Die Ökotrends der Bundesliga: Mehr Schein als Sein?

Berlin – Bier im Mehrwegbecher, die Wurst auf die Hand und mit dem Leihfahrrad ins Stadion: «Das Anliegen, die Umwelt zu schützen, ist inzwischen auch bei den Bundesligisten angekommen», sagt Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe.

Dennoch gebe es im Profifußball noch viel Luft nach oben. «Insbesondere größere Vereine ziehen erst allmählich nach und tun sich mit der Umsetzung von Umweltaktivitäten schwer», sagt Fischer. Anders sehe das bei vielen kleinen Vereinen aus.

Allein in der vergangenen Saison sind nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe 11,5 Millionen Einwegbecher in den Stadien angefallen. Vorne mit dabei: Borussia Dortmund mit 1,5 Millionen Bechern. Der Herbstmeister ist jedoch nach eigenen Angaben bereits im Dialog mit der Umwelthilfe, «an dessen Ende die Umstellung auf ein Mehrwegbecher-System stehen soll». Auch der FC Bayern München hat zu Beginn der Saison umgestellt. Doch Clubs wie beispielsweise der FC Schalke 04, Hamburger SV, 1. FC Köln oder die TSG 1899 Hoffenheim setzten weiterhin auf Wegwerfbecher.

Der stellvertretende Bereichsleiter Mobilität und Ressourcen vom Öko-Institut, Daniel Bleher, bemängelt die konsequente Umsetzung der Umweltmaßnahmen. «Wenn man sich die Einnahmen und Budgets anschaut, die auf dem Spielermarkt verbraten werden, sollte die Umstellung auf ein Mehrweg-System auf jeden Fall drin sein.» Vereine sollten daher vernünftig abwägen, was sie sich leisten können – «und vor allem wollen».

Noch mehr ins Gewicht fallen nach Blehers Angaben allerdings die Fahrten ins Stadion. «Die Fan-Mobilität macht rund 60 bis 80 Prozent der gesamten CO2-Bilanz eines Vereins aus», sagt Bleher. Hunderte Tonnen CO2 würden Saison für Saison allein bei den Heimspielen produziert. Es sei zwar im europäischen Ausland im Gegensatz zur Bundesliga nicht selbstverständlich, dass man mit fast allen Eintrittstickets auch den öffentlichen Nahverkehr nutzen kann. «Es bringt aber nichts, wenn die Stadien trotzdem nur schwer mit Bus, Bahn oder zu Fuß zu erreichen sind.» Es gebe aber auch positive Beispiele in der Liga.

Ganz vorne mit dabei ist der SC Freiburg. Die Schwarzwälder hatten die erste Solaranlage auf dem Stadiondach, bauen gerade nach eigenen Angaben eine neue weitgehend klimaneutrale Arena und sind sogar kürzlich eine Partnerschaft mit der Umweltorganisation WWF eingegangen. «Ein Pionier der Umweltszene im Fußball», attestiert Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe.

Aber auch andere Erstligisten setzen sich mit dem Thema auseinander. Werder Bremen beispielsweise mit einem laut Fischer «tollen Mobilitätskonzept», das es den Zuschauern sogar ermöglicht, mit dem Leihfahrrad oder der Fähre zum Stadion zu fahren. Oder die Hoffenheimer, die im vergangenen Jahr von den Grünen zum «Nachhaltigkeits-Meister» ernannt wurden, weil die TSG insbesondere im Bereich Erneuerbare Energien eine Vorreiterrolle einnimmt.

Dennoch finden sich nach den Umweltexperten noch zahlreiche Lücken im Gesamtbild der Bundesliga. Während Fischer von «Flickenteppich» redet, spricht Bleher von «Häppchen». «Der Umweltschutz ist noch nicht hinreichend in der DNA der gesamten Liga verankert», erklärt Fischer. Was fehle, seien einheitliche Regeln, die von der Deutschen Fußball Liga (DFL) festgelegt und umgesetzt werden – und für die gesamte Fußballbranche gelten.

Doch die DFL sieht sich nicht am Zug. Umweltschutz sei zwar ein gesellschaftlich wichtiges Thema, «aber es gibt keine Vorgaben der DFL an die Clubs», sagt ein Sprecher der Dachorganisation. Die Vereine würden individuell entscheiden, was sie in den Bereich machen. Eine aktuelle Übersicht der Aktivitäten gebe es keine. Zuletzt legte die DFL 2013 einen Umweltreport vor.

«Bei einigen Umweltthemen fehlt der Kostendruck und deshalb wird dort nichts gemacht», beklagt Fischer. So investierten zwar viele Clubs in Solaranlagen und versuchen Wasser zu sparen, «weil es sich betriebswirtschaftlich sehr schnell auszahlt». Glaubwürdiger Umweltschutz fange aber schon bei den kleinen Dingen an. Bei Union Berlin gebe es zum Beispiel die Wurst im Brötchen und den Senf aus dem Großspender – ohne Plastikbesteck und kleine Einzelverpackungen. «Bis solche Maßnahmen allerdings flächendeckend umgesetzt werden, wird es noch eine Weile dauern.»


(dpa)

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