Eintracht-Sportchef vor Chelsea-Hit: «Arbeiten an Sensation»

Frankfurt/Main – Eintracht Frankfurt geht als Underdog, aber mit großem Selbstvertrauen in den Halbfinal-Kracher der Fußball-Europa-League gegen den FC Chelsea.

«Das ist ein Gegner, gegen den wir krasser Außenseiter sind», sagte Sportdirektor Bruno Hübner vor der größten Europacup-Herausforderung seit 39 Jahren am Donnerstag (21.00 Uhr/DAZN und RTL). Im Brustton der Überzeugung fügte er hinzu: «Wir arbeiten auf eine Sensation hin und werden alles abrufen.»

Auch sein Cheftrainer Adi Hütter ist optimistisch, dem englischen Topclub Paroli bieten oder ihn sogar in die Knie zwingen zu können. «Ich bin zuversichtlich, weil wir eine super Saison gespielt haben. Wir reden von Europa-League-Halbfinale und Platz vier in der Bundesliga mit 54 Punkten», sagte er. «Ganz ehrlich, wir können nur gewinnen. Druck haben wir sicher nicht.» Dafür hatten seine Profis nach insgesamt 45 Pflichtspielen in den vergangenen drei sieglosen Liga-Partien müde Beine und kaum noch spielerische Inspiration.

Die große Frage ist, ob die Frankfurter in dem Kräftemessen mit dem Champions-League-Gewinner von 2012 und Sieger der Europa-League 2013 mit Ausnahmekönner wie Eden Hazard, David Luiz, N’golo Kanté und Olivier Giroud noch mal die notwendige Energie freisetzen können. «Wir haben schon drei Runden gegen Champions-League-Clubs überstanden», sagte Mittelfeld-Dauerrenner Sebastian Rode. «Chelsea ist jetzt noch mal eine Nummer größer, aber wir müssen uns nicht verstecken.» Zuletzt hatte die Eintracht in den K.o.-Spielen Schachtjor Donezk, Inter Mailand und Benfica Lissabon ausgeschaltet.

«Wir müssen daran glauben, dass alles machbar ist», sagte Nationaltorwart Kevin Trapp und forderte nach der Nullnummer gegen Hertha BSC ein Aufbäumen: «Jeder muss für den anderen rennen, kämpfen, verteidigen – so wie gegen Benfica. Wir haben die Mentalität in der Mannschaft, deswegen bin ich da positiv.»

Auch Eintracht-Vorstand Fredi Bobic denkt noch nicht an ein Ende der imponierenden Reise durch Europa und sieht den Club vom Main durch Fußball-Deutschland unterstützt. «Jetzt drücken uns alle die Daumen», befand er – und nicht wie sonst immer dem FC Bayern oder Borussia Dortmund. Auch deshalb ist für ihn das Erreichen des Endspiels am 29. Mai in Baku möglich: «Wir wollen ins Finale. Dieses Ziel musst du dir vorgeben, diesen Traum willst du weiterleben.»

Allerdings muss die Eintracht nicht nur am 9. Mai noch zum Rückspiel an die Stamford Bridge in London, sondern am Donnerstag auf das Sturm-Duo Sebastien Haller (verletzt) und Ante Rebic (gesperrt) verzichten. «Ich kann nicht hergehen und sagen, es ist alles egal. Das sind zwei Schlüsselspieler», sagte Hütter. Deshalb gelte es aus dem Vorhandenen, «das Bestmögliche auf den Platz» zu bringen. «Es ist egal, wer die Tore schießt», meinte Trapp.

Wieder in die Startelf zurückkehren dürfte der zuletzt angeschlagene Mittelfeldakteur Mijat Gacinovic. «Stand jetzt, kann er spielen», erklärte Hübner, der für die erste Begegnung kein Wunschergebnis hat. «Das ist immer schwer zu sagen. Gegen Mailand haben wir zuhause 0:0 gespielt und am Ende war es ein richtig gutes Ergebnis.» Denn das Rückspiel gewann der DFB-Pokalsieger mit 1:0.

Dass im Vorfeld der Partie die Chelsea-Vertreter nach Eintracht-Sicht etwas herablassend mit den Frankfurtern umgegangen sind, ist eine weitere Motivation, es den Briten auf dem Rasen zu zeigen. «Dann sollen sie uns auf der europäischen Bühne mal kennenlernen», sagte Eintracht-Sportvorstand Axel Hellmann der «Frankfurter Rundschau» und betonte: «Wir wollen eine Duftmarke setzen. Das ist ganz wichtig. Dieses Spiel ist das größte Highlight der letzten 20, 30 Jahre.»

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Eintracht Frankfurt: Trapp – Abraham, Hasebe, Hinteregger – da Costa, Kostic – Rode, Gacinovic, Fernandes – Jovic, Pacienca

FC Chelsea: Kepa Arrizabalaga – Azpilicueta, Luiz, Christensen, Emerson – Jorginho, Kovacic, Barkley – Pedro, Giroud, Eden Hazard

Schiedsrichter: Carlos del Cerro Grande (Spanien)


(dpa)

(dpa)