Duell der Wikinger: Dänemark trifft auf Norwegen

Kopenhagen – Es ist kein gewöhnliches Spiel bei der Handball-WM. Im skandinavischen Duell zwischen Co-Gastgeber Dänemark und Norwegen steht am Donnerstagabend (20.15 Uhr) in Herning auch viel Prestige auf dem Spiel.

Zugleich ist es eine Zusammenkunft von Stars wie Mikkel Hansen und Torwart Niklas Landin auf dänischer Seite und Sander Sagosen beim Vize-Weltmeister Norwegern – Spieler, die der Weltmeisterschaft ihren Stempel aufdrücken können.

Nach je vier überlegenen Siegen aus vier Spielen sind beide Teams bereits für die Hauptrunde qualifiziert. Jetzt kommt es zum Abschluss der Vorrunde zum Top-Treffen mit vorentscheidenden Charakter. «Das ist das, worauf wir alle gewartet haben», sagte Dänemarks René Toft Hansen nach dem am Ende erneut klaren 28:17-Sieg seines Teams gegen Österreich.

Wer das Duell in Herning gewinnt, nimmt vier Punkte in die Hauptrunde mit, der Verlierer zumindest zwei. Es gehe aber um mehr als Punkte, sagte der dänische Handball-Historiker Thomas Ladegaard der Deutschen Presse-Agentur in Kopenhagen. Da auf dem Weg in die Halbfinals auch Spiele gegen Schweden anstünden, könne man getrost von einem «großen nordischen Krieg» sprechen.

Dänemark und Norwegen verbindet eine wechselhafte Geschichte. Für viele Dänen ist aber vor allem Schweden der wirkliche innerskandinavische Rivale, auch in sportlicher Hinsicht. «Diese Rivalität reicht zurück bis in die 50er Jahre. Wenn man über Handball und Fußball spricht, geht es immer um Schweden. Norwegen hat immer die Rolle des kleinen Stiefbruders gespielt», sagte Ladegaard.

Norwegens Rolle hat sich in den vergangenen Jahren aber entschieden verändert. Trainer Christian Berge hat dem Team eine angriffslustige und überaus schnelle Spielweise verpasst. «Ihr Stil ist eine andere Art von Handball. Sie haben nicht die körperliche Stärke von Frankreich oder Deutschland. Sie spielen dafür auf ihre Weise mit einigen sehr schnellen Spielern», sagte Ladegaard. Dennoch sehe er Dänemark minimal in der Favoritenrolle. «Nur wegen des Heimvorteils.»

Dass da zwei überragende Mannschaften aufeinandertreffen, beweisen die Statistiken dieser WM: Bis zum Mittwoch hatte kein Team so viele Tore wie Norwegen (149) und Dänemark (137) erzielt. Allerdings hatten sie es in ihrer Gruppe mit bestenfalls zweitklassigen Teams wie Tunesien, Chile, Saudi-Arabien und Österreich zu tun und kamen zu mehr oder weniger leichten Siegen.

Dass das Wikingerduell ein Torfest wird, dagegen dürften vor allem die Torhüter etwas haben. Besonders Dänemarks Landin vom THW Kiel könnte zum Schlüsselspieler werden: Er wehrte satte 51 Prozent aller Würfe ab – eine Weltklasse-Quote.

Norwegen-Coach Berge ist bereit für das Duell. «Das wird spannend. Ich freue mich wahnsinnig darauf. Zwei gute Mannschaften, das wird ein wenig krachen», sagte er im Sender TV 3. Für seinen Star Sagosen dürfte das Spiel auch aus zwei anderen Gründen interessant werden: Zum einen steht in Dänen-Star Hansen ein Teamkollege von Paris Saint-Germain auf dem Feld. Zum anderen spielte Sagosen selbst einige Jahre in Dänemark, ehe er von Aalborg nach Paris wechselte.

Hansen ist mit dem bisherigen Turnierverlauf zufrieden. «Wir sind bislang gut durchgekommen. Alle haben gespielt und Selbstvertrauen bekommen», sagte er nach dem Österreich-Spiel. Und ergänzte: «Und Selbstvertrauen ist notwendig, um Norwegen zu schlagen.»


(dpa)

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