Berlin – Gleich im ersten Training bekam Joachim Löw von Mark Uth das zu sehen, was er an dem Länderspiel-Neuling schätzt. Forscher Antritt, wuchtiger Schuss mit links – Tor.
Es war zwar nur einer von zwei Treffern bei einem Kleinfeld-Turnier der Nationalmannschaft in der Vorbereitung auf die Nations-League-Spiele gegen die Niederlande und Weltmeister Frankreich, aber egal. «Mark hat technisch absolut gute Qualitäten. Und vor allen Dingen hat er Torjägerqualitäten. Im Strafraum, im Abschluss ist er sehr gefährlich», sagte Löw.
Mit der erstmaligen Nominierung des gebürtigen Kölners hat der Bundestrainer mal wieder überrascht, sogar den 27 Jahre alten Stürmer selbst. Denn beim FC Schalke 04 hat der frühere Hoffenheimer in dieser Saison überhaupt noch nicht gezündet: Null Tore stehen für ihn nach zehn Pflichtspielen im königsblauen Trikot in der Statistik.
«Ich weiß nicht, ob man jeden Tag damit rechnet, dass der Bundestrainer einen anruft», erzählte Uth nach seiner Ankunft beim DFB-Team in Berlin. «Ich habe mich sehr gefreut, aber damit nicht unbedingt gerechnet», gab er zu. Löws Anruf ereilte ihn übrigens, als er gerade in einem Baumarkt Kaminholz einkaufen wollte.
Löw hat den explosiven Angreifer schon länger im Blick. Aber selbst nach 14 Bundesliga-Treffern in der vergangenen Saison bekam Uth keine Einladung. «Wir haben ihn schon länger beobachtet. Es war manchmal vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt. Andere Spieler waren ihm eine Nasenlänge voraus», begründete der Bundestrainer.
Uths wuchtige Spielweise gefällt Löw: «Die ganze Art und Weise, wie er spielt, passt schon gut zu unserem Spiel. Das ist für mich ein wichtiges Kriterium.» Es zählte jetzt sogar mehr als Uths aktuelle Form. «Nach dem Ausfall von Nils Petersen war der Zeitpunkt gekommen, ihn mal zu nominieren, ihn mal kennenzulernen», bemerkte Löw.
Uth will seine unverhoffte Chance ergreifen. Das belegt er mit dem forschen Trainingseinsatz. «Ich freue mich sehr, hier zu sein. Das war immer mein Traum, und der geht jetzt in Erfüllung.»
Mit Schalke-Kollege Sebastian Rudy hatte er vorher «ein bisschen gequatscht», um zu erfahren, wie es zugeht im Kreis der deutschen Elitekicker. «Ich freue mich jetzt, alle kennenzulernen.» Die Nationalelf braucht wieder einen Torjäger, und Uth sagte forsch: «Meine Position ist klar – offensiv. Ich kann vorne vieles spielen. Ich will alles aufsaugen. Ich will alles mitnehmen, was ich kann.»
Der Fehlstart auf Schalke hat sein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten jedenfalls nicht angeknackst. «Ich denke, dass ich die Torgefährlichkeit in der Box sicherlich mitbringe, auch wenn es in dieser Saison noch nicht ganz so gut geklappt hat auf Schalke. Aber ich mache mir überhaupt keine Gedanken, dass das noch kommt. Ich hoffe, dass alles so klappt, wie ich es mir vorstelle», sagte Uth.
Seine Zielsetzung formulierte er offensiv: «Ich möchte natürlich mein erstes Länderspiel machen, das habe ich mir vorgenommen.» Er wäre dann der 100. Neuling in der Amtszeit von Bundestrainer Löw.
(dpa)