Funktionär Rettig zu Haft für Pyro-Einsatz: Effekthascherei

Berlin – Geschäftsführer Andreas Rettig vom Zweitligisten FC St. Pauli hat den Innenminister-Vorschlag kritisiert, das Zünden von Bengalos in Fußball-Stadien künftig mit Haft zu bestrafen.

«Das ist Effekthascherei, das hat mir nicht gefallen», sagte Rettig der Deutschen Presse-Agentur bei einer Veranstaltung anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) in Berlin. Der Vorschlag sei überzogen: «Das hilft niemandem und ist nicht zielführend.»

Auf der Herbst-Konferenz in Magdeburg vom 28. bis 30. November wird diskutiert, den Einsatz von Pyrotechnik in Menschenmengen künftig mit bis zu einem Jahr Gefängnis zu bestrafen. Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU), der Vorsitzender der Innenministerkonferenz ist, unterstützt einen entsprechenden Vorschlag aus Hessen.

Rettig nimmt bei dem Thema auch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) in die Pflicht. «Ich würde mir von den Verbänden wünschen, dass sie sich von solchen Vorschlägen abgrenzen», sagte der 55-Jährige.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) forderte härtere Strafen für das Abbrennen von Feuerwerk in Fußballstadien. «Ich bin mir mit Hessens Innenminister Peter Beuth einig, das Unwesen mit der Pyrotechnik in Fußballstadien noch besser zu bekämpfen», sagte Herrmann der Zeitung «Die Welt». «Das illegale Abbrennen von Feuerwerkskörpern oder Zünden von Bengalos und Rauchfackeln ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine gefährliche Straftat, bei der schlimmste Verletzungen drohen. Das muss sich auch im Strafmaß widerspiegeln», betonte der CSU-Politiker.

Er erwarte, dass das Thema auf der Innenministerkonferenz (IMK) von Bund und Ländern «konstruktiv» beraten werde. Eines von mehr als 70 Themen ist der Vorschlag des hessischen Innenministers Peter Beuth (CDU), das Zünden von Bengalos und anderer Pyrotechnik in Stadien oder auf Demonstrationen künftig mit Haft zu bestrafen. Bisher wird das als Ordnungswidrigkeit eingestuft und mit Bußgeldern belegt.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) und der IMK-Vorsitzende Holger Stahlknecht (CDU) aus Sachsen-Anhalt sind weitere Befürworter des Beuth-Vorstoßes. «Es ist ein Witz, dass das Abbrennen von Feuerwerk bloß eine Ordnungswidrigkeit ist. In Zukunft muss das strafbewehrt sein. 1000 Grad heiße Pyros haben nichts mit Fankultur zu tun», sagte Stahlknecht der «Welt».

In der Fan-Szene sorgt der Vorstoß bereits für heftige Diskussionen. Politiker wie Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius halten wenig von der Idee, für das Zünden von Bengalos im Stadion künftig Haftstrafen zu verhängen. Statt härterer Strafen sollten lieber die Sicherheits- und Kontrollmaßnahmen im Stadion verstärkt werden, sagte der SPD-Politiker in Magdeburg.


(dpa)

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