Bremen – Werder Bremens langjähriger Manager und Aufsichtsrats-Chef Willi Lemke hat in einem Interview zum Fall Ribéry offen eingeräumt, dass Bundesliga-Clubs bei Skandalen oder Undiszipliniertheiten ihrer besten Spieler häufig ein Auge zudrücken.
«Jede Mannschaft braucht die Topspieler. Deshalb werden sie meistens in Schutz genommen, wenn sie Blödsinn machen», sagte der 72-Jährige dem Bremer «Weser Kurier».
Bayern-Star Franck Ribéry hatte zuletzt in den sozialen Netzwerken Fans und Medien beleidigt, die ihn wiederum für ein Video kritisiert hatten, in dem er mit einem goldverzierten Steak zu sehen war. Der FC Bayern hatte den Franzosen dafür mit einer Geldstrafe belegt. «In den langen Jahrzehnten meiner Zeit bei Werder gab es nur ganz wenige Spieler, die wir nicht erreicht haben», erzählte Lemke. «Waren diese Spieler von besonderem Wert für die Mannschaft, sind sie nicht immer mit der Konsequenz behandelt worden, die notwendig gewesen wäre. Wer gebraucht wurde, wer Stammspieler war, dem wurde mehr verziehen.»
Lemke war von 1981 bis 1995 Manager und von 2005 bis 2012 Aufsichtsratsvorsitzender der Bremer. «Alle handelnden Personen einer Vereinsführung haben ja nur ein Interesse: Dass das nächste Spiel gewonnen wird. Das ist auch das Interesse der Fans, des Trainers, der Mannschaft. Ribéry bekommt jetzt eine Geldstrafe, über die er sich vermutlich schlapp lacht. Und mehr passiert nicht.»
(dpa)