Flensburg/Mannheim – Die Signale waren deutlich. Schon Minuten vor dem Abpfiff ballte Maik Machulla die Siegerfaust und klatschte seine Spieler auf der Auswechselbank ab.
Der Trainer des aktuellen Handball-Meisters SG Flensburg-Handewitt hatte seine Schützlinge für die zweite Halbzeit des Spitzenspiels gegen die Rhein-Neckar Löwen perfekt eingestellt. Und so feierte der Tabellenführer am Montag einen völlig verdienten 27:20-Sieg über den Pokalsieger aus Mannheim, der jetzt fünf Punkte Rückstand auf die Norddeutschen hat.
Von einer Vorentscheidung im Meisterrennen wollte nach der Partie vor 6300 Zuschauern in der ausverkauften Flensburger Arena aber niemand sprechen: «Das ist jetzt genau die Gefahr, dass wir glauben, dass irgendetwas von allein geht», sagte Machulla im TV-Sender Sky: «Aber wir wissen auch, dass wir noch verdammt harte Auswärtsspiele haben und zu Hause auch unsere Aufgaben lösen müssen. Wir bleiben auf dem Boden.»
Auch Löwen-Coach Nikolaj Jacobsen gab sich kämpferisch: «Lasst uns in drei, vier Monaten nochmal sprechen, dann sieht das vielleicht anders aus.» Zuvor hatte der von der Leistung seiner Schützlinge enttäuschte Däne aber gesagt: «Jetzt gerade ist die Überzeugung nicht so groß, dass wir Flensburg noch einholen. Das ist klar, wenn du hier keine Chance gehabt hast.»
Auf administrativer Ebene war man sich ebenfalls einig: «Die Tabelle zeigt nur einen Zwischenstand», sagte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke. Und der Sportliche Leiter der Löwen, Oliver Roggisch, ergänzte: «Wir haben schon vor dem Spiel gesagt, dass heute keine Entscheidung um die Meisterschaft fällt.»
Dennoch ist der Lauf der Flensburger in der Bundesliga beeindruckend. Ihren Startrekord hat die SG auf 26:0 Punkte ausgebaut, saisonübergreifend sind die Norddeutschen seit 21 Spielen ungeschlagen. Auf einem Topniveau stabil ist das neuformierte Team, das vor der Saison sechs Ab- und sechs Neuzugänge zu verzeichnen hatte, aber noch nicht. Das zeigen die insgesamt fünf Liga-Spiele, die nur mit einem Tor Differenz gewonnen wurden und auch die Auftritte in der Champions League. In der europäischen Königsklasse setzte es für das Machulla-Team in acht Partien schon fünf Niederlagen.
So dürfen sich die Verfolger SC Magdeburg, THW Kiel (beide 24:4 Punkte) und auch die Rhein-Neckar Löwen (19:5) noch berechtigte Hoffnungen machen, im Kampf um die Meisterschaft ein entscheidendes Wort mitzusprechen. Der Rekordmeister aus Kiel hat mit zuletzt zehn Bundesliga-Siegen in Serie ebenfalls eine starke Serie hingelegt und hat, ebenso wie die Magdeburger und die Mannheimer, in der Rückrunde Heimrecht gegen die Flensburger.
Viel Zeit zur Freude und zum Wundenlecken haben jetzt weder die Flensburger noch die Löwen. Die nächsten Aufgaben warten. Die Mannheimer haben schon am Mittwoch (19.00 Uhr) das schwierige Champions-League-Heimspiel gegen den ungarischen Vertreter Telekom Veszprem vor der Brust, die SG muss am Donnerstag (19.00 Uhr) beim abstiegsbedrohten Bundesliga-Dino VfL Gummersbach antreten.
(dpa)