Leverkusen – Das nächste Spiel verloren, neue Hoffnung gewonnen: Die 0:2 (0:0)-Niederlage bei Bayer Leverkusen werteten die meisten beim 1. FC Nürnberg als einen moralischen Sieg im Kampf ums sportliche Überleben in der Fußball-Bundesliga.
Zumindest klangen fast alle Aussagen so, als habe der Club soeben den Durchbruch im Kampf um den Klassenverbleib geschafft.
«Es sind nur drei Punkte. Ein Sieg, und wir sind wieder da», meinte Mittelfeldspieler Patrick Erras: «Wir geben uns nicht auf.» Das bestätigte Stürmer Mikael Ishak: «Wir glauben weiter an uns. Und wir trainieren wie die Tiere.» Torhüter Christian Mathenia sagte: «Wir leben noch! Wir sind noch nicht fertig! Und wir glauben dran!» Und Trainer Boris Schommers stellte nach der Niederlage in seiner Geburtsstadt – in der er nur die ersten drei Lebensmonate verbrachte – fest: «Wir haben gezeigt, dass wir gegen Top-Mannschaften punkten können.»
Genau das klappte aber am Samstag nicht. Und es hätte eigentlich genug Statistiken gegeben, um beim Club für Frust zu sorgen. 1:11 Ecken und 5:20 Torschüsse zeugten von Bayers Dominanz. Der FCN hat nur eines der letzten 24 Liga-Spiele gewonnen, der Rückstand auf den Relegationsplatz beträgt immer noch drei Punkte. Und der nächste von nur noch vier Gegnern heißt FC Bayern München. Doch 60 defensiv ordentliche Minuten und die Kunde vom 0:6 des Rivalen Stuttgart in Augsburg sorgten für einen Hauch von Euphorie.
«In Leverkusen konnte man nicht mit einem Sieg rechnen. Aber der Abstand ist zum Glück gleichgeblieben», sagte Kapitän Hanno Behrens, der auch keine Angst vor den Bayern hat: «Mit unseren Fans im Rücken haben wir auch Dortmund ein 0:0 abgeluchst.»
Doch eigentlich braucht der Club Tore und Siege. 24 Tore hat die schwächste Offensive der Liga nur erzielt, so wenige wie keine andere. «Wenn man sieht, wie wenig Tore wir schießen, dann macht es als Offensivspieler nicht viel Spaß», klagte Mittelstürmer Ishak, der aber auch betonte: «Wir arbeiten alle sehr hart nach hinten. Unter Schommers klappt das richtig gut.» Weswegen der gefühlt immer noch als Interimstrainer fungierende 40-Jährige nicht nur auf den Klassenerhalt hofft, sondern auch auf eine Weiterbeschäftigung nach Saisonende.
Für Bayer heißt es damit unter Trainer Peter Bosz weiter alles oder nichts: Von 13 Spielen endete noch keines unentschieden; acht wurden gewonnen, fünf verloren. Die Chance auf die erneute Europa-League-Qualifikation lebt weiter. Dass seine Truppe der Hochbegabten sich in der ersten Halbzeit zu sehr am Ballbesitz berauschte und zu umständlich agierte, ärgerte den Niederländer aber.
Zwei Dinge habe er seiner Mannschaft in der Pause gesagt, erzählte Bosz nachher: «Wir brauchen mehr Balltempo. Und wenn man ein Tor machen will, muss man auch mal schießen.» Eine Botschaft, die sich seine Spieler merken sollten.
(dpa)