Dallas – An diesem Wochenende steht Dirk Nowitzki noch einmal auf der großen Basketball-Showbühne. Beim Allstar-Spiel der NBA ist der 40 Jahre alte Superstar der Dallas Mavericks auf Einladung von Commissioner Adam Silver dabei.
Im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Dallas erklärt der Würzburger, warum er trotz des Angebots zunächst zögerte, spricht über Spaß und Frust in seiner 21. NBA-Saison sowie die Pläne für die Zeit nach der Karriere.
Frage: Sie haben immer betont, dass Ihnen Basketball noch Spaß machen muss. Wie viel Spaß ist jetzt gerade dabei?
Antwort: Jetzt wieder mehr als im Dezember. Es war schwer für mich, mich zurückzukämpfen nach der Knöchel-Operation, dann hat sich auch noch der Fuß entzündet. Ich war fast sieben, acht Wochen raus, da war der Anfang natürlich schwer, mit 40 wieder zurückzukommen. Es war nicht immer nur Spaß dabei. Aber die letzten paar Wochen ist es auf jeden Fall besser geworden. Ich versuche natürlich mein Bestes, der Mannschaft zu helfen, noch ein paar Siege zu holen.
Frage: Also fühlt sich alles gut an?
Antwort: Hier und da ist es noch frustrierend, wenn der Kopf was sieht, aber der Körper nicht mehr ganz mitkommt oder die Bewegung nicht mehr durchziehen kann wie man will. Die Spiele werden natürlich immer Spaß machen, die Trainingseinheiten sind manchmal ein bisschen schwer. Wenn ich nur zehn Minuten spiele, muss ich noch ganz andere Sachen machen, Kondition pauken an freien Tagen, Krafttraining und so weiter. Das ist natürlich nicht mehr das Tollste.
Frage: Sie werden an diesem Sonntag wie Ihr alter Rivale Dwyane Wade auf Einladung der NBA nochmal beim Allstar-Spiel dabei sein. Commissioner Adam Silver hat beim Besuch in Dallas Ihrer Frau an der Seitenlinie zugerufen, dass es etwas schwierig war, Sie zu überreden. War Ihnen das Angebot unangenehm?
Antwort: Ich stehe natürlich nicht gerne immer im Mittelpunkt, schon meine ganze Karriere über. Aber es ist eine tolle Sache, ich freue mich riesig, dass ich noch mal beim Höhepunkt spielen kann mit den besten Spielern der Welt. Am Anfang war mir nur nicht klar, wie es ablaufen soll, ob ich den Platz von einem bekomme, der ihn sich diese Saison über mit Leistungen verdient hat. Als sie es mir erklärt haben, dass wir als jeweils 13. Spieler dabei sind, habe ich gesagt, dass es eine tolle Sache ist.
Frage: Was waren Ihre ursprünglichen Pläne für das freie Wochenende?
Antwort: Wir hatten schon Urlaub gebucht, wir wollten eigentlich irgendwo in die Karibik. Aber das habe ich natürlich abgesagt, weil es keinen Sinn gemacht hätte, für zwei Tage am Sonntagabend dort hinzufliegen, wenn wir am Mittwoch wieder trainieren. Ich werde versuchen, es noch mal zu genießen, alle Events mitnehmen und einfach Spaß haben.
Frage: Sie haben kürzlich ein besonderes Jubiläum gefeiert, sind seit 20 Jahren in der NBA und damit auch in den USA. Was hat sich aus Ihrer Sicht verändert?
Antwort: Dallas ist größer geworden, es wächst und wächst. Ich habe hier meine Heimat gefunden, meine neuen Freunde. Ich bin einfach zu lange aus Deutschland weg, die Kids sind hier geboren. Ich fühle mich hier einfach wohl.
Frage: Sie hatten nach dem Gewinn der Meisterschaft 2011 auch schon mal angedeutet, dass Sie sich vorstellen können, US-Bürger zu werden. Ist das noch ein Thema?
Antwort: Meine nahe Zukunft ist natürlich erst einmal hier. Wenn wir ganz da bleiben, macht es schon Sinn, zumindest beide Staatsbürgerschaften zu haben. Aber dafür musst du erst einmal eine Greencard für einige Jahre haben. Ich weiß gar nicht, wie da die genauen Regeln sind. Deshalb ist das für die nahe Zukunft erst mal kein Thema.
