Zolling – Weltmeisterin zu werden, ist schön. Weltmeisterin zu sein, ist anstrengend. «Im Moment ist es ein bisschen stressig», sagt Simone Blum. «Wir sind noch nicht so richtig im Alltag angekommen.»
Zweieinhalb Wochen nach ihrem überraschenden Gold bei der WM in den USA hat die 29 Jahre alte Springreiterin deutlich mehr zu tun als vorher – und sie muss bereits die Hallensaison planen. «Es gibt sehr viele Anfragen», berichtet Blum. Zeit, ihren Triumph von Tryon zu genießen, bleibt der Reiterin aus Zolling in Bayern kaum. Denn in ein paar Tagen steht der nächste aufregende Moment in ihrem Leben bevor: Blum heiratet ihren Freund Hans Günther Goskowitz.
«Danach wird es bestimmt entspannter», sagt die Reiterin, die vor ihrem WM-Sieg nur einem Fachpublikum bekannt war und nun in den Blickpunkt gerückt ist. Kurz nach der Eheschließung beginnt allerdings für die Reiterin wieder der Turnier-Alltag. Erstmals will sie versuchen, sich für das Weltcup-Finale zu qualifizieren.
«Der Plan ist, dieses Jahr nur noch drei Turniere mit Alice zu reiten», erklärt Blum. Start ist am letzten Oktober-Wochenende das Turnier in Verona, die dritte Weltcup-Etappe. Danach reitet Blum mit ihrer Weltklasse-Stute noch Mitte November bei der fünften Weltcup-Station in Stuttgart und Anfang Dezember bei der Grand-Slam-Veranstaltung in Genf. Jeden Monat nur ein Turnier mit Alice, «danach bekommt sie eine längere Pause».
Welche Weltcup-Turniere sie im kommenden Jahr reitet, hängt auch davon ab «wie viele Punkte sie dann hat», sagt Bundestrainer Otto Becker: «Nach den zwei Stationen muss man schauen, ob sie weitermacht.» Das Problem ist, das Deutschland pro Etappe nur drei sichere Startplätze, aber viele interessierte Reiter hat.
Klar ist für die Weltmeisterin: Sie wird mit Alice «nicht um die ganze Welt reisen und nicht bei der Global Champions Tour reiten, weil das zu viel ist». Blum setzt ihre Stute gezielt und im Zweifel selten ein. Die Reiterin ließ auch im Sommer einige Chancen bei hoch dotierten Veranstaltungen aus, konzentrierte sich ausschließlich auf die WM – und wurde dafür mit Einzel-Gold und Team-Bronze belohnt.
Während die Reiterin im Stress mit Medienrummel und Hochzeitsvorbereitung ist, darf das Weltmeister-Pferd das Leben mit ganz lockerem Training und viel freier Zeit auf der Koppel genießen. «Sie will schon wieder los», sagte die Reiterin über Alice – doch Alice muss noch warten.
Wie Blum werden auch andere deutsche Top-Reiter nicht bei der ersten Station am Sonntag in Oslo starten. Die ehemaligen Weltcup-Sieger Christian Ahlmann und Daniel Deußer beginnen die Saison eine Woche später in Helsinki, der dreimalige Gewinner Marcus Ehning wie Blum in Verona. Altmeister Ludger Beerbaum will nach Beckers Angaben ebenfalls später in den Weltcup einsteigen.
Alle Stationen reitet keiner, auch wenn Ehning und Deußer aufgrund ihrer Top-Platzierung in der Weltrangliste immer einen Startplatz sicher haben. Nur sieben Ergebnisse von 13 Qualifikationsturnieren zählen für die Qualifikation für das Finale im April 2019 in Göteborg.
(dpa)