München/Nürnberg – Endlich wieder Bayern! Nach seinem Desaster in der NHL war die Vorfreude von Olympia-Held Yasin Ehliz auf die Rückkehr in die Deutsche Eishockey Liga (DEL) riesig.
In Kanada bei den Calgary Flames und nicht zuletzt nach seiner Degradierung beim Entwicklungsteam Stockton Heat in Kalifornien hatte dem Silbermann von Pyeongchang in diesem Jahr so vieles gefehlt: menschliche Wärme, Kommunikation und insbesondere auch Spielzeit.
Also entschloss sich der Nationalspieler nach nur wenigen Monaten das deprimierende Intermezzo zu beenden und in seine Heimat zum Serienmeister EHC Red Bull München zu fliehen. Die Idee klang auch nicht schlecht. Doch mit dem Ärger um seine Rückkehr hatten wohl weder die Münchner noch Ehliz selbst gerechnet.
Der Flügelstürmer aus Bad Tölz, der acht Jahre in Nürnberg gespielt hatte, zog sich den Zorn von Fans der Ice Tigers zu, und sorgte auch beim fränkischen DEL-Verein für mächtig Verdruss.
Schließlich hatte der heute 25-Jährige im September 2017 einen Vertrag in Nürnberg bis zum Ende der Saison 2020/21 unterschrieben und damit ja auch ein Bekenntnis abgegeben. Schließlich war während seiner Zeit in Nordamerika der Kontakt nie abgebrochen. «In den letzten Tagen vor seiner Rückkehr nach Deutschland und kurz danach blieben Nachrichten und Kontaktaufnahmen durch die Ice Tigers allerdings unbeantwortet», teilten die Raubkatzen nicht ohne Verbitterung mit, kurz nachdem Ehliz eben nicht nach Nürnberg, sondern München gewechselt war.
Der Nationalspieler sah sich dann selbst unter Erklärungsdruck und veröffentlichte seinerseits eine an die Nürnbergers Fans adressierte Mitteilung, in der er sich «für die vergangenen acht Jahre» bedankte. «Meine Entscheidung für eine neue Herausforderung ist mir definitiv nicht leicht gefallen, die Enttäuschung kann ich sehr gut verstehen.»
Ehliz will den Ärger mit dem Vorwurf des Wortbruchs und Beschimpfungen von Fans hinter sich lassen. Seine Zeit in der NHL war schon frustrierend genug. «Das Business dort drüben ist schon verdammt hart. Es gibt nur Sein oder Nichtsein. Dazwischen gibt es nichts», hatte Ehliz in einem Interview der «Welt» eingeräumt.
«Kommunikation findet einfach nicht statt. Menschliche Wärme gibt es nicht. Man ist halt einfach nur eine beliebige, austauschbare Nummer», sagte er weiter. In Deutschland hingegen würden sich die Vereine geradezu «paradiesisch» um die Neuen kümmern.
Die Münchner freuen sich über ihren namhaften Neuzugang, mit dem sie auch auf Verletzungssorgen reagierten. «Er bringt eine Menge in das Team ein, ohne Frage», sagte Coach Don Jackson. Ehliz sei körperlich stark und versiert am Puck. «Gegen ihn ist es schwer zu spielen.»
Ehliz stürmte in seinen ersten beiden DEL-Partien mit den Youngstern Jakob Mayenschein und Maximilian Daubner. «Ich nehme jede Rolle an, die ich kriege», sagte der Olympia-Held bei Telekomsport. Er wolle der Mannschaft helfen. «Er bringt Tempo mit, hat die Übersicht und spielt auch mit Körper. Wir reden sehr viel miteinander, das ist sehr positiv», lobte Daubner seinen neuen Teamkollegen.
Ehliz wird noch eine Weile brauchen, bis er in Topform ist. In der NHL hat er ja so gut wie gar nicht gespielt. Sein erstes Wiedersehen mit den Ice Tigers könnte Ehliz am 7. Dezember feiern.
«Ich erreichte mit den Nürnberg Ice Tigers zuletzt dreimal hintereinander das Halbfinale, jetzt möchte ich auch Meister werden», sagte Ehliz. «Das wäre die schönste Entschädigung für den enttäuschenden Trip nach Übersee.»
(dpa)