Budapest – Die deutschen Fechter stiegen am Wochenende mit viel Rückenwind in den Flieger Richtung Budapest.
Nach vier Medaillen bei der stimmungsvollen Heim-EM in Düsseldorf «wollen wir diese Vorlage bei der WM nutzen», sagte Sportdirektor Sven Ressel der Deutschen Presse-Agentur vor der Abreise zum am Montag startenden Saisonhöhepunkt. Der sich gut ein Jahr vor den Olympischen Spielen aber nicht unbedingt danach anfühlt.
«Auf der einen Seite», sagte Team-Europameister Max Hartung der Deutschen Presse-Agentur, werden die Kämpfe in der ungarischen Hauptstadt «bestimmt viel Spaß machen.» Auf der anderen Seite aber sei die EM im Juni «ein ganz besonderes Turnier» gewesen, sagte der Säbelfechter: «Das war ein Kraftakt, nach dem man eigentlich die Füße hochlegen und sagen möchte: Geschafft! Geil war’s!»
Stattdessen ging es für die 24-köpfige Mannschaft des Deutschen Fechter-Bundes fast direkt ins Trainingslager, die Weltmeisterschaften sind in zweifacher Hinsicht von besonderer Bedeutung. Zum einen gibt es für gute Platzierungen in den Budapester Säbel-, Florett- und Degen-Wettkämpfen deutlich mehr Punkte für die Olympia-Qualifikation. Und zum anderen hat der Verband viel gutzumachen: Vor einem Jahr war die WM in Wuxi/China erstmals seit Wien 1971 ohne einen deutschen Podestplatz zu Ende gegangen.
«Wir blicken angespannt, aber hoffnungsvoll nach Budapest», sagte Ressel: «Es ist das wichtigste Qualifikationsturnier für Olympia, da gilt volle Konzentration. In den Teams gilt es, sich möglichst unter den Top Acht zu platzieren.» Für Tokio 2020 qualifizieren sich pro Waffe die jeweils vier besten Nationen der Weltrangliste, dazu je ein weiterer Nationalverband aus jeder der vier «Zonen» des Weltverbandes FIE (Afrika, Europa, Asien-Ozeanien, Amerika).
Stand heute würden die Säbelfechter und Florettfechterinnen nach Japan fliegen. Die jeweils drei Teammitglieder sind automatisch in den Einzel-Wettkämpfen startberechtigt. Die Qualifikation über die Einzel-Weltrangliste ist dagegen etwas komplizierter. In Rio de Janeiro 2016 waren insgesamt nur vier Deutsche am Start, die keine Medaille gewinnen konnten.
In Düsseldorf stimmte mit Gold für die Säbel- und Silber für die Florettfechter zumindest die Teambilanz. Die Leistung im Einzel war mit Bronze für Hartung und Degenfechterin Alexandra Ndolo noch ausbaufähig. «Die Säbelherren sind schon eine Art Lebensversicherung. Das ist ein tolles Team, das sich in der absoluten Weltspitze befindet», sagte Ressel: «Aber es ist in der Weltspitze sehr eng. Der EM-Titel ist keine Garantie, dass wir durchmarschieren.»
Eine erneute Überraschung wie in Düsseldorf durch die Florett-Herren würde dem Sportdirektor gelegen kommen. «Man sieht durch die Silbermedaille bei der EM, dass sie mit ihrer Erfahrung im Team immer erfolgreich sein können. Mit Blick auf Olympia ist alles drin», sagte Ressel über die Mannschaft um Peking-Olympiasieger Benjamin Kleibring und den viermaligen Einzel-Weltmeister Peter Joppich.
(dpa)