Tokio – Knapp 500 Tage vor der Eröffnungsfeier hat der Rücktritt von Japans NOK-Chef Tsunekazu Takeda einen Schatten auf die Vorbereitung der Olympischen Spiele 2020 in Tokio geworfen.
Der unter Korruptionsverdacht stehende Präsident des Japanischen Olympischen Komitees und IOC-Marketingchef teilte am 19. März seinen Rücktritt mit. Der 71 Jahre alte Funktionär werde am Ende seiner Amtszeit im Juni seinen Posten aufgeben, sagte Takeda. Er beteuerte erneut seine Unschuld, entschuldigte sich aber bei einer NOK-Vorstandssitzung für den Wirbel. Er werde auch als Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees aufhören. Die französische Justiz ermittelt gegen ihn wegen Korruptionsverdachts.
Bei dem Korruptionsverdacht gegen Takeda geht es um die Zahlung von zwei Millionen Dollar an die in Singapur ansässige Beraterfirma Black Tidings. Diese soll wiederum in Verbindung zum einst mächtigen Ex-Leichtathletik-Weltverbandspräsidenten Lamine Diack gestanden haben. Der Senegalese war 2015 nach Ermittlungen wegen Geldwäsche und Bestechlichkeit gestürzt, in Afrika galt Diack als sehr einflussreich. Er habe die finale Unterschrift unter den Kontrakt gesetzt, aber in den vorherigen Prozess sei er nicht involviert gewesen, hatte Japans NOK-Chef Takeda erst im Januar betont. Es habe keinen Grund gegeben, den Deal in Frage zu stellen, sagte Takeda.
Der Funktionär gehörte damals in führender Position dem Bewerbungskomitee von Tokio an. Die japanische Hauptstadt hatte 2013 im Dreikampf mit Madrid und Istanbul vom Internationalen Olympischen Komitee den Zuschlag erhalten. Mehr als 20 Milliarden Dollar wendet Japan auf, um die am 24. Juli 2020 beginnenden Spiele zu veranstalten. Er habe nichts Falsches getan und werde weiter danach streben, seine Unschuld zu beweisen, bekräftigte Takeda am Dienstag.
Der frühere Reiter, der in den 1970er Jahren an Olympischen Spielen teilnahm, hatte Aussicht auf eine Wiederwahl als NOK-Präsident, nachdem das Komitee für ihn eine Ausnahme bei der Altersbegrenzung von 70 Jahren machte. Nun sagte Takeda, ein Urenkel des Kaisers Meiji (1852-1912), er wolle mit Blick auf die Spiele 2020 in der Heimat die Zukunft des NOK in die Hände junger Führungskräfte legen, auf dass diese eine «neue Ära» beginnen. Als Favorit für seine Nachfolge gilt Yasuhiro Yamashita, Goldmedaillen-Gewinner von 1984.
Die «aufregendste Spiele aller Zeiten» versprechen die Organisatoren. IOC-Präsident Thomas Bach hatte bei einem Besuch in Japan Ende vergangenen Jahres von perfekten Vorbereitungen gesprochen. Anfängliche Probleme – wegen der stark gestiegenen Kosten musste der Plan für das neue Nationalstadion überarbeitet werden, nach Plagiatsvorwürfen musste ein neues Logo gewählt werden – konnten überwunden werden. Alle Wettkampfstätten dürften vorzeitig fertig werden, das neue Nationalstadion in Tokio zum Ende dieses Jahres.
(dpa)