Ingolstadt – Den Job in seinem Frankfurter «Café Leidenschaft» würde Tomas Oral nur allzu gerne gegen eine dauerhafte Anstellung im Profi-Fußball eintauschen. Die Voraussetzungen dafür stehen für den Trainer des Zweitligisten FC Ingolstadt nicht schlecht.
Gelingt den Schanzern im Relegationsrückspiel gegen den Drittligisten SV Wehen Wiesbaden an diesem Dienstag (18.15 Uhr/ZDF) die Rettung, darf sich Oral berechtigte Hoffnungen auf eine Verlängerung seines bis zum 30. Juni befristeten Engagements machen. «Es hat mir schon gefehlt, an der Seitenlinie zu stehen, denn das ist mein Leben. Das ist schon etwas anderes als hinter dem Tresen zu stehen», sagt Oral.
Nach dem 2:1 im Hinspiel in Wiesbaden winkt das Happy End einer Horror-Saison, in der die Niederbayern drei Trainer verschlissen haben. Doch Oral will davon nichts wissen. «Im Moment träume ich nicht, denn die nackte Realität ist, dass wir eine richtig schwere Aufgabe vor der Brust haben. Was die Zukunft bringt, lasse ich auf mich zukommen», sagt er. «Es gilt, den Verein irgendwie in der 2. Liga zu halten. Alles andere interessiert mich derzeit nicht.»
Seit dem 2. April steht der 46-Jährige bei den Ingolstädtern, die er schon von November 2011 bis Sommer 2013 trainierte, in der sportlichen Verantwortung. Zum Zeitpunkt seiner Verpflichtung war der FCI Tabellenletzter – mit fünf Punkten Rückstand zum Relegationsplatz, den sich das als Aufstiegsanwärter in die Saison gestartete Team dank eines tollen Endspurts unter Oral mit fünf Siegen, einem Remis und nur einer Niederlage noch sicherte.
Der Rückkehrer, der zuvor mehr als zwei Jahre ohne Trainerjob war, hat daran einen großen Anteil. «Tomas Oral ist der Hauptverantwortliche für die Kehrtwende», lobt der Sportliche Leiter Thomas Linke. «Als er vor einigen Wochen angefangen hat, haben alle in Ingolstadt geglaubt, wir sind abgestiegen. Daher sind wir sehr glücklich, dass er die Mannschaft schnell erreicht hat und wir diese Relegation spielen dürfen.»
Auch die Spieler sind voll des Lobes über den leidenschaftlichen Fußball-Lehrer, der eine direkte Ansprache bevorzugt. «Das ist meistens unangenehm, aber man darf da nicht nachtragend sein. Denn es ist auf den Erfolg der Mannschaft bezogen», berichtet Stürmer Stefan Kutschke.
Man darf also davon ausgehen, dass Oral seine Schützlinge für das Alles-oder-Nichts-Spiel gegen Wehen Wiesbaden richtig heiß macht. Dem Trainer kam der späte Anschlusstreffer der Hessen in der sechsten Minute der Nachspielzeit daher gar nicht so ungelegen. «Wenn man mit einer zu hohen Führung ins Spiel geht, kann es auch in eine andere Richtung gehen», sagt Oral. «Das Gegentor war daher zwar ärgerlich, schärft aber unsere Sinne für das Rückspiel.» Danach will er feiern – und über seine sportliche Zukunft reden.
(dpa)