Familien-Connection: Borger, Sude und «Mister Volleyball»

Hamburg – Sie spielten schon zusammen im Sand, als Mutter Borger und Vater Sude als Beachvolleyball-Pioniere 1993 in Timmendorfer Strand um die deutsche Meisterschaft rangen.

26 Jahre später rocken die Profispielerinnen Karla Borger und Julia Sude mit viel Familienpower den WM-Strand am Hamburger Rothenbaum. «Ich würde sagen: Back to the Roots. Zurück zu dem, was ich kenne und worauf ich vertraue», beschrieb die 31 Jahre alte Sude die spezielle Stuttgart-Friedrichshafen-Connection. Vater Burkhard Sude (61), in Deutschland «Mister Volleyball» genannt, trainiert gemeinsam mit dem ehemaligen Hallen-Nationalcoach Igor Prielozny das Team Borger/Sude.

In der WM-Vorrunde hinterließen die 31-jährige Sude und ihre ein Jahr jüngere Abwehrspielerin Borger bei drei Siegen einen Top-Eindruck, begeisterten mit einem spektakulären 2:1 gegen das US-Duo April Ross und Alexandra Klineman. Vater Sude zeigte sich «zufrieden», sagte aber auch: «Wir können uns nichts dafür kaufen, das Turnier fängt jetzt erst an.» Für Borger, die 2013 mit Britta Büthe schon Vizeweltmeisterin war, sind die bisherigen Auftritte in Hamburg jedoch Bestätigung für den eingeschlagenen Weg: «Wir wissen, dass wir uns entwickelt haben. Jeden Tag lernen wir dennoch Neues dazu.»

Burkhard Sude – nimmermüder Volleyball-Experte, 203-maliger Nationalspieler in der Halle, als Beachvolleyball-Bundestrainer 2000 in Sydney am Gewinn der ersten deutschen Olympiamedaille von Jörg Ahmann und Axel Hager (Bronze) beteiligt – fühlt sich als Coach und Moderator des im Januar neu zusammengekommenen Teams zugleich. «Das erste Training war schrecklich», erinnerte sich Sude. In der Beachhalle in Singen hätte Vater Burkhard noch den weitaus fitteren Eindruck gemacht als sie selbst und Karla Borger.

Tochter Sude sieht mehrere wesentliche Vorteile in der neuen Partnerschaft mit Borger. «Wir haben viel Erfahrung, mussten nicht beim kleinen ABC anfangen. Und wir haben die gleiche Denke, dazu Spaß auf hohem Niveau», erklärte die gebürtige Gießenerin.

«Juli macht das alles souverän. Karla ist das aktivere Element, hat die Intuition», beschrieb Trainer Sude, «nebenbei» noch Zahnarzt, die Mischung in seinem Team: «Sie haben ein gutes Potenzial, um sich aus Notsituationen herauszuspielen.» Die Familienbande dürfe er nicht so rüberkommen lassen: «Bevorzugen darf ich keine. Da gibt es gewisse Regeln: Respekt und persönliche Wertschätzung. Mal ein hartes Wort, ja. Aber es darf nicht verletzend sein», betonte Burkhard Sude.

«Das ist alles ein Stück weit familiärer geworden», beschrieb die Olympia-Neunte Borger die spezielle Konstellation mit Trainer und Partnerinnen-Papa zugleich. «Das ist schon ein Vorteil, dass er natürlich nur das Beste für seine Tochter und somit auch für uns als Team möchte.» Karlas Mutter Cordula Pütter versucht so oft wie möglich, bei den Spielen als Fan und Rückhalt dabei zu sein.

«Er ist eben nicht nur mein Papa, sondern auch mein Trainer, der mich von klein auf in jeder Situation kennt, was ein riesen Vorteil ist», sagte Julia Sude: «Und er weiß, wie man eine Medaille gewinnt.» Und das ist das klare Ziel des gesamten Teams, vor allem bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio. Zeitdruck sieht Burkhard Sude auf dem Weg dahin nicht: «Sie sind ja schon fertig, haben schon viel erlebt. Es geht um Kleinigkeiten. Aber die sind wichtig.»


(dpa)

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