Frage: In der Gegenwart werden Sie auch auswärts von den gegnerischen Fans gefeiert. Club-Besitzer Mark Cuban hat gesagt, dass es sich für ihn wie eine Abschiedstour von Ihnen anfühlt. Wie fühlt es sich für Sie an?
Antwort: Es ist schon ein tolles Gefühl, das werde ich niemals vergessen. Das ist emotional, auch in Boston war es ein super Abschied.
Frage: Die Fans jubelten bei jedem Ihrer Wurfversuche…
Antwort: Leider konnte ich dort kein einziges Ding mehr reinschießen, das tat schon ein bisschen weh. Die Anerkennung ist für mich eine tolle Erfahrung, dass man was geleistet hat über zwei Jahrzehnte. Das nehme ich gerne mit. Ob es wirklich das letzte Jahr war, werden wir dann sehen.
Frage: Ihre Entscheidung wird also wirklich erst nach der Saison fallen?
Antwort: Ja, ich werde da jetzt nichts dran ändern.
Frage: Mark Cuban hat auch gesagt, dass Sie nach Ihrer Karriere in Dallas alles machen können, was Sie wollen. Was sind Ihre Vorstellungen?
Antwort: Ich werde jetzt in naher Zukunft keinen Job annehmen. Ich werde mit den Kids ein bisschen reisen, ein paar Sachen unternehmen, die ich meine ganze Karriere nicht machen durfte. Ich werde mich da auf keinen Fall in eine Entscheidung reinstürzen, sondern die Zeit mit meiner Familie genießen. Wenn mir das dann zu langweilig wird oder etwas kommen muss, dann kann ich das immer noch überlegen.
Frage: In Luka Doncic hat Dallas schon einen möglichen Anführer als Topstar verpflichtet. Hat sein starker Start Sie überrascht?
Antwort: Wir wussten, dass er es kann. Aber er hat unsere Erwartungen noch übertroffen. Er hat das komplette Offensivpaket: Er kann schießen, sich seinen eigenen Wurf kreieren.
Frage: Seit anderthalb Jahren spielen Sie auch mit Maxi Kleber zusammen, der ebenfalls aus Würzburg kommt. Wie bewerten Sie seine Entwicklung?
Antwort: Es ist super. Ich wusste nicht, was ich von ihm zu erwarten habe, ich habe ihn vorher nie live spielen gesehen. Er hat mich schon letztes Jahr überrascht: Er ist sehr athletisch, kann alle Positionen verteidigen, er ist super schnell, sein Schuss ist solide. Ich glaube, er hat uns alle überrascht, als er hier ankam. Ich freue mich für ihn, er ist ein super-netter Kerl, auf dem Boden geblieben, hat Spaß am Spiel. Ich freue mich, dass seine Knochen mithalten, er hat viel mitgemacht in seiner Karriere. Er ist super eingeschlagen und spielt eine tolle Saison.
Frage: Er gehört zur jungen deutschen Nationalmannschaft, die sich für die WM qualifiziert hat. Was trauen Sie dem Team in China zu?
Antwort: Die Jungs haben eine überragende Quali gespielt. Ich glaube, dass wir eine junge, super Mannschaft haben, die talentiert ist. Dennis (Schröder) ist im internationalen Basketball wirklich schwer zu stoppen. Es sind viele Junge, die Spaß an der Sache haben. Es kommt natürlich alles ein bisschen auf die Auslosung an, aber wenn alle dabei sind, werden sie ein gutes Turnier spielen.
Frage: Wie werden Sie die WM selbst verfolgen?
Antwort: Es kann sogar sein, dass ich vor Ort bin, dort was für Nike mache. Das sind aber noch Überlegungen, es ist noch nicht ganz raus.
ZUR PERSON: Dirk Nowitzki (40) ist der beste deutsche Basketballer der Geschichte und steht seit 1998 bei den Dallas Mavericks in der NBA unter Vertrag. Der gebürtige Würzburger gewann mit den Texanern 2011 die Meisterschaft, holte mit der deutschen Nationalmannschaft WM-Bronze 2002 und EM-Silber 2005. Als erster NBA-Spieler absolviert er die 21. Saison hintereinander im gleichen Team.
(dpa)