Australian Open: Kerber einziger deutscher Lichtblick

Melbourne – Die beste Leistung hob sich Angelique Kerber im Stil eines großen Tennis-Champions für den weiteren Verlauf der Australian Open auf.

Auch in ihrer Zweitrundenpartie am Mittwoch wird die Wimbledonsiegerin vermutlich noch nicht ihr ganzes Können zeigen müssen. Immerhin ist Kerber dann noch dabei, alle anderen fünf der insgesamt 13 deutschen Starter verloren an einem enttäuschenden Auftakttag, unter ihnen auch Wimbledon-Halbfinalistin Julia Görges.

Kerber glänzte beim 6:2, 6:2 gegen die Slowenin Polona Hercog nicht, trotzdem stand unter dem Strich ein glatter Erfolg für die Siegerin von 2016. Nächste Gegnerin ist die auch Kerber bisher kaum bekannte Brasilianerin Beatriz Haddad Maia. Die Qualifikantin rangiert nur auf Position 195 der Weltrangliste, Kerber ist die Nummer zwei. Mit einem Videostudium und Erkenntnissen, die ihr neuer Trainer Rainer Schüttler sammelt, will sie sich auf die Linkshänderin vorbereiten, die Kerbers Wissens nach schon einige gute Matches gespielt hat.

Drei Jahre nach dem ersten von bislang drei Grand-Slam-Titeln genoss die am Freitag 31 Jahre alt werdende Norddeutsche die Rückkehr an die Stätte ihres ersten großen Triumphes, auch wenn sie zunächst unzufrieden war und sich erst im zweiten Satz befreiter fühlte. «Die ersten Runden sind immer schwierig für mich», sagte Kerber.

Probleme bereitet ihr noch etwas ganz Anderes: die Orientierung auf der Anlage nach einigen Umbauten. «Ich habe manchmal das Gefühl, ich bin komplett woanders. Hier hat sich einiges geändert», erklärte sie nach dem Erfolg in der ihr eigentlich vertrauten Rod-Laver-Arena.

Auf dem Weg zum Einzug in die zweite Runde kam Julia Görges kurz vor dem vermeintlichen Ende vom Weg ab. Die deutsche Nummer zwei war gegen die Amerikanerin Danielle Collins nur zwei Punkte vom Sieg entfernt, verlor aber noch 6:2, 6:7 (5:7), 4:6. Görges scheiterte zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder in ihrer ersten Partie in Melbourne und dort erst zum insgesamt zweiten Mal in Runde eins. Mit der Titelverteidigung beim Turnier in Auckland hatte die Saison für die letztjährige Wimbledon-Halbfinalistin noch perfekt begonnen.

«Dass die Enttäuschung da ist, ist klar. Von den ersten zwei Sätzen her kann ich sagen, dass ich ein gutes Match gespielt habe, das ich leider aus der Hand gegeben habe», sagte Görges. Die Weltranglisten-13. setzte gegen die auf Rang 35 geführte Collins eine Vorhand, die ihr zwei Matchbälle beschert hätte, knapp ins Aus.

Desorientiert war infolge einer Erkältung bei der sommerlichen Hitze Andrea Petkovic. Die Darmstädterin gab gegen die Rumänin Irina-Camelia Begu beim Stand von 7:6 (7:3), 3:4 und 30:40 auf, nachdem sie minutenlang wegen Schwindels auf dem Platz lag und nicht aus eigener Kraft aufrecht auf einem Stuhl sitzen konnte. Petkovic sprach – immer noch blass – von einem «kompletten Fantasiezustand». Sie habe kaum sitzen können, aber weiterspielen wollen. Das verhinderten die Ärzte am Platz. Anders als Kerber und Görges würde Petkovic für die erste Fed-Cup-Runde gegen Weißrussland am 9. und 10. Februar in Braunschweig zur Verfügung stehen.

Von den sieben deutschen Herren schied Talent Rudi Molleker bei seinem Grand-Slam-Debüt vor den Augen des Herren-Tennis-Chefs Boris Becker aus. Nach geglückter Qualifikation unterlag der 18-Jährige dem Weltranglisten-16. Diego Schwartzman aus Argentinien 1:6, 3:6, 6:4, 0:6. Gojowczyk nahm dem an Nummer zehn gesetzten Russen Karen Chatschanow den ersten Satz ab, verlor aber dann 6:3, 3:6, 4:6, 3:6. Struff musste sich dem Australier Matthew Ebden 6:1, 4:6, 3:6, 4:6 geschlagen geben.

Die Titelverteidiger Roger Federer und Caroline Wozniacki kamen wie Rafael Nadal weiter. Das aufregendste Match des Tages lieferte aber Andy Murray: Nach seiner Rücktrittsankündigung wegen ständiger Hüftschmerzen wehrte sich die einstige Nummer eins der Welt gegen den Spanier Roberto Bautista Agut über vier Stunden lang tapfer, verlor aber 4:6, 4:6, 7:6 (7:5), 7:6 (7:4), 2:6. «Sollte das mein letztes Match gewesen sein, dann war es eine wunderbare Art aufzuhören», sagte Murray mit wackeliger Stimme zu den Fans. In einem danach abgespielten Video erwiesen ihm prominente Kollegen die Ehre.


(dpa)

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