Olympia experimentiert bei den Jugendspielen

Buenos Aires – Ram und Bumblebee haben sich in die Annalen Olympias eingeschrieben. Die 17-jährige Japanerin und der 18-jährige Russe sind die ersten Jugendolympiasieger im Breakdance.

«Ich mache seit neun Jahren Breakdance und die Medaille ist ein Geschenk für meine Familie», sagt Bumblebee. «Ich genieße diesen Moment, denn es ist das erste Olympische Gold in der Geschichte.» In der Sportart ist es üblich, dass die Athleten beim Vor- oder Künstlernamen genannt werden.

Die Tänzerin Ram bangte wegen einer Verletzung bis zuletzt um ihre Teilnahme bei den Olympischen Jugendspielen in Buenos Aires. Dann aber läuft es wie am Schnürchen: Im Viertelfinale wirft sie Vicky aus den Niederlanden raus, setzt sich im Halbfinale gegen die Koreanerin Yell durch und schlägt im Finale schließlich Emma aus Kanada. «Es ist eine Ehre, die Goldmedaille zu tragen», sagt Ram.

Breakdance, der artistische Tanzstil aus der Hip-Hop-Szene, ist bei Olympia angekommen. Die Jugendspiele gelten auch als Experimentierfeld, wo neue Sportarten, Formate und Disziplinen ausprobiert und getestet werden, ob sie für die großen Spiele geeignet wären. So werden in Buenos Aires auch Medaillen in Inline-Skating, Futsal, Beach-Handball oder Kitesurfen sowie in zahlreichen Mixed-Wettbewerben mit Männern und Frauen vergeben.

«Vielleicht muss man experimentieren, bevor ein Wettbewerb olympisch werden kann», sagte der Vorstand für Leistungssport im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), Dirk Schimmelpfennig, vor Beginn der Spiele am Rio de la Plata.

Skateboarding hat bereits den Sprung ins olympische Programm geschafft. Bei den Sommerspielen 2020 in Tokio treten Männer und Frauen in den beiden Disziplinen Park und Straße gegeneinander an. Gerade bei Sportarten aus dem Lifestyle-Bereich ist die Abstimmung mit den konservativen IOC-Funktionären nicht immer leicht. «Beide Seiten müssen einander zuhören», sagt Skateboard-Legende Tony Hawk in Buenos Aires. «Die Olympischen Spiele müssen die Wurzeln des Skateboarding respektieren und trotzdem müssen wir dafür sorgen, dass der Sport in das Format von Olympia passt.»

Außerdem gelten die Jugendspiele als Sprungbrett für eine Profi-Karriere. Nach den Jugendspielen 2010 in Singapur und 2014 in Nanjing (Sommer) sowie 2012 in Innsbruck und 2016 in Lillehammer (Winter) lösten je mehr als ein Dutzend deutscher Nachwuchsathleten ein Ticket für die nachfolgenden Olympischen Spiele.

Paul Veltrup holt in Buenos Aires die erste Medaille für Deutschland. Im Degenfechten muss er sich im Finale nur dem Italiener Davide di Veroli geschlagen geben. «Der Wettkampf ist super gelaufen, ich habe alles erreicht was ich wollte», sagt der Krefelder.

Die indische Judoka Tababi Thangjam musste einen steinigen Weg gehen, um bei den Jugendspielen in Buenos Aires dabei sein zu können. Die Familie der jungen Frau hielt nichts von ihrem Hobby ihrer Tochter. «Ich habe heimlