Mittwoch gab es diesmal keine drei weiteren fehlerfreien Runden durch ihre Kollegen. Der nach Blum startende Christian Ahlmann kassierte mit Clintrexo ebenso acht Strafpunkte wie Marcus Ehning mit Comme Il Faut.
(dpa)