München wankt in Rekord-Showdown – Augsburg: «Kein Druck»

Augsburg/München – Der Frust über diese Extraschicht und den ungeplanten Halbfinal-Showdown war den Münchnern anzumerken.

Dass die drei Jahre lang nahezu unschlagbaren Red Bulls in ein entscheidendes siebtes Spiel gegen widerspenstige Augsburger müssen und gar das Aus droht, das vermasselte dem Eishockey-Serienmeister die Laune. Statt sich auf den fest eingeplanten Final-Kracher gegen die Adler Mannheim einzustimmen, muss der Favorit nachsitzen. «Mei, guat…», sagte Stürmer Andreas Eder lakonisch. «Jetzt geht es am Dienstag um alles.»

Während die euphorisierten Panther den Schlussakt der bisher längsten Playoff-Serie am Abend (19.30 Uhr/Sport1 und Magenta Sport) genießen wollen, muss sich München zur Vorfreude zwingen. «Ich bin aufgeregt. Das ist ein Heimspiel, das wird nett», meinte der deutsche Nationalspieler Daryl Boyle und sprach von einer «guten Serie».

«Gut» klingt untertrieben. Das Duell ist spannend und darüber hinaus extrem lang. Mehr als 500 Minuten werden die Münchner und Augsburger nach der Schlusssirene am Dienstagabend in insgesamt sieben Duellen auf dem Eis gestanden haben – das gab es in der Deutschen Eishockey Liga noch nie. Die bisherige XXL-Bestmarke hielt das Viertelfinale 2008 zwischen Frankfurt und Iserlohn mit 480:32 Minuten.

Auf den Rekord hätte München gern verzichtet. Weil die Truppe von Erfolgscoach Don Jackson aber viele ihrer Möglichkeiten nicht nutzt, sind die Augsburger um ihren überragenden Goalie Olivier Roy noch im Spiel. «Es ist schon die ganze Serie so, dass wir viele Chancen haben und keine Tore schießen», haderte Münchens Kapitän Michael Wolf und ergänzte: «Je länger das geht, desto schwieriger wird es.» Der Stürmer beendet nach der Saison seine Karriere, das Match am Dienstag wäre bei einer Heimniederlage demnach sein letztes Profispiel.

Geplant ist für Wolf ein krönender DEL-Abschluss mit dem vierten Meistertitel in Serie nach einem Finale gegen Mannheim. Der Vorrundenerste aus der Kurpfalz kann sich nach einem klaren 4:0 gegen die Kölner Haie entspannt das kräfteraubende Gerangel um das zweite Endspiel-Ticket ansehen. Schon am Donnerstag steht Finalspiel eins an, in dem die ausgeruhten Adler auch noch Gastgeber sind.

Nur 48 Stunden nach dem München-Trip würden die Augsburger Panther die Reisestrapazen nach Mannheim gerne auf sich nehmen – die Schwaben glauben an ein zweites Finale nach 2010. «Wir haben keinen Druck», sagte Ex-Nationalspieler Christoph Ullmann nach dem 2:0-Sieg am Sonntag, als er gut zwei Wochen nach seinem lebensgefährlichen Zusammenprall in Düsseldorf ein Comeback gab. «Wir freuen uns unglaublich auf Spiel sieben. Wir hatten im Viertelfinale schon eines und haben dem entgegengefiebert. Das machen wir wieder.»

München mag mehr Stars im Team haben und über größere spielerische Klasse verfügen. Aber Augsburg setzt auf den Teamgeist. Trainer Mike Stewart war «sehr stolz» auf seine Außenseiter-Truppe. «Ich glaube, dass sich der Spaß, den wir in der Kabine haben, die Entschlossenheit und der Zusammenhalt auf dem Eis widerspiegeln», sagte Ullmann.


(dpa)

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