Göteborg – Die verpasste Krönung ihrer unerwartet erfolgreichen Europa-Tour verarbeiteten Münchens gezeichnete Eishockey-Kämpfer bei Kalbfleisch auf Trüffel-Sauce.
Auf dem nächtlichen Bankett im Teamhotel mit Blick auf den Göteborger Vergnügungspark Liseberg war der Mannschaft des EHC Red Bull München nach dem verlorenen Finale in der Champions Hockey League nicht zum Feiern zumute. Die ungestillte Gier auf den Titel in der Königsklasse war zu groß.
«Wir wollen uns mit der Silbermedaille nicht zufrieden geben», versicherte Nationalspieler Konrad Abeltshauser nach dem 1:3 gegen den nun dreimaligen Gewinner Frölunda Indians aus Göteborg. «Wir sind nach Göteborg gekommen, um den Henkelpokal zu gewinnen»
Abeltshauser sagte: «Das ist auch weiterhin unser Ziel. Wir werden nicht aufhören, bis wir den Pokal mal nach München holen. Jetzt überwiegt der Schmerz, wir können aber auch stolz auf das sein, was wir geleistet haben.»
Ohne Zweifel, die Münchner waren als erste deutsche Mannschaft ins Viertelfinale, dann ins Halbfinale und schließlich auch ins Endspiel eingezogen. Nur der Krönungsakt blieb dem Serienmeister aus Bayern am Dienstag versagt. «Wir haben nicht den Titel geholt, aber wir haben Respekt gewonnen», konstatierte Coach Don Jackson.
Nicht nur der Meistermacher weiß, dass die Deutsche Eishockey Liga (DEL) im internationalen Vergleich hinterherhinkt. Alleine der Finaleinzug in der CHL ist ein Jahr nach dem Sensationssilber des Nationalteams bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang ein weiteres Stück für die Eishockey-Geschichtsbücher.
Ob das sogar für einen weiteren Schub im deutschen Eishockey reicht? Man müsse «eben mit der Nationalmannschaft und mit dem Verein so weiterspielen, dass es weitergeführt wird», sagte Verteidiger Yannic Seidenberg. «Wir probieren unseren Job da draußen zu machen. Ich hoffe, dass weiter Kinder zum Eishockey finden, Spaß haben.»
Die Münchner Spieler haben in der CHL-Saison Großes gezeigt. Am Finalabend war Frölunda aber ein würdiger Sieger. In der Defensive traten die Schweden abgezockt auf, in der Offensive nutzten sie ihre ersten drei Powerplays dreimal eiskalt. Die Münchner dagegen waren in eigener Überzahl nur einmal erfolgreich. «Wir hatten genügend Chancen, um das Spiel zu gewinnen. Sicherlich ist das Spiel so blöd verlaufen, dass wir nicht den Schwung auf unsere Seite bekommen haben», erläuterte Seidenberg.
«Ich hoffe, dass wir da viele positive Sachen rausziehen und zum Schluss aus der Niederlage noch stärker herausgehen», sagte Kapitän Michael Wolf, für den es die letzte Chance auf den CHL-Triumph war. Der DEL-Rekordtorschütze beendet nach dieser Saison seine Karriere. Was danach kommt? «Erstmal nach Hause gehen, erstmal nach Füssen gehen, ein paar Monate ins Land gehen lassen und dann schauen wir weiter», sagte der 38-Jährige.
Durchschnaufen können nun die Münchner. Erst am Freitag in einer Woche sie sind wieder in der Liga gefordert. «Ich glaube, der Hunger, die Gier auf die Meisterschaft wird jetzt viel größer sein, weil wir heute Silber bekommen haben», meinte Manager Christian Winkler.
Wolf zeigte sich ebenfalls zuversichtlich für den Endspurt. «Ich denke, dass wir eher wachsen werden», meinte der Oldie nach der Enttäuschung in Göteborg. «Um in der Lage zu sein, so etwas runterzuschlucken, musst du den Stolz suchen», sagte Trainer Jackson auf weise Art und versicherte: «Wir können das.»
(dpa)