München – Den EM-Titel hat Jérôme Boateng nach seiner Länderspielpause fest im Visier, die Herausforderer im Fußball-Nationalteam machen ihn nicht nervös.
«Ich will 2020 Europameister werden. Unser Ziel muss sein, innerhalb der nächsten zwei Jahre wieder etwas aufzubauen», sagte der 30-Jährige in einem Interview der «Sport Bild». «Dass wir einen Umbruch haben, weiß jeder. Jüngere Spieler müssen Einsatzzeiten bekommen, auch auf meiner Position. Aber am Ende setzt sich die Qualität durch. Wenn ein jüngerer Spieler besser ist, soll er spielen, da werde ich mich sicher nicht beschweren.»
Bundestrainer Joachim Löw hatte bei den Partien gegen Russland und die Niederlande auf den Innenverteidiger verzichtet, dem eine Pause guttun sollte. Der 30 Jahre alte Boateng hatte wiederholt mit Verletzungen und muskulären Problemen zu tun. Als die DFB-Kollegen am Dienstag auf der Rückreise waren, trainierte Boateng in München und wirkte entspannt. Locker plauderte er mit Fitnesstrainer Holger Broich und brachte sich für die nächsten Bayern-Aufgaben in Schwung.
«Mir passte eine Pause nun sehr gut», sagte Boateng. «Nie» habe er Gedanken an einen Rücktritt gehabt. Boateng bestritt seit seinem DFB-Debüt im Oktober 2009 insgesamt 76 Länderspiele und war beim WM-Triumph des Löw-Teams 2014 in Brasilien eine wichtige Stütze. «Dass Jérôme nicht dabei ist, ist ein Novum. Das heißt aber nicht, dass er in Zukunft nicht dabei ist», hatte Bayern-Coach Niko Kovac gesagt und sich in dieser Personalie entspannt gezeigt. Seine muskulären Probleme seien komplett weg, sagte der Abwehrspieler.
Boateng rechnet fest mit einer wichtigen Rolle in der Zukunft des DFB-Teams, trotz aufstrebender jüngerer Konkurrenten wie Teamkollege Niklas Süle (23). «Man muss auch konstant spielen, kann nicht als junger Spieler nach ein, zwei guten Partien denken: Jetzt habe ich die Position auf Dauer. Das muss konstant abgerufen werden», sagte Boateng mit einer internen Kampfansage. «Deshalb spiele ich auch seit Jahren in der Nationalmannschaft und bei Bayern: Ich war konstant und hatte in meiner Karriere wenige Phasen, in denen es nicht so lief.»
Knapp zwei Wochen nach der 2:3-Niederlage gegen Borussia Dortmund sieht Boateng keine Machtverschiebung in der Bundesliga. «Für eine Wachablösung müsste der BVB erst einmal sechs, sieben Jahre hintereinander mit großem Abstand die Meisterschaft gewinnen. Oder Spiele 4:1, 5:1 gegen uns gewinnen», sagte Boateng.
Die Probleme beim FC Bayern hätten nichts mit dem Altersschnitt zu tun, sondern damit, «dass wir viele Dinge auf dem Platz nicht gut umgesetzt und nicht gut gespielt haben», sagte Boateng. Trotzdem wird der Umbruch im Star-Ensemble vorangetrieben.
Auch der Umbruch in der Führungsetage naht. In diesem Zusammenhang wurde wieder über ein Ex-Star in herausragender Position spekuliert: Oliver Kahn. Präsident Uli Hoeneß hatte zuletzt davon gesprochen, dass seine Amtszeit in zwei, drei Jahren Ende könnte. Auch der Vertrag von Karl-Heinz Rummenigge als Vorstandschef läuft Ende nächsten Jahres aus. Dass der dann 64-Jährige noch ein weiteres Mal um drei Jahre bis 2022 verlängert, ist noch nicht als fix verkündet worden. Der langjährige Kapitän Kahn wäre prädestiniert für ein Amt beim FC Bayern.
(dpa)