Paris – Mit großen Versprechen trat Gianni Infantino Ende Februar 2016 als FIFA-Präsident in einer der schwersten Zeiten für den Weltverband an.
Er wolle eine «neue Ära» einläuten, «den Fußball wieder ins Zentrum» rücken, die Krise sei vorbei, das Image der FIFA werde wiederhergestellt, kündigte er nach seiner Wahl an und grenzte sich damit deutlich gegen den 2015 gestürzten Joseph Blatter ab. Am 5. Juni steht einer zweiten Kür von Infantino beim Kongress in Paris nichts im Wege, da es keinen Gegenkandidaten gibt. Doch wie haben sich das Image und die Finanzen der FIFA entwickelt, wie ist es um den Fußball bestellt?
Ein Faktencheck in drei Punkten.
THESE: Die Versprechen von Gianni Infantino haben sich erfüllt.
SPORTLICH
FAKTEN: Infantino forcierte die Expansionspolitik auf rasante Weise. Die von ihm unterstützte Ausweitung der Weltmeisterschaft 2026, die in den USA, Kanada und Mexiko stattfinden wird, wurde ebenso in seiner Amtszeit verabschiedet wie die vergrößerte Club-Weltmeisterschaft. Seine Hoffnung, bereits die WM 2022 mit dem umstrittenen Gastgeber Katar gleich in mehreren Ländern – unter anderem Saudi-Arabien – und mit 48 statt 32 Teams stattfinden zu lassen, erfüllte sich hingegen nicht. Offen ließ Infantino zudem stets, wer hinter einem Milliarden-Angebot für die Vermarktung von neuen, größeren Wettbewerben steckte. Auch deshalb scheiterte das Unternehmen bislang unter anderem am Widerstand aus Europa.
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FAKTEN: Mit den Verhaftungen von sieben teils hochrangigen Funktionären im Mai 2015 in Zürich startete die große FIFA-Korruptionskrise. Wegen anderer Vergehen wurde später unter anderem auch Weltverbandschef Joseph Blatter und Europas Kontinentalpräsident Michael Platini jahrelang für alle Fußball-Aktivitäten gesperrt.
In der Ägide Infantinos verloren gleich vier Mitglieder des Councils – der FIFA-Regierung – ihren Posten. Senior-Vizepräsident David Chung aus Papua-Neuguinea und der Ghanaer Kwesi Nyantakyi wurden gesperrt. Der mächtige Sportfunktionär Scheich Ahmad aus Katar trat nach Bestechungsvorwürfen nicht mehr an. Und zuletzt gab DFB-Präsident Reinhard Grindel wegen der Annahme eines Uhrengeschenks von einem Funktionär aus der Ukraine sein Amt auf.
Gegen Infantino selbst wurde von der FIFA-Ethikkommission unter anderem wegen aus Russland bezahlter Privatjet-Flüge ermittelt – der Freispruch erfolgte im August 2016. Neun Monate später wurden die renommierten Spitzen des Gremiums, der deutsche Richter Hans-Joachim Eckert und Chefermittler Cornel Borbely aus der Schweiz, nicht wieder zur Wahl aufgestellt.
FINANZEN
FAKTEN: Im Jahr 2016 schrieb die FIFA tiefrote Zahlen mit einem Defizit von 369 Millionen Dollar. Verantwortlich machte der Weltverband damals Altlasten aus der Skandal-Ära von Blatter und die Umstellung auf ein neues Buchungssystem. Durch Rekordeinnahmen bei der WM vor einem Jahr in Russland verbuchte der Weltverband für den Zyklus von 2015-2018 allerdings ein Plus von mehr als einer Milliarde.
Angesichts der Finanzlage konnte Infantino den Verbänden versprechen, dass alle 211 FIFA-Mitglieder mindestens sechs Millionen US-Dollar über vier Jahre erhalten werden. Die Sponsoren-Landschaft für die FIFA hat sich allerdings verändert. Weniger Unternehmen aus Europa und den USA, dafür mehr Firmen beispielsweise aus WM-Gastgeberland Katar oder dem potenziellen Ausrichter China werben bei der FIFA.
BEWERTUNG: Infantino hat längst nicht alle Versprechen gehalten. Das Image der FIFA bleibt angeschlagen, der finanzielle Aufwärtstrend muss sich bestätigen.
(dpa)