Hannover – Der durchwachsene Auftritt der deutschen Handballer im WM-Test gegen Tschechien beunruhigte Bundestrainer Christian Prokop überhaupt nicht.
«Mich stört es heute nicht», sagte der 40-Jährige nach dem am Ende zwar klaren, aber nicht überzeugenden 32:24 (17:13) am Freitag in Hannover. Er legte viel mehr Wert auf die Erkenntnis, «dass wir uns hier Kraft holen, um uns für die WM richtig zu rüsten.»
Besonders gefiel dem Bundestrainer, «dass wir uns gemeinsam aus Schwächephasen ziehen. Das haben wir in der Schlussviertelstunde eindrucksvoll gezeigt», lobte Prokop. Zuvor hatte sich seine Mannschaft aber alles andere als in weltmeisterlicher Form präsentiert.
Dennoch verabschiedeten die 9967 Zuschauer die DHB-Auswahl mit einem warmen Applaus. Kapitän Uwe Gensheimer war mit zehn Toren bester Werfer der Prokop-Truppe, die gegen die international höchstens zweitklassigen Gäste über weite Strecken nervös agierte. «Wir sind in beiden Halbzeiten nicht gut reingekommen», räumte Kreisläufer Hendrik Pekeler ein. «Wir müssen einfach schauen, dass wir in der Abwehr kompakter stehen.»
Auch Gensheimer waren die Schwächephasen nicht entgangen. «Wir hatten in der ersten Halbzeit einige Abstimmungsprobleme», räumte der 32 Jahre alte Linksaußen von Paris Saint-Germain ein. «Aber wir haben Potenzial und arbeiten an den Kleinigkeiten.»
Am Sonntag bestreitet die DHB-Auswahl in Kiel gegen Argentinien die WM-Generalprobe. Das WM-Eröffnungsspiel findet vier Tage später in Berlin gegen Korea statt. «Wir haben für die WM sicher noch Steigerungspotenzial», befand Kreisläufer Patrick Wiencek.
Zwei Spieler wird Prokop bis Sonntag noch aus seinem aktuell 18-köpfigen Aufgebot streichen. Die beiden Wackelkandidaten Tim Suton und Franz Semper konnten sich bei ihren Kurzeinsätzen nicht nachhaltig empfehlen.
Ansonsten überraschte vor allem der über weite Strecken schwache Auftritt der deutschen Defensive; sonst das Prunkstück. Lediglich Torhüter Andreas Wolff präsentierte sich in den Anfangsminuten stark, musste später nach einigen leichten Gegentreffern aber seinen Platz für Silvio Heinevetter räumen. «Das Zusammenspiel Torhüter-Abwehrblock hat in einigen Situationen nicht funktioniert», befand Prokop.
Der Bundestrainer versuchte den Auftritt des Europameisters von 2016 zwar mit allerlei Gestik und Mimik zu korrigieren. Souverän agierte seine Mannschaft aber erst in der Endphase, als der Vorsprung gegen nachlassende Tschechen kontinuierlich ausgebaut wurde.
Zu den besten Akteuren zählten neben Gensheimer noch Kreisläufer Jannik Kohlbacher und vor allem der im zweiten Durchgang auftrumpfende Heinevetter. «Wenn wir Emotionen ins Spiel bekommen, sind wir stark. Man muss jetzt nicht das Haar in der Suppe suchen», sagte er.
Angestachelt von den Paraden des Keepers der Füchse Berlin gab das Publikum in der TUI Arena der deutschen Mannschaft einen ersten Vorgeschmack auf die Stimmung in den Arenen während der Heim-WM. «Es hat Mega-Spaß gemacht», befand Gensheimer.
(dpa)