Quintett um Kerber hübscht deutsche Wimbledon-Bilanz auf

London – Mit Titelverteidigerin Angelique Kerber an der Spitze spielt ein deutsches Tennis-Quintett in Wimbledon um den Drittrunden-Einzug und hat den schwächsten deutschen Auftakt seit zwölf Jahren zumindest aufgehübscht.

Vorjahressiegerin Kerber bekam bei ihrer Rückkehr auf den Centre Court die besondere Aufregung in den Griff und gewann das deutsche Duell mit der unbequemen Tatjana Maria letztendlich ohne Zittern 6:4, 6:3.

Nach dem kollektiven deutschen Erstrunden-Scheitern und dem Aus für Alexander Zverev am Eröffnungstag gelang Kerber der erste Schritt zu ihrem ambitionierten Vorhaben, den Titel beim prestigeträchtigen Rasenturnier zu verteidigen.

Die bescheidene Auftaktbilanz konnte auch ein glanzvoller zweiter Turniertag aus deutscher Sicht nicht so recht verbessern. Zuletzt standen 2007 nur fünf deutsche bei dem Rasenklassiker an der Church Road, bei dem die deutschen Tennisspieler traditionell erfolgreich sind, in der zweiten Runde.

Kerber meisterte auf dem Weg dorthin eine knifflige Geduldsprobe. «Ich war vor dem Match unfassbar nervös. Als Titelverteidigerin rauszugehen, war wirklich speziell», räumte die 31-Jährige ein. «Sich zu konzentrieren, war nicht so einfach. Aber ich habe es genossen. Es sind viele Emotionen zurückgekommen. Es ist großartig, zurück zu sein.»

Wildcard-Inhaber Dominik Köpfer erlebte dank eines 6:3, 4:6, 7:6 (11:9), 6:1 gegen den Serben Filip Krajinovic ein «unglaubliches» Grand-Slam-Debüt. French-Open-Achtelfinalist Jan-Lennard Struff startete mit seinem 6:4, 6:3, 6:2 gegen Radu Albot aus Moldau ebenso souverän ins Turnier wie Julia Görges. Die Vorjahres-Halbfinalistin hat nach einem 7:5, 6:1 gegen die rumänische Qualifikantin Elena-Gabriela Ruse gute Chancen auf das Weiterkommen. Für Stimmungsaufheller sorgten auch Rückkehrerin Laura Siegemund mit einem 6:2, 6:4 gegen die Britin Katie Swan. Einzig Andrea Petkovic glückte neben Maria am zweiten Turniertag kein Erfolg.

Am Mittwoch bestreitet dennoch keiner aus dem anfangs 14 Spieler umfassenden Aufgebot des Deutschen Tennis Bunds ein Einzel, weil es am Montag nur eine Niederlagen-Tristesse gegeben hatte. Am Donnerstag geht es dann auch für Kerber weiter.

Im Kampf um den Drittrunden-Einzug dürfte die Weltranglisten-95. Lauren Davis eine machbare Aufgabe sein. «Sie ist klein, sie bewegt sich gut, sie holt viele Bälle», berichtete Kerber über ihre Erfahrungen aus dem bisher einzigen siegreichen Vergleich mit der US-Amerikanerin. «Ich muss das Heft in die Hand nehmen.»

Nach ihrer gelungenen Wimbledon-Premiere als Titelverteidigerin wirkte Kerber gelöst. Die Aufregung hatte ihr den Zweitrunden-Einzug erschwert, als sie erstmals nach dem geschichtsträchtigen 14. Juli 2018 wieder den berühmten Londoner Centre Court betrat. Dass Herzogin Kate unter den Zuschauern war, war nur ein Aspekt, der sie an den Final-Coup über Serena Williams zurückblicken ließ.

Die deutsche Nummer eins ballte nach den nervenaufreibenden 81 Minuten die Hand zur Faust, warf einen kurzen Blick in ihre Box und verteilte Kusshändchen ans Publikum. Auf der Tribüne klatschten sich Mutter Beata und Trainer Rainer Schüttler ab. «Ich muss von null wieder anfangen. Ich will so weitermachen, wie ich die letzten Wochen und im letzten Jahr hier gespielt habe», sagte Kerber.

Ein Jahr, nachdem sie sich zur ersten deutschen Wimbledon-Siegerin seit Steffi Graf 1996 gekürt hatte, musste Kerber gegen Maria eine unangenehme Aufgabe lösen. Gegen die unkonventionell auftretende Schwäbin, die auf Rasen als gefährliche Gegnerin gilt, war Geduld gefragt. Die Außenseiterin spielte sowohl mit der Vor- als auch mit der Rückhand fast ausschließlich unterschnittene Slicebälle.

Die Eastbourne-Finalistin Kerber gab in beiden Sätzen einen Satz einen Vorsprung wieder her. Maria stellte die Titelkandidaten auch mit Netzangriffen vor Probleme, doch am Ende war der erste von sieben Siegen zum erhofften nächsten Titel-Coup geschafft. Vor zehn Jahren hatte Maria das erste Duell der beiden auf Sand glatt gewonnen. Diesmal nahm Kerber die Außenseiterin nach dem genutzten ersten Matchball als verdiente Siegerin in die Arme.


(dpa)

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