Start der WM-Vorbereitung: DEB kämpft um NHL-Star Draisaitl

Kaufbeuren (dpa) – Vor Toni Söderholms Debüt als Bundestrainer spricht im deutschen Eishockey fast jeder nur von Leon Draisaitl.

Selbst Söderholm verbringt vor dem ersten WM-Test des Olympia-Zweiten am Donnerstag gegen WM-Gastgeber Slowakei in Kaufbeuren (19.00 Uhr) einen Großteil seiner Zeit mit Telefonaten nach Nordamerika. Zum Beginn der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft (10. bis 26. Mai) arbeitet der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) fieberhaft an der Teilnahme des in der NHL zum Superstar aufgestiegen Ausnahmestürmers.

«Toni und ich führen zur Zeit ständig Telefongespräche. Wir hoffen, bis Montag mehr sagen zu können», sagte DEB-Sportdirektor Stefan Schaidnagel der Deutschen Presse-Agentur vor den ersten Testspielen am Donnerstag und Samstag gegen den Weltmeister von 2002. Der 23 Jahre alte Draisaitl hat mit seinen Edmonton Oilers die Playoffs in der besten Liga der Welt erneut nicht erreicht, persönlich aber die mit Abstand beste Hauptrunde seiner noch jungen Karriere hinter sich.

Mit 105 Punkten wurde Draisaitl viertbester Scorer der gesamten NHL, noch vor Weltstars wie Alexander Owetschkin oder Sidney Crosby. In der Torschützenliste wurde er mit sagenhaften 50 Treffern gar Zweiter. «Wenn der Leon kommt, ist es für Deutschland sehr gut», sagte Söderholm. Der 40 Jahre alte finnische Nachfolger des erfolgreichen Marco Sturm sieht Deutschland mit Draisaitl «auf einem anderen Level». Aber: Draisaitl scheint ausgepowert und müde nach seiner Super-Saison. «Leon war zuletzt auch sehr positiv gestimmt. Wir lassen ihm jetzt erstmal Zeit zum Atmen», sagte Schaidnagel.

Im Laufe der Vorbereitung mit weiteren Spielen in Tschechien, gegen Österreich und zum Abschluss am 7. Mai gegen die USA sollen indes mehrere NHL-Profis den deutschen WM-Kader verstärken. «Die Spieler sind sehr positiv. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir den ein oder anderen NHL-Spieler bei der WM dabei haben werden», sagte Schaidnagel. «Wir arbeiten daran. Das sind unsere Aushängeschilder.»

Neben Draisaitl sind auch dessen Oilers-Teamkollege Tobias Rieder, Korbinian Holzer (Anaheim), Dominik Kahun (Chicago) und Newcomer Nico Sturm (Minnesota) nicht in den Playoffs dabei und könnten bald in die Vorbereitung einsteigen. «Ich weiß es noch nicht zu 100 Prozent, aber es sieht gut aus», sagte Holzer am Mittwoch der dpa. Anders als Vorgänger Sturm in den Jahren zuvor hat Söderholm aber auch ohne die NHL-Profis und die noch in den DEL-Playoffs gebundenen Nationalspieler ein ordentliches Aufgebot zusammen. «Wir haben inzwischen schon mehr Tiefe im Kader. Das erhöht den Konkurrenzkampf», sagte Schaidnagel.

Die Erwartungen an Söderholm, der im Februar bereits mit zwei Spielen des Olympia-Perspektivteams für Peking 2022 gestartet war, sind groß. «Wir erwarten, dass es keinen Bruch gibt nach dem Aufschwung der letzten Jahre», sagte Schaidnagel, der Olympia-Silber aus dem vergangenen Jahr unbedingt nachhaltig nutzen will: «Genau in diesem Fahrwasser soll es weitergehen.» Das große Ziel für die WM in diesem Jahr lautet, die direkte Olympia-Qualifikation für 2022 zu schaffen und diesmal ein Ausscheidungs-Turnier wie 2016 in Riga zu verhindern.

Söderholm setzt dabei auf «Freude» und Selbstbewusstsein: «Ich will, dass wir mit Mut spielen, hart in den Zweikämpfen sind und versuchen, das Geschehen so viel wie möglich zu kontrollieren». Binnen kurzer Zeit hat der 40-Jährige, der im Dezember trotz seines exzellenten Rufs in der Branche überraschend vom Drittliga-Coach des SC Riessersee zum Sturm-Nachfolger befördert worden war, mächtig Eindruck hinterlassen. Die Spieler loben den sehr gut deutsch sprechenden Finnen als starken Kommunikator und hervorragenden Fachmann. «Es ist sehr fokussiert, hat einen absoluten Plan und hat die Erwartungshaltung an ihn manifestiert», sagte Schaidnagel.

(dpa)