DEB-Team noch unzufrieden – Grubauer zur rechten Zeit

Kosice – Zufrieden sind die deutschen Eishockey-Cracks auch nach dem optimalen WM-Start noch nicht. Da kommt die Verstärkung durch den nächsten NHL-Weltklasse-Profi Philipp Grubauer gerade recht.

Angesprochen auf die Ankunft des in dieser Saison so überragenden Torhüters aus Colorado in Kosice, strahlten die deutschen Spieler. «Jede Mannschaft im Turnier hätte gern den Grubi dazubekommen. Er ist einer der besten Torhüter der NHL und für uns eine ganz klare Verstärkung. Wir freuen uns sehr, dass er dazukommt», sagte Kapitän Moritz Müller nach dem 2:1 (0:0, 2:0, 0:1) am Sonntag gegen Dänemark, dem zweiten Sieg im zweiten WM-Spiel.

Selbst der in den ersten beiden WM-Auftritten starke Keeper Mathias Niederberger von der Düsseldorfer EG nimmt angesichts des vierten NHL-Profis im Kader bereitwillig die Reservistenrolle ein. «Jeder von uns freut sich unglaublich, dass er kommt, er hat eine unglaubliche Qualität. Er wird uns bereichern», sagte der gegen Dänemark beste Deutsche, der schon beim 3:1 gegen Großbritannien überzeugt hatte.

Wohl schon am Dienstag gegen Frankreich, spätestens aber am Mittwoch gegen Gastgeber Slowakei (beide 20.15 Uhr/Sport1 und DAZN) soll Grubauer spielen. Der 27 Jahre alte Rosenheimer war erst am Sonntag nach dem Playoff-Aus mit Colorado nach beschwerlicher Anreise aus Denver in der Ostslowakei gelandet. «Der Schalter ist immer noch nicht umgelegt auf Sommermodus. Der ist immer noch auf Spielbetrieb», bekräftigte der Stanley-Cup-Sieger des Vorjahres nach seiner Ankunft. «Ich kann es kaum erwarten, wieder aufs Eis zu gehen.»

Um den Jetlag abzuschütteln, sollte Grubauer am Montag als einziger Spieler aufs Eis, um sich von Bundestrainer Toni Söderholm und seinem Coaching-Team für das nächste Spiele-Doppelpack binnen 24 Stunden fit machen zu lassen. Dem restlichen Team gönnte Söderholm einen freien Tag, um Beine und Köpfe frisch zu halten. Für das Ziel Viertelfinale muss Deutschland wohl auch gegen Frankreich und die Slowakei siegen, um nicht gegen die Top-Nationen Kanada, USA und Finnland zum Ende der Vorrunde unter Druck zu geraten. «Die Franzosen sind schnell und die Slowaken haben bislang überragend gespielt. Das werden zwei harte Spiele», sagte Stürmer Yasin Ehliz vom Vizemeister München.

Zumal das deutsche Team trotz der sechs Punkte aus zwei Spielen noch nicht am Limit angelangt ist. «Wir müssen immer noch besser spielen. Wir haben einige Probleme, das müssen wir ändern», sagte NHL-Stürmer Dominik Kahun von den Chicago Blackhawks, der noch besonders unzufrieden wirkt. «Wir können sehr glücklich sein, dass wir sechs Punkte haben. Wir müssen uns steigern, wenn wir die nächsten Spiele gewinnen wollen», befand Kahun mit ernster Miene besonders kritisch.

Dem 23 Jahre alten Olympia-Silbermedaillengewinner gelang gegen die Außenseiter bislang nur eine Torvorlage. Gerade bei ihm, aber auch der Top-Reihe um NHL-Weltklasse-Stürmer Leon Draisaitl, Matthias Plachta und Markus Eisenschmid scheint noch viel Luft nach oben. «Da ist wahrscheinlich noch viel mehr drin. Ich denke, dass die Jungs auch das Gefühl haben, dass sie mehr können», sagte Söderholm.

Nach den ersten Pflichtsiegen hofft Kapitän Müller nun auf eine Befreiung: «Es ist viel Druck auf der Mannschaft. Die sechs Punkte tun uns sehr gut und helfen, dass die weiteren Spiele abgeklärter gespielt werden können.» Auch Söderholm bleibt gelassen. «Es ist knapp davor, dass es ein bisschen besser funktioniert», versicherte der 41 Jahre alte Finne wohl auch in der Gewissheit, dass die Anwesenheit Grubauers dem Team weitere Ruhe gibt. Der Rosenheimer, der zuletzt bei der Heim-WM 2017 für Deutschland gespielt hatte, ist inzwischen einer der besten Goalies der Welt. «Was er in der NHL gefangen hat, war schon abartig», meinte nicht nur Ehliz. Söderholm attestierte Grubauer «hundertprozentige» Weltklasse.

Nach dem Stanley-Cup-Sieg mit Washington 2018 als Backup des Kanadiers Braden Holtby wechselte Grubauer nach Colorado und setzte sich als Nummer eins gegen den Russen Semjon Warlamow durch. In den Playoffs rettete Grubauer die Avalanche gegen das eigentlich stärker besetzte San Jose noch in ein siebtes Spiel und hätte sein Team beinahe sogar ins Stanley-Cup-Halbfinale geführt. Beim DEB war man in der vergangenen Woche durchaus erleichtert, dass dies nicht geschah.


(dpa)

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