Der Investor: Lawrence Stroll und sein Projekt Racing Point

Montréal – Der Kauf eines Formel-1-Teams stand nie im Businessplan von Lawrence Stroll. Das sagte der Mitinhaber des Racing-Point-Rennstalls und Vater von Jung-Pilot Lance Stroll zumindest einmal.

Ein lukratives Investment ist aber ganz nach dem Geschmack des Kanadiers, der mit Beteiligungen an Modemarken wie Tommy Hilfiger und Michael Kors zum Milliardär aufstieg. «Diese Jungs hier haben weniger ausgegeben und bessere Leistungen abgeliefert», beschrieb Lawrence Stroll die Verlockung, zusammen mit einem Konsortium Force India im Sommer 2018 zu übernehmen.

Damals gehörte das Team, das anfangs Jordan, später Midland, Spyker und schließlich Force India hieß, noch dem halbseidenen Unternehmer Vijay Mallya und war zahlungsunfähig. Mit zwei vierten Plätzen in der Konstrukteurswertung nacheinander hatte der klamme Rennstall aber sein Potenzial bewiesen. Und Stroll suchte für seinen Sohn auch ein neues Formel-1-Cockpit, um Hinterbänkler Williams zu entfliehen. «Der Wert einer solchen Anlage wird steigen, wenn man sie richtig behandelt und schätzt», befand er mit Blick auf die Exklusivität der Motorsport-Königsklasse mit ihren nur zehn Teams.

Ein erfolgreiches Heimspiel in Montréal würde Stroll natürlich freuen, zumal die beiden Racing-Point-Piloten Sergio Perez und Stroll jr. in den zwei vergangenen Rennen ohne Zähler blieben. Für den Mann mit dem weißen Haar, der auffälligen Bräune und der bärenhaften Statur steht nach eigener Aussage aber die Entwicklung seiner Investition im Vordergrund. «Mittelfristig wollen wir um Platz drei kämpfen», sagte Stroll. Mit der Regelreform samt Budgetgrenze von 2021 an soll Racing Point «eines der großartigsten Teams im Fahrerlager» werden.

Stroll denkt eben in großen Dimensionen. Der 59-Jährige besitzt eine Kollektion sündhaft teurer Ferraris; um genügend Platz zu schaffen, ließ er Medienberichten zufolge an seinem Anwesen eine Tiefgarage ins Berggestein sprengen. Die Rennstrecke Mont-Tremblant nordwestlich von Montréal gehört ihm. Den Aufstieg seines Sohnes Lance in die Formel 1 ließ er sich angeblich rund 80 Millionen Dollar kosten.

«Ich denke, ich bin ein Typ wie jeder andere auch», sagte Lawrence Stroll einmal der «Montréal Gazette» in einem Interview. «Die meisten Typen lieben Autos und ich habe mich schon in jungen Jahren in sie verliebt.» Stroll habe als Heranwachsender Poster seiner Lieblingsautos an der Wand gehabt, sein erstes Formel-1-Rennen in Kanada war die Premierenveranstaltung in Montréal 1978, als ausgerechnet Lokalmatador Gilles Villeneuve siegte.

«Er ist sehr enthusiastisch, er ist wahrscheinlich die am meisten motivierte Person in unserer Garage», meinte Pilot Perez vor Kurzem über den Rennstallbesitzer. «Er erzählt, dass ihn dieses Projekt wie kein anderes zuvor in seinem Leben motiviert. Dieses Projekt lässt ihn jeden Morgen um sechs Uhr morgens aufstehen und er versucht dann schnurstracks, alles durchzugehen.» Stroll liebe das Rennfahren einfach.

Die Entwicklungsarbeit bei Racing Point soll sich noch vor der Sommerpause in einem neuen Motor und demnächst auch in einer neuen Rennfabrik niederschlagen. Die künftige Heimat des im englischen Silverstone angesiedelten Teams soll den Plänen zufolge «nicht extravagant», sondern «dem Zweck angemessen» sein. Und dann soll Strolls Investition auch ordentlich Profit abwerfen.


(dpa)

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