Gelsenkirchen – Huub Stevens musste nur ein paar Stunden auf die Erfüllung seines Wunsches warten. Er hoffe auf ein Gespräch mit seinem Nachfolger auf Schalke noch in dieser Woche oder in der kommenden, hatte der 65-Jährige am Nachmittag geäußert.
Die Verantwortlichen der Königsblauen reagierten auf das Begehr ihres «Jahrhunderttrainers» Stevens im Eiltempo: Mit David Wagner wird Stevens wohl ganz schnell direkten Kontakt haben.
Denn am Donnerstagabend vermeldete Schalke 04 den schon länger erwarteten Deal als perfekt. Der 47-jährige Wagner wird zur neuen Saison das Amt von Interimscoach Stevens übernehmen und damit zum Nach-Nachfolger von Domenico Tedesco. «Wir freuen uns, mit David Wagner einen Trainer für uns gewonnen zu haben, der perfekt in unser Anforderungsprofil passt», sagte Sportvorstand Jochen Schneider.
Wagners Vorgabe für die kommenden Jahre war vom Schalker Aufsichtsratschef Clemens Tönnies schon genannt worden: Das «ganz klare Ziel» müsse die dauerhafte Etablierung unter den Top-Vereinen der Liga sein, hatte Tönnies bei seinem Werben um ein neues Mandat im Schalker Kontrollgremium von sich gegeben.
Wagner, Freund und Trauzeuge von Ex-BVB-Coach Jürgen Klopp, war auf Schalke der Wunschkandidat Nummer eins. Denn der neue, starke Mann beim in dieser Saison so krass abgestürzten Vizemeister von 2018 gestalte Fußball so, «dass die Mannschaft das Heft des Handelns selbst in die Hand nimmt, laufintensiv, mit möglichst viel Tempo», sagte Schneider zu den Fähigkeiten, die ihm von Wagner bekannt sind.
Fußball-Lehrer Wagner, der bis Mitte Januar den jetzt abgestiegenen englischen Premier-League-Club Huddersfield Town trainiert hatte, hat eine Schalker Vergangenheit. Als Profi gehörte er zum Team der «Eurofighter», das 1997 den UEFA-Pokal gewann. 36 Mal trug er zwischen 1995 und 1997 das S04-Trikot. «Erneut in diese Welt einzutauchen und mitzuhelfen, die aktuelle Situation wieder zum Positiven zu verändern: Das ist die größte Motivation für mich, wieder in die Bundesliga zurückzukehren», sagte Wagner.
Wagner folgt nun auf Stevens, der das Team seit der Trennung von Tedesco Mitte März gemeinsam mit Co-Trainer Mike Büskens betreut und im Kampf gegen den Abstieg so stabilisierte, dass es gerade noch gut ging: Erst am Sonntag beseitigten die Schalker Profis mit dem 0:0 gegen Augsburg Restzweifel am Klassenverbleib, nachdem sie zuvor im Revierderby bei Borussia Dortmund beim 4:2-Erfolg endlich wieder einmal restlos überzeugt hatten – spielerisch wie kämpferisch.
Wagner, der mit Huddersfield in England den Aufstieg und dann auch den Klassenverbleib geschafft hatte, soll es in naher Zukunft so regeln, dass die positiven Eigenschaften bei den Schalker Profis dauerhaft etabliert werden. Das trauen sie ihm zu. Denn der in Frankfurt am Main geborene Wagner, der einen amerikanischen Vater hat und deshalb US-Nationalspieler war, sei einer, «der mit seiner Persönlichkeit ein Team formen und Spieler individuell verbessern kann», wie Schneider wissen ließ. Mit welchem Team Wagner am Ernst-Kuzorra-Weg in Gelsenkirchen arbeiten will, soll er in den kommenden Wochen festlegen.
Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn 2005 arbeitete Wagner zunächst als Jugendtrainer bei 1899 Hoffenheim, ehe er von 2011 bis 2015 erfolgreich die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund coachte. Nun kehrt der gebürtige Frankfurter als Hoffnungsträger auf die Trainerbank nach Gelsenkirchen zurück.
(dpa)