Düsseldorf – Einen radikalen Personalumbruch wie Joachim Löw muss und will Christian Prokop nach der gelungenen Heim-WM der deutschen Handballer nicht herbeiführen.
Und doch wird das Länderspiel des WM-Vierten gegen die Schweiz, mit dem die Vorbereitung auf das Super-Jahr 2020 mit der Europameisterschaft im Winter und den Olympischen Spielen im Sommer eingeläutet wird, zum Debütantenball: Gleich vier Neulinge lässt der Bundestrainer an diesem Samstag (14.00 Uhr/Sport1) in Düsseldorf vorspielen. «Wir wollen, dass sie sich zeigen und beweisen können», sagte Prokop.
Bei der Formierung einer schlagkräftigen Truppe für die Zukunft setzt der 40-Jährige also nicht nur auf sein bewährtes Personal, sondern auch auf hoffnungsvolle Talente. Den viertägigen Lehrgang in Kamen-Kaiserau, bei dem das A-Team gemeinsam mit der U21-Auswahl trainierte, und den abschließenden Test gegen die Eidgenossen bezeichnete Prokop als Übergang von der WM zur EM. Und Sportvorstand Axel Kromer erläuterte: «Wir vernetzen die Trainer und zeigen zudem unseren Talenten Perspektiven für ihre Karriere auf.»
Deshalb stehen Torwart Christopher Rudeck vom Bundesliga-Aufsteiger Bergischer HC, Rückraumspieler Sebastian Heymann von Frisch Auf Göppingen, Rechtsaußen Timo Kastening vom EHF-Cup-Teilnehmer TSV Hannover-Burgdorf und Kreisläufer Johannes Golla vom deutschen Meister SG Flensburg-Handewitt nun vor ihrem Debüt. «Wir haben diese jungen Spieler schon länger im Blick und freuen uns auf sie im Nationalteam», betonte Prokop.
Auch bei dem Quartett ist die Vorfreude auf den ersten offiziellen Auftritt im DHB-Trikot groß. «Es ist ein tolles Zeichen für uns Jüngere, dass wir nach einer so tollen WM reinschnuppern dürfen», sagte Golla. Der 21-Jährige stand – wie Heymann – schon im erweiterten Kader für die Weltmeisterschaft, wurde dann aber nicht für die Endrunde berücksichtigt.
Kein Wunder, hat Prokop am Kreis in Patrick Wiencek, Hendrik Pekeler und Jannick Kohlbacher doch ein Weltklasse-Trio zur Verfügung. «Es ist für mich kein Problem, so tolle Konkurrenz zu haben, sondern Ansporn», sagte Golla. Generell sieht er gute Chancen für den Handball-Nachwuchs in Deutschland: «Es wird sehr großer Wert auf den Anschluss der jungen Spieler an die A-Mannschaft gelegt.»
Man darf also gespannt sein auf den Auftritt der jungen Wilden gegen die Schweiz um Star-Regisseur Andy Schmid vom Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen. Prokop, der gleich auf sieben WM-Spieler verzichten muss, hofft auf ein Handball-Fest vor fast ausverkaufter Kulisse. «Ich freue mich auf die Begeisterung der Fans», sagte der Bundestrainer. Von seinen Schützlingen fordert er vor allem Spielfreude: «Die Spieler sollen die WM-Euphorie mitnehmen und zeigen, dass sie Spaß haben.»
(dpa)