Shanghai – Sebastian Vettel hat bei der Triumphfahrt von Lewis Hamilton im 1000. Formel-1-Rennen nicht mal eine heikle Teamorder entscheidend geholfen.
Der 31 Jahre alte Heppenheimer verpasste im Jubiläums-Grand-Prix der Motorsport-Königsklasse den ersehnten ersten Saisonsieg deutlich. Gegen Hamilton, der mit seinem 75. Karriere-Erfolg zum ersten Mal in diesem Jahr die WM-Spitze übernahm, und dessen Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas blieb Vettel als Dritter beim nächsten Ferrari-Desaster ohne Chance.
Scuderia-Stallrivale Charles Leclerc klagte in der Schlussphase über Getriebeprobleme und kam bei Hamiltons sechstem Sieg in Shanghai nicht über Platz fünf hinaus. Der aufstrebende 21-Jährige hatte auf Geheiß des Teams gegen seinen Willen Vettel früh überholen lassen müssen.
Hamilton liegt nun sechs Zähler vor Bottas im WM-Klassement und schon 31 vor dem deutschen Ferrari-Star. «Fantastischer Job Jungs, lasst uns so weitermachen», sagte der Engländer nach dem dritten Mercedes-Doppelerfolg 2019 über den Boxenfunk. Nico Hülkenberg musste wie schon in Bahrain seinen Renault wegen eines technischen Defekts vorzeitig abstellen.
Der Auftakt in das Jubiläumsrennen war packend. Noch vor der ersten Kurve schob sich Hamilton an Bottas vorbei, der sich in der Qualifikation seine siebte Pole geholt hatte. Vettel wollte von Position drei aus den schwachen Start des Finnen ebenfalls ausnutzen, fand jedoch keinen Platz zum Vorbeiziehen. Stattdessen musste er seinen Stallrivalen Leclerc passieren lassen, der in Bahrain wegen eines Defekts um seinen fast schon sicheren ersten Grand-Prix-Sieg gebracht wurde.
Weiter hinten krachte es gleich mal. Daniil Kwjat im Toro Rosso touchierte die McLaren von Lando Norris und Carlos Sainz. Norris musste an seinem erheblich beschädigten Wagen eine neue Front installieren lassen. Der Russe Kwjat wurde für seine Aktion mit einer Durchfahrtstrafe belegt.
Vettels Plan, an den beiden Mercedes-Piloten dranzubleiben und dank seines leistungsstarken Ferrari-Antriebs auf den Geraden Zeit gutzumachen, ging schon nach den ersten drei Runden nicht auf. Der Rückstand von Leclerc auf Bottas lag bei fast zwei Sekunden, Vettel war 2,5 Sekunden zurück. Die Spannung in der Führungsgruppe nahm also bereits nach den ersten Kilometern ab.
Die Scuderia wollte den Abstand zu den Silberpfeilen verkürzen. So forderte der Kommandostand Leclerc auf, mehr Tempo zu machen, sonst müsse er Vettel überholen lassen. In der elften Runde bekam der Monegasse die unmissverständliche Anweisung: «Lass Sebastian vorbei, lass Sebastian vorbei.» Leclerc gehorchte, Vettel war nun Dritter.
Der von Ferrari als schneller eingeschätzte viermalige Weltmeister kam jedoch vorne einfach nicht ran. «Und was jetzt?», fragte der drängende Leclerc süffisant über den Boxenfunk. «Ich verliere ziemlich viel Zeit.» Vettel verbremste sich und wurde seinerseits angewiesen, mehr Druck zu machen. Hamilton war indes pro Runde ungefähr eine halbe Sekunde schneller als die beiden Ferrari-Fahrer.
Vettel kam in der 18. Runde als erster Pilot aus dem führenden Quartett an die Box und musste danach in einem Rad-an-Rad-Duell Max Verstappen im Red Bull in Schach halten. Ein Duell mit Vorgeschichte alleine in China: Im vergangenen Jahr hatte ihn der Niederländer gerammt, in der Qualifikation in diesem Jahr schimpfte der 21-Jährige über den Deutschen, da er sich unter anderem vom Ferrari-Star um den letzten Versuch einer schnellen Runde gebracht fühlte. Das Duell in Shanghai schauten sich die Stewards nochmal genau an, ahndeten es aber nicht.
Vettel kam in Runde 36 zum zweiten Mal an die Box, um sich frische Reifen zu holen. Einen Umlauf später holte Mercedes gleich beide seiner Fahrer in die Garage. Innerhalb von nur 6,2 Sekunden erledigten die Mechaniker diesen Doppeljob. An der Spitze lief es für das Silberpfeil-Duo dann ebenfalls weiter reibungslos. Hamilton und Bottas ließen Vettel, Verstappen und Leclerc einfach nicht herankommen.
(dpa)