Dahlmeier-Dilemma: Biathletinnen hoffen auf Besserung

Hochfilzen – Das Dilemma der deutschen Biathletinnen kann Kristian Mehringer in einem kurzen Satz benennen. «Eine Sportlerin hat in der Vergangenheit viel kaschiert», sagte der Bundestrainer beim Weltcup in Hochfilzen ohne den Namen von Laura Dahlmeier direkt zu nennen.

Die Top-Ergebnisse der Doppel-Olympiasiegerin fehlen den Skijägern. Nach zwei Weltcup-Stationen in Österreich und Pokljuka gab es ohne die Überfliegerin noch kein Einzel-Ergebnis besser als Platz neun. Selbst mit der Staffel reichte es erstmals seit fast drei Jahren nicht auf das Podest, sondern am Sonntag nur zu Platz sieben.

«Wenn eine Sportlerin auf dem Podium steht, interessiert es keinen, wenn andere 20. oder 30. werden», sagte Mehringer. Im Moment ist das anders, weil niemand auch nur ansatzweise die Lücke schließen kann, die Dahlmeier reißt. Keine neue Situation: Ähnlich war es zunächst auch nach dem Rücktritt von Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner 2012 – bis Dahlmeier kam. Nach einer längeren Trainingspause ist die ehemalige Gesamtweltcupsiegerin noch nicht im Weltcup dabei. Ob sie am Freitag im Sprint in Nove Mesto/Tschechien zurückkehrt, soll sich am Dienstag entscheiden. Klappt das nicht, wäre ein Comeback erst Anfang Januar bei den Heimrennen im thüringischen Oberhof möglich.

Franziska Preuß, Vanessa Hinz und Co. hatten die Chance, die Abwesenheit von Dahlmeier für sich zu nutzen und zu glänzen. Doch die Leistungen stimmten nicht. In der Loipe nicht schnell genug, zu viele Fehler oder zu langsame Schießzeiten – irgendetwas lief meistens schief. Was bleibt, ist der schwächste deutsche Start seit die Frauen 1987 im Weltcup dabei sind. Preuß (9.) ist die einzige Deutsche unter den Top 10 in der Gesamtwertung, die Spitze schon weit enteilt.

Für Mehringer, der im Sommer die Verantwortung für das Frauenteam von Gerald Hönig übernahm, gibt es trotzdem keinen Grund zur Sorge. Der Trainer glaubt an Besserung und verspricht mit Blick auf die WM im März 2019 in Schweden: «Wie werden unsere Leistung verbessern und wollen da ganz vorne mit dabei sein. Die Erwartungen müssen nicht nach unten korrigiert werden. Ich sehe das gar nicht so negativ.»

Bis zur Weltmeisterschaft sollte auch Dahlmeier wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte sein. Bei den vergangenen Großereignissen war sie für den größten Teil des deutschen Edelmetalls verantwortlich. Bei Olympia und WM gewann sie seit 2015 in Einzelrennen alleine zwölf Medaillen, davon sechs goldene. Der Rest des Teams holte im gleichen Zeitraum nur eine: Preuß mit Silber bei der WM 2015 in Kontiolahti.

Fraglich ist, ob Dahlmeier gleich bei ihrem Einstieg wieder die Anführerin sein kann. Der siebenmaligen Weltmeisterin fehlen viele Stunden Training, erst am vergangenen Donnerstag absolvierte sie ihren ersten Wettkampf seit acht Monaten. Die Laufleistung passte, beim Schießen zeigten sich unter hoher Belastung aber noch Schwächen.

«Es wird nicht mehr so lang dauern, bis ich auch mal wieder Weltcuprennen bestreiten kann», sagte Dahlmeier dem Fachportal xc-ski.de nach Platz zwei im IBU-Cup. Sie selbst hielt eine Rückkehr im Januar für realistisch, der Einstieg in Tschechien scheint aber möglich. Dort würde sie dem Stress entgehen, der in Oberhof vor Heimpublikum wartet. Außerdem hat die Bayerin beste Erinnerungen an Nove Mesto: 2015 feierte sie dort ihren ersten Weltcupsieg.


(dpa)

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