Hamburg – Bundestrainer Christian Prokop freut sich auf die «brutal schöne Aufgabe»: Vor dem WM-Halbfinale der deutschen Handballer gegen Norwegen spricht Vieles für den nächsten packenden Krimi mit deutscher Beteiligung. Davon gab es bei Großturnieren schon einige.
WM-HALBFINALE 2003: Gegen Frankreich liegt die deutsche Mannschaft eine Viertelstunde vor Schluss mit vier Toren zurück. Dank einer Energieleistung bejubelt die DHB-Auswahl am Ende aber einen 23:22-Sieg und den erstmaligen Einzug ins Endspiel seit dem legendären WM-Triumph 1978. Doch der Erfolg wird teuer bezahlt. Linksaußen Stefan Kretzschmar bricht sich den kleinen Finger der Wurfhand und fehlt im Finale genauso wie Rückraum-Ass Volker Zerbe, der einen Muskelfaserriss erleidet. Ohne das Duo verliert Deutschland gegen Kroatien und kehrt mit Silber heim.
WM-HALBFINALE 2007: Das Halbfinale der Heim-WM vor zwölf Jahren gegen Frankreich ist an Spannung kaum zu überbieten. 32:31 setzt sich die deutsche Mannschaft am Ende durch – nach zweimaliger Verlängerung. Dass es für die Truppe von Bundestrainer Heiner Brand in der dramatischen Partie ein Happy End geben wird, ahnt der damalige Bundespräsident Horst Köhler bereits in der Halbzeitpause: «Wir gewinnen mit einem Tor Unterschied», sagt Köhler vorher und behält recht. Nach einem souveränen Finalsieg gegen Polen wird Deutschland zum dritten Mal Weltmeister.
EM-HALBFINALE 2008: Zur Pause liegt Deutschland mit drei Toren in Führung. Doch drei Sekunden vor dem Ende macht Dänemark alles klar. Lars Christiansen verwandelt den entscheidenden Siebenmeter zum 26:25-Endstand. Die Niederlage im norwegischen Lillehammer kennzeichnet den Beginn eines jahrelangen Abschwungs im deutschen Handball. Das Spiel um Platz drei gegen Frankreich geht deutlich mit 26:36 verloren, danach versinkt die DHB-Auswahl im Mittelmaß. Erst acht Jahre später meldet sie sich in der Weltspitze zurück.
EM-HALBFINALE 2016: Dieses Spiel hat es in sich. Deutschland und Norwegen liefern sich einen Krimi bis zum Schluss, immer wieder neigt sich die Waage hin und her. Nach 60 Minuten steht es 27:27 – Verlängerung. Kai Häfner, der auch dieses Mal dabei ist, gelingt kurz vor Schluss in Krakau der Siegtreffer für das Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson. Die Norweger legen wegen eines vermeintlichen Regelverstoßes sogar noch Protest ein – vergeblich. Das Endspiel gegen Spanien wird eine klare Sache. Nach dem 24:17 ist Deutschland erstmals Europameister.
OLYMPIA-HALBFINALE 2016: 20 Minuten vor dem Ende liegt die deutsche Mannschaft gegen Frankreich mit 15:22 hinten. Doch dann kommt die DHB-Auswahl zurück – 58 Sekunden vor dem Ende trifft Tobias Reichmann zum 28:28. Die Halle tobt, aber Frankreich kontert noch einmal in Person von Daniel Narcisse. Der ehemalige Welthandballer trifft in der dramatischen Schlussphase zwei Sekunden vor dem Abpfiff zum Sieg für den Rekord-Weltmeister und zerstört damit die deutschen Gold-Hoffnungen.
(dpa)