Frankfurt/Main – Die Nationale Anti-Doping-Agentur geht nach der Aufdeckung des mutmaßlichen Erfurter Doping-Netzwerks durch staatsanwaltschaftliche Ermittlungen von einer Signalwirkung aus.
«Ich glaube, dass der erste Schritt gemacht ist und mit dem Anti-Doping-Gesetz in der jetzigen Form genau diese Ermittlungs im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
«Das sind grandiose Ermittlungserfolge», lobte er die Schwerpunktstaatsanwaltschaft München und ihre Innsbrucker Kollegen für die «hervorragende Arbeit». Die bayerischen Ermittler hatten am Mittwoch mitgeteilt, dass in der «Operation Aderlass» inzwischen gegen 21 Sportler aus acht europäischen Ländern und fünf Sportarten ermittelt werde. Ausgangspunkt waren Razzien bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld/Österreich und Erfurt, wo der Sportarzt Mark S. als mutmaßlicher Drahtzieher mit seinen Hintermännern seit 2011 ein Doping-Netzwerk betrieben haben soll.
«Es ist jetzt schon gut zu sehen, dass mit den Mitteln des Anti-Doping-Gesetzes und den intensiven Ermittlungen Erfolge erzielt werden können», meinte Mortsiefer. Das sei eine ganz wichtige Erkenntnis. Allerdings sieht er auch die Notwendigkeit, dass das Gesetz «ein Stück weit geschärft und präzisiert» werden müsse, damit man es «noch gezielter» einsetzen kann. Der bayerische Staatsminister Georg Eisenreich hatte eine Kronzeugenregelung und die Einführung der Versuchsstrafbarkeit gefordert.
Außerdem plädiert die NADA vor allem dafür, noch mehr Schwerpunktstaatsanwaltschaften einzurichten – bisher gibt es solche nur in München und Freiburg. «Denn der Erfurter Fall hat auch gezeigt, dass nur spezialisierte Ermittler die Expertise haben, das Gesetz auch richtig anzuwenden», erklärte Mortsiefer.
Für die NADA ist nicht ausgeschlossen, dass im Erfurter Fall möglicherweise weitere überraschende Ermittlungsergebnisse bekannt werden. «Bisher hat sich gezeigt, dass jeden Tag bei den Ermittlungen neue Dinge ans Tageslicht gekommen sind», sagte Mortsiefer. «Wir sind gespannt, wie sich das weiterentwickelt.» Dass auch deutsche Athleten zu den Kunden von Mark S. gehören könnten, hält er für denkbar: «Ausschließen würde ich es Stand jetzt nicht.»
Hat der größte Coup gegen Betrüger im Spitzensport seit Inkrafttreten des Anti-Doping-Gesetzes im Juli 2017 und die damit verbundene Bedrohung, für Doping nicht nur gesperrt zu werden, auch eine abschreckende Wirkung? Mortsiefer: «Ich glaube schon, dass es einen Effekt oder eine Art Wachrütteln gegeben hat. Doper merken jetzt: Es kann auch der Staatsanwalt kommen und es könnte gegebenenfalls ins Gefängnis gehen.» Er glaube, dass dies schon eine Signalwirkung habe.
Auch der Doping-Experte Fritz Sörgel hält den Erfolg der staatlichen Ermittler für ein deutliches Warnsignal. «Jetzt wird es für Doper immer enger», sagte der Nürnberger Pharmakologe der dpa. Zumal dank der Entwicklung der Analytik und der Kontrollmaßnahmen das Blutdoping zu den «letzten Refugien und Graubereiche» zählt, die Doper ausnutzen.
(dpa)