Weltelite der Kombinierer jagt Frenzel und Rydzek

Kuusamo – Frenzel, Rydzek und wer sonst? Vor dem Saisonstart der Nordischen Kombinierer am Wochenende im finnischen Kuusamo ergibt sich zum wiederholten Mal die Frage, ob jemand in der Lage sein wird, in die Phalanx der beiden besten Kombinierer der vergangenen Jahre einzubrechen.

Denn die WM-Titel und Olympiasiege gingen ausschließlich an die beiden erfolgsverwöhnten und dennoch so grundverschiedenen Athleten des Deutschen Skiverbandes. Bundestrainer Hermann Weinbuch zuckt mit den Schultern. Kandidaten, so meint er, gäbe es einige. Nur ob sie schon soweit sind, das können erst die Wettkämpfe mit fortschreitender Saison zeigen. Mit der These konfrontiert, ob es vielleicht sogar das Jahr des Fabian Rießle werden könnte, sagt der Bundestrainer: «Das ist vielleicht gar kein so schlechter Ansatz.»

Rießle hatte schon in der vergangenen Saison enorm zugelegt, war im Gesamt-Weltcup als Dritter bester Deutscher und holte sich bei Olympia mit Silber im Wettkampf von der Großschanze und Gold in der Staffel enormes Selbstbewusstsein. «Er hat im Sommer sehr konzentriert gearbeitet, ist im Springen weitergekommen. Er ist durchaus zu beachten», sagt Weinbuch.

Ihm und seinen Musterschülern Eric Frenzel und Johannes Rydzek hatten die Trainer nach zwei anstrengenden Wettkampfjahren ein dosierteres Sommertraining verordnet. «Vielleicht 500 bis 1000 Kilometer sind sie weniger gelaufen. Sie waren auf der letzten Rille unterwegs. Man darf den Körper gerade bei den Trainingsälteren nicht kontinuierlich stressen», begründet Weinbuch die Maßnahme.

Dafür wurde viel mehr Wert auf die Sprungtechnik gelegt. «Das Springen wird in Zukunft das entscheidende Kriterium in der Kombination werden, das hat sich angedeutet. Ein durchschnittlicher Springer, der aber ein sehr guter Läufer ist, wird es künftig immer schwerer haben. Die Tendenz geht immer mehr dazu, dass man mit wenig Geschwindigkeit immer weiter Springen muss, um überhaupt chancenreich zu sein», betont der Bundestrainer.

Also trainierte man besonders diese Teildisziplin, ohne massiv an Sprüngen draufzusatteln. «Wenn man nicht so müde vom Ausdauertraining ist, kann man mehr auf Qualität beim Springen achten. Wir haben viel Wert auf Anlauf, Landeanflug und Aufsprung gelegt», berichtet Weinbuch. Damit will man mit den Sprungwundern Akito Watabe (Japan), Gesamtweltcup-Gewinner der vergangenen Saison, Jarl-Magnus Riiber (Norwegen) oder Franz-Joseph Rehrl (Österreich) einigermaßen mithalten.

Und dabei machten auch Frenzel und Rydzek Fortschritte. «Eric hat aber leider einen Lehrgang wegen einer Krankheit versäumt, wo er zum Saisonstart steht, muss man sehen», sagt Weinbuch. Der Sachse selbst sieht sich auf gutem Weg: «Es geht voran, auch im Springen.» Seine Ziele dürften ohnehin nicht im Gesamtweltcup liegen, vielmehr möchte er dem Finnen Hannu Manninen den Weltrekord an Einzel-Weltcup-Siegen abjagen. Noch steht es 48:43 für Manninen. Und in seinem «Wohnzimmer» Seefeld, wo Frenzel bereits 13 Mal gewann, finden die Weltmeisterschaften statt…

Johannes Rydzek betreibt noch Understatement. Der Sommer hielt für den «Sportler des Jahres» viel Ablenkung bereit. Unter anderem heiratete er seine langjährige Freundin Lissi. «Zum Saisonstart werde ich sicher noch nicht in Top-Form sein», sagt der Oberstdorfer. Was Weinbuch freut: «Er setzt sich mit seinem Ehrgeiz zu oft zu sehr unter Druck. Vielleicht sind solche Aussagen gar nicht so schlecht für seine Nerven.»


(dpa)

(dpa)