Flensburg – Große Gefühle für altes Blech: Die Zahl der Oldtimer in Deutschland ist erneut gestiegen. Zum 1. Januar 2019 zählte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) 536.515 Fahrzeuge, die 30 Jahre oder älter waren. Das sind 58.765 mehr als ein Jahr zuvor.
Den mit Abstand größten Anteil haben mit rund 475.000 Fahrzeugen die Autos (88,5 Prozent). Darunter sind 148.000 Cabrios.
Die meisten Oldtimer auf deutschen Straßen haben zwischen 30 und 39 Jahre auf dem Buckel: Deren Bestand gibt das KBA mit rund 210.000 Fahrzeugen an. Immerhin 104.000 Fahrzeuge (19,3 Prozent) sind zwischen 50 und 59 Jahre alt, 43.000 zählen bereits 60 Jahre oder mehr.
Wann wird ein Auto zum Oldtimer?
Solche Fahrzeuge können sogenannte Historien-Kennzeichen tragen: Ein «H» am Ende des Kfz-Kennzeichens dürfen jene Gefährte führen, die als «historisches Kulturgut» gelten und mindestens 30 Jahre alt sind. Für den Halter kann dies Vorteile bei Versicherung und Kfz-Steuer haben.
Damit ein Fahrzeug die 30-Jahre-Marke erreicht und – wie es die Anforderungen des H-Kennzeichens verlangen – einen guten und originalen Erhaltungszustand aufweist, bedarf es frühzeitig guter Pflege und Wartung. «Dass jemand im Alltag sein Fahrzeug nutzt und im Alter von 30 Jahren dann als Oldtimer zulässt, ist nicht auszuschließen, aber sicherlich ein Einzelfall», sagt ein ADAC-Sprecher.
Was macht das Fahren eines Oldtimers attraktiv?
«Das ist bei jedem Oldtimer-Liebhaber individuell», so der ADAC. «Viele Menschen erfüllen sich einen Kindheitstraum und kaufen sich das Traumauto ihrer Jugend oder das Fahrzeug, das der Vater oder Großvater gefahren hat.» Für andere stehe das Erleben der historischen Technik und das Fahrerlebnis im Vordergrund. Und andere schätzten es einfach, selbst an einem Auto zu schrauben – was in dieser Form an modernen Fahrzeugen kaum mehr möglich ist.
Ein Grund, warum die Zahl der Oldtimer in Deutschland zunimmt, ist nach Angaben des ADAC, dass der Gesamtbestand an Fahrzeugen seit Jahren wächst.
Lohnt sich ein Oldtimer als Geldanlage?
Als Wertanlage sind Oldtimer derzeit nur bedingt geeignet. Der Preisanstieg bei den gängigsten Modellen betrug 2018 nach Angaben des
Verbands der Automobilindustrie (VDA) nur 2,2 Prozent. 2017 sei der Zuwachs mit 1,4 Prozent sogar noch geringer gewesen.
Einzelne Modelle trotzen jedoch der langsamen Preisentwicklung. So erlebte der BMW 3.0 CSi im vergangenen Jahr «eine sprunghafte Preisentwicklung». Ein Grund dürfte nach Angaben des VDA die Seltenheit des Typs sein: «Heute gibt es nur noch 441 zugelassene Fahrzeuge des BMW-Sportcoupés.»
Der am häufigsten zugelassene Oldtimer in Deutschland ist demnach der VW-Käfer. Der in der Vergangenheit recht günstige Wagen erlebte im vergangenen Jahr die zweitstärkste Preissteigerung. Aufgrund des Alters brauche er mehr aufwendige Reparaturen oder Restaurierungen, die sich im Preis niederschlügen, so der Verband. Fahrzeuge, die aufgrund ihrer Seltenheit oder ihrer Geschichte besonders teuer gehandelt werden, sind im sogenannten Oldtimer-Index des VDA nicht berücksichtigt.
Auch der ADAC betonte, Wertsteigerungen bei Oldtimern gebe es nur bei wenigen Modellen und vor allem im sehr hochpreisigen Segment. «Bei den meisten Modellen gleichen die Kosten für Pflege, Wartung und die sachgerechte Lagerung eventuelle Wertzuwächse aus.» Daher, so der Ratschlag, solle bei der Anschaffung eines Oldtimers immer die Freude am klassischen Fahrzeug im Vordergrund stehen.
Wie bekommen Fahrzeuginhaber ein H-Kennzeichen?
Wollen Auto- und Motorradfahrer ihren Oldtimer mit einem steuerbegünstigten H-Kennzeichen zulassen, sind pauschal 191,73 Euro für Pkw und Lkw und 46,02 Euro für Motorräder fällig, teilt der ADAC mit. Das ist für alle Fahrzeuge möglich, die vor mindestens 30 Jahren erstmals in den Verkehr gekommen sind.
Doch ohne weiteres lässt sich das Kennzeichen mit dem «H» am Ende nicht anschrauben. Voraussetzung dafür ist nicht nur das Alter, bei dem in der Regel der Tag der Erstzulassung und nicht das Baujahr entscheidend ist. Sondern für das Oldtimer-H-Kennzeichen ist eine spezielle Begutachtung erforderlich.
Diese kann von einem amtlich anerkannten Sachverständigen oder einem Prüfingenieur vorgenommen werden. Das Gutachten kostet beispielsweise beim Tüv Süd etwa 100 Euro, je nach Baujahr kommt noch eine Abgasuntersuchung für etwa 60 Euro dazu. Um zu bestehen, muss das Auto weitestgehend dem Originalzustand entsprechen und gut erhalten sein. Das H-Kennzeichen gilt für den Dauerbetrieb und auch für Umweltzonen. Es lässt sich mit einem Saisonkennzeichen kombinieren, was weitere Steuern spart.
Daneben ist auch noch ein rotes 07-Kennzeichen möglich. Das reicht aber nur die unregelmäßige Teilnahme an Veranstaltungen wie etwa Oldietreffen. Probe-, Prüfungs- ,Überführungs- und Werkstattfahrten sind damit ebenfalls gestattet, so der ADAC. Auch ein Fahrtenbuch ist nötig. Vorteil: Damit lassen sich im Wechsel mehrere Fahrzeuge bewegen, was für Sammler interessant sein kann.
(dpa)