Biathleten starten in die Einzel-Weltcups

Pokljuka – Die Biathleten sind ohne Podestplätze in die neue Saison gestartet. In den beiden Mixed-Staffeln reichte es für die erfolgsverwöhnten Skijäger nur zu den Plätzen sieben und acht.

Beim Einzel-Weltcup-Auftakt im slowenischen Pokljuka wollen Schempp, Lesser und Co. ab Mittwoch dann aber nachlegen. Dabei fehlt jedoch Doppel-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier.

WAS IST NEU IM DEUTSCHEN TEAM?

Nach Olympia 2018 gab es überraschende Änderungen. Der langjährige Damen-Bundestrainer Gerald Hönig wurde, auch nach Kritik aus dem Team, abgezogen und ist jetzt Bundestrainer Schießen. Für ihn kam der erst 37-jährige Kristian Mehringer. «Ich habe selten so gut kommuniziert mit den Trainern, eine so gute Betreuung erlebt», sagt Denise Herrmann. Männer-Coach Mark Kirchner bekam zudem die Funktion als übergeordneter Bundestrainer für Damen und Herren. Sein Assistent Andreas Stitzl und Frauen-Assistent Tobias Reiter hörten auf. Neuer Kirchner-Assistent ist Isidor Scheurl, bei den Damen ist es der Österreicher Florian Steirer.

WANN GREIFT SUPERSTAR LAURA DAHLMEIER WIEDER AN?

Die Doppel-Olympiasiegerin wird nach ihrer Zwangspause wegen eines geschwächten Immunsystems wohl erst im neuen Jahr einsteigen. Die 25-Jährige trainiert erst seit Anfang November wieder. Dahlmeier fiel die Entscheidung schwer: «Aber wir haben von Anfang an vereinbart, dass ich erst dann wieder im Weltcup starte, wenn ich wirklich einhundert Prozent fit und belastungsverträglich bin. Das ist ganz einfach noch nicht der Fall.» Auch für die Trainer ist klar, dass Dahlmeier nur zurückkommt, wenn sie konkurrenzfähig ist: «Es bringt nichts, wenn sie 48. wird», sagte Mehringer. Die Bayerin wird sich auf die WM im März in Östersund konzentrieren. Da fehlt ihr noch Sprint-Gold, das dürfte ihr neues Ziel sein. Ist sie fit, ist sie in jedem Rennen eine Sieg- oder Podestkandidatin.

WELCHE CHANCEN UND ZIELE HAT DAS DEUTSCHE DAMEN-TEAM?

Franziska Hildebrand, Denise Herrmann, Vanessa Hinz und die endlich wieder komplett gesunde Franziska Preuß können regelmäßig unter die Top Ten, im Optimalfall auch unter die Top drei laufen. In der Vorsaison gewann Herrmann zweimal und Hinz einmal. Hier wird das Thema Konstanz eine Rolle spielen. Da Dahlmeier vorerst fehlt, haben sie die Chance, sich noch mehr zu zeigen. Aber Dahlmeier als Schattenspenderin fehlt eben auch. Wann Maren Hammerschmidt nach ihrer Fuß-Operation wieder da ist, ist offen. Klare Zielen hat Coach Mehringer nicht formuliert: «Die Ziele müssen die Sportlerinnen haben. Wir können sie nur unterstützen.» Schwerpunkt ist die WM. «Da habe ich meinen ersten Weltcup-Sieg gefeiert. Die Strecken sind fordernd, für mich als Läufertyp ist das ein Vorteil», sagte Herrmann. Zudem will man wieder die Nationenwertung gewinnen.

WIE SIEHT ES BEI DEN HERREN AUS?

Sprint-Olympiasieger Arnd Peiffer und die ebenfalls in Pyeongchang mit Olympia-Edelmetall dekorierten Simon Schempp, Benedikt Doll und Erik Lesser wollen wie immer in jedem Rennen das Podest angreifen. Sie wollen die Top-Athleten Martin Fourcade und Johannes Thinges Bö, die aber läuferisch in einer anderen Liga spielen, öfter ärgern als in der Vorsaison. «Wir können sie in jedem Rennen schlagen, wenn alles passt. Über eine gesamte Saison wird das aber nicht klappen», sagte Peiffer. Bei der WM peilen die Großen Vier Staffel-Gold an. Der laufstarke Johannes Kühn und Philipp Horn wollen den «Alten» Druck machen. «Ich hoffe, dass uns der Nachwuchs den Marsch bläst, dass ich gar nicht auf die Idee komme, da noch an den Start zu gehen», sagte Lesser mit Blick auf die Heim-WM 2023 in Oberhof. Unter die ersten Drei soll es in der Nationenwertung gehen. Denn nur die Top-Drei erhalten bei Olympia die maximale Quote von sechs Startplätzen.

WER SIND DIE WEITEREN FAVORITEN?

Bei den Männern sind der siebenmalige Weltcup-Gesamtsieger Martin Fourcade aus Frankreich sowie der Norweger Johannes Thingnes Bö die Favoriten auf die Große Kristallkugel. Von den 22 Weltcup-Rennen in der Vorsaison gewannen beide zusammen 17 – neun Fourcade und acht Bö. Bei den Frauen ist Kaisa Mäkäräinen aus Finnland die Titelverteidigerin. Chancen haben auch Anastasija Kuzmina (Slowakei), Dorothea Wierer (Italien) und Tiril Eckhoff (Norwegen).

WER IST NICHT MEHR DABEI?

Erstmals seit 1992 fehlt der Name von Rekord-Olympiasieger Ole Einar Björndalen. Der 44 Jahre alte Norweger beendete nach der verpassten Olympia-Qualifikation seine Karriere. Seine Frau Darja Domratschewa hörte ebenso wie die Französin Marie Dorin Habert auf. In den sportlichen Ruhestand gingen der viermalige Olympiasieger Emil Hegle Svendsen aus Norwegen und die beiden US-Amerikaner Lowell Bailey und Tim Burke, Ehemann der deutschen Olympiasiegerin Andrea Henkel. Björndalen und Domratschewa verabschieden sich am 29. Dezember bei der World Team Challenge in Gelsenkirchen von den deutschen Fans.

WAS SIEHT ES IM KRISENGESCHÜTTELTEN WELTVERBAND IBU AUS?

Nach dem schweren Doping- und Korruptionsskandal stoppte das IOC im Juni sämtliche Zahlungen an den Biathlon-Weltverband. Nachdem Olle Dahlin als neuer IBU-Präsident gewählt wurde, fließt das Geld wieder. Der Schwede löste Anders Besseberg ab. Der Norweger, zuvor 25 Jahre im Amt, steht unter Korruptionsverdacht. Die IBU hat einen harten Anti-Doping-Kampf angekündigt. Eine neue Satzung soll 2020 bestätigt werden. Die IBU arbeitet mit der International Testing Agency zusammen. Den eigenen Skandal soll eine externe Kommission aufarbeiten. Zudem haben die Athleten jetzt ein Mitspracherecht.

WIE IST DER STAND BEIM RUSSISCHEN DOPINGSKANDAL?

Vieles ist noch offen. Die IBU klagte kurz vor Saisonstart die Olympiasieger Jewgeni Ustjugow und Swetlana Slepzowa sowie zwei weitere Russen wegen Dopingverdachts an. Werden sie verurteilt, könnten Daniel Böhm, Erik Lesser, Arnd Peiffer und Simon Schempp nachträglich olympisches Staffel-Gold von 2014 bekommen. «Ich hoffe, nicht nur für eine mögliche Goldmedaille, sondern für den gesamten Sport und die Aufarbeitung, dass die Fälle entweder sanktioniert oder einwandfrei von allen Vorwürfen freigesprochen werden», sagte Lesser. Die Aufarbeitung dieses riesigen Dopingskandals brauche seine Zeit: «Und diese müssen wir uns nehmen. Alle Beweise müssen sauber sein.» Der russische Verband muss für eine Rückkehr als vollwertiges IBU-Mitglied zwölf strenge Kriterien erfüllen. Zudem werden bis mindestens 2022 keine Biathlon-Wettkämpfe in Russland stattfinden.

WAS GIBT ES FÜR ÄNDERUNGEN?

Die Single-Mixed-Staffel feiert im März 2019 in Schweden ihre WM-Premiere. In den beiden Mixed-Staffeln können nun auch die Männer beginnen, nicht zwingend immer die Frauen. Diese neue Variante soll beim Weltcup in Soldier Hollow im Februar 2019 getestet werden. Bei sehr widrigen Bedingungen können die Einzel bei den Männern auf 15 Kilometer (normal 20) und bei den Frauen auf 12,5 Kilometer (15) verkürzt werden. Die obligatorische Strafminute pro Fehlschuss wird dann auf 45 Sekunden reduziert. Im zweitklassigen IBU-Cup werden die neuen Formate «Supersprint» und «Massenstart 60» getestet.


(dpa)

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