Yeosu – Gut 20 Minuten hoffte und bangte Leonie Beck beim Blick auf die WM-Anzeigetafel, dann durfte auch sie endlich ihr Olympia-Ticket bejubeln.
Erleichtert fiel die Freiwasserschwimmerin Bundestrainer Stefan Lurz und ihrem Vater in die Arme, wischte sich mit ihrem Handtuch die Freudentränen aus dem Gesicht und bejubelte den neunten Platz. Nach einem packenden Zehn-Kilometer-Rennen im Hafenbecken des sonnigen Expo Ocean Parks in Yeosu zeigten erst die Videobilder endgültig: Beck und ihre Teamkollegin Finnia Wunram als Achte dürfen in Tokio 2020 starten.
«Das kämpfen hat sich diesmal richtig gelohnt und die ganzen Jahre, die ich dafür gearbeitet habe, haben sich auch rentiert», sagte Beck in Südkorea. Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz kommentierte das Warten auf das Ergebnis mit seiner Sportlerin auf der schwimmenden Startbrücke so: «Die letzten 20 Minuten waren fast aufregender als das Rennen.»
Doch langweilig war auch der Wettkampf keineswegs – im Gegenteil: In dem außergewöhnlich engen Rennen, in dem eine große Spitzengruppe bis zum Ziel zusammenblieb und die Medaillenränge erst nach einem Fotofinish feststanden, gewann die Chinesin Xin Xin vor Haley Anderson aus den USA und der Italienerin Rachele Bruni. Wunram lag 3,5 Sekunden hinter der Siegerin, Beck 3,8 Sekunden. Der Vorsprung der 22-Jährigen auf Rang elf, der nicht mehr für Tokio gereicht hätte, betrug gerade einmal 0,2 Sekunden – und das nach fast zwei Stunden Renndauer.
Vor dem Rennen hatte sich Lurz kaum Sorgen um die sportlichen Qualitäten seines Würzburger Schützlings gemacht. Er dachte vielmehr an Becks Nerven. «Sie konnte frühstücken, was schonmal sehr viel Wert ist», erklärte er anschließend lächelnd. «Sie hat das Frühstück auch behalten, was nochmal sehr viel Wert ist.»
Anders als Beck, war sich Wunram nach dem Rennen schnell sicher, den Olympia-Platz zu haben. «Ich bin noch ein bisschen sprachlos, aber ich bin sehr, sehr glücklich, dass ich es jetzt geschafft habe», sagte die 23-jährige Magdeburgerin noch etwas außer Atem. «Das ganze harte Training hat sich jetzt endlich ausgezahlt. Dafür liebe ich den Sport, dass man mit solchen Sachen dann belohnt wird.» Am Dienstag wollen Florian Wellbrock und Rob Muffels nachziehen und ihre Tokio-Tickets buchen. Bei den Frauen konnten sie sich live vor Ort schon einmal davon überzeugen, wie eng es dabei zugehen kann.
(dpa)