Kerber meistert Wimbledon-Auftakt gegen Maria

London – Angelique Kerber wirkte nach ihrer gelungenen Wimbledon-Premiere als Titelverteidigerin gelöst. Die Aufregung hatte ihr den Zweitrunden-Einzug erschwert, als sie erstmals nach dem geschichtsträchtigen 14. Juli 2018 wieder den berühmten Londoner Centre Court betrat.

Dass Herzogin Kate unter den Zuschauern war, war nur ein Aspekt, der sie an den Final-Coup über Serena Williams zurückblicken ließ. «Ich war vor dem Match unfassbar nervös. Als Titelverteidigerin rauszugehen, war wirklich speziell», räumte sie nach dem 6:4, 6:3 gegen Tatjana Maria ein. «Sich zu konzentrieren, war nicht so einfach. Aber ich habe es genossen. Es sind viele Emotionen zurückgekommen. Es ist großartig, zurück zu sein.»

Letztendlich löste die dreimalige Grand-Slam-Turniersiegerin ihre erste Aufgabe an der Londoner Church Road am Dienstag ohne Zittern. Nach dem kollektiven deutschen Erstrunden-Scheitern und dem Aus für Alexander Zverev am Eröffnungstag gelang Kerber der erste Schritt zu ihrem ambitionierten Vorhaben, den Titel beim prestigeträchtigen Rasenturnier zu verteidigen.

Im Kampf um den Drittrunden-Einzug dürfte die Weltranglisten-95. Lauren Davis am Donnerstag eine machbare Aufgabe sein. «Sie ist klein, sie bewegt sich gut, sie holt viele Bälle», berichtete Kerber über ihre Erfahrungen aus dem bisher einzigen siegreichen Vergleich mit der US-Amerikanerin. «Ich muss das Heft in die Hand nehmen.»

Für einen Stimmungsaufheller war neben Kerber auch Laura Siegemund und bei den Herren Dominik Köpfer gut. Nach einem 6:2, 6:4 gegen die Britin Katie Swan spielt die Metzingerin gegen die Tschechin Barbora Strycova. Grand-Slam-Debütant Köpfer sicherte sich dank seiner Wimbledon-Wildcard und einem 6:3, 4:6, 7:6 (11:9), 6:1 gegen den Serben Filip Krajinovic ein unvergessliches Erlebnis.

Andrea Petkovic vergrößerte dagegen die Tristesse nach dem desaströsen Eröffnungstag. Dass am Montag alle sieben deutschen Starter ausgeschieden waren, hatte auch Kerber verfolgt.

Die deutsche Nummer eins ballte nach den nervenaufreibenden 81 Minuten die Hand zur Faust, warf einen kurzen Blick in ihre Box und verteilte Kusshändchen ans Publikum. Auf der Tribüne klatschten sich Mutter Beata und Trainer Rainer Schüttler ab. «Ich muss von null wieder anfangen. Ich will so weitermachen, wie ich die letzten Wochen und im letzten Jahr hier gespielt habe», sagte Kerber.

Ein Jahr nachdem sie sich zur ersten deutschen Wimbledon-Siegerin seit Steffi Graf 1996 kürte, hatte Kerber gegen Maria eine unangenehme Aufgabe lösen müssen. Gegen die unkonventionell auftretende Schwäbin, die auf Rasen als gefährliche Gegnerin gilt, war Geduld gefragt. Die Außenseiterin spielte sowohl mit der Vor- als auch mit der Rückhand fast ausschließlich unterschnittene Slicebälle.

Knapp vermied Kerber einen 4:5-Rückstand. Mit einem Lob aus der Defensive sicherte sich die Titelkandidatin den ersten Durchgang und pustete beim Seitenwechsel auf ihrem Stuhl erleichtert durch.

Die Weltranglisten-Fünfte hatte zuvor einen gelösten Eindruck hinterlassen, betont, wie wohl sie sich auf Rasen fühle und wie froh sie sei, die missratene Sandplatz-Saison mit einem grippalen Infekt, einer Knöchelverletzung und dem Erstrunden-Aus bei den French Open hinter sich gelassen zu haben. «Mein Körper ist fit. Ich kann ohne Schmerzen spielen und genieße das Tennis wieder», hatte sie gesagt.

Bei ihrer Rückkehr nach Wimbledon sei gar nicht so viel anders gewesen als im letzten Jahr. Einmal abgesehen davon, dass Bilder von ihr als Vorjahressiegerin auf der traditionsreichen Anlage hängen, hatte Kerber geschildert. Diesmal fieberte aber der frühere Tennisprofi Schüttler als Trainer auf der Tribüne mit und nicht mehr der Belgier Wim Fissette.

Der 43-Jährige sah, wie die Eastbourne-Finalistin auch im zweiten Satz einen Vorsprung wieder hergab. Die Bad Saulgauerin Tatjana Maria stellte Kerber mit Netzangriffen vor Probleme, doch am Ende war der erste von sieben Siegen zum erhofften nächsten Titel-Coup geschafft. Vor zehn Jahren hatte Maria das erste Duell der beiden auf Sand glatt gewonnen. Diesmal nahm Kerber die Außenseiterin nach dem genutzten ersten Matchball als verdiente Siegerin in die Arme.


(dpa)

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