Berlin – Uwe Gensheimer will endlich den großen Wurf landen. Seit Jahren jagt der Familienvater, der als bester Linksaußen der Welt gilt, seinem ersten Triumph mit der deutschen Handball-Nationalmannschaft hinterher.
Bei der Heim-WM unternimmt der 32-Jährige nun den nächsten Anlauf – und ist durchaus zuversichtlich. «Das Ziel spornt mich an», sagt Gensheimer. «Wir wollen ins Halbfinale. Dann ist alles möglich.»
Als die DHB-Auswahl 2007 WM-Gold gewann, war Gensheimer nur Zuschauer, obwohl er 14 Monate zuvor in der Nationalmannschaft debütiert hatte und zum erweiterten 28er-Kader des damaligen Bundestrainers Heiner Brand gehörte. «Ich wurde dann aber nicht nominiert und habe die meisten Spiele am Fernseher verfolgt», berichtet Gensheimer.
Beim Finale gegen Polen jubelte er dann in der Halle mit. «Wir saßen direkt hinterm Tor und haben diese einmalige Stimmung förmlich aufgesogen. Das kribbelt heute noch, wenn ich daran denke», erzählt Gensheimer. Den sensationellen EM-Sieg 2016 verpasste er ebenfalls – dieses Mal wegen einer Verletzung.
Kein Wunder also, dass die Sehnsucht nach einem internationalen Titel bei ihm besonders groß ist. Das Wintermärchen von 2007 soll dabei als Vorbild dienen. «Natürlich haben wir es uns ein Stück weit auf die Fahne geschrieben, das auch zu schaffen», sagt Gensheimer.
Als Kapitän will er dazu einen großen Teil beitragen, nachdem die EM 2018 auch für ihn persönlich enttäuschend verlief. «Ich habe es damals nicht geschafft, konstant auf dem hohen Level zu spielen, wie ich es davor im Verein hinbekommen habe», räumt der Profi vom französischen Topclub Paris Saint-Germain ein.
Gensheimers herausragende Fähigkeiten sind seine Nervenstärke beim Siebenmeter, seine Konterqualitäten und ein wohl einmaliges Wurfrepertoire. «Es ist wirklich unglaublich, was er mit seiner rechten Hand so alles anstellen kann. Ich mache mir ab und zu den Spaß und schaue mir kurze Clips von Uwes Kunstwerken in Internet an», schreibt Stefan Kretzschmar in seinem Buch «Hölleluja» anerkennend. Der heutige TV-Experte muss es wissen, war er in der DHB-Auswahl doch Gensheimers Vorgänger auf dieser Position.
Auch Bundestrainer Christian Prokop ist angetan von Gensheimer, der sein verlängerter Arm auf dem Parkett ist. «Er ist ein Spieler, der für sehr viel Harmonie und Teamgeist steht. Zudem verfügt er über eine Wurftechnik, die die Torhüter nicht lesen können, ob nun vom Siebenmeterstrich oder von außen», lobt Prokop. «Er kann unserer Mannschaft sehr viel helfen.»
Diesen Anspruch an den DHB-Kapitän erhebt auch Ex-Bundestrainer Brand: «Uwe Gensheimer steht sicherlich unter dem besonderen Druck, mal ein großes internationales Ereignis erfolgreich zu gestalten.» Gensheimer selbst ist sich dessen bewusst und hat seine Lehren aus den Misserfolgen der jüngeren Vergangenheit gezogen: «Deshalb bin ich auch sehr optimistisch, dass das so nicht noch einmal passieren wird.»
(dpa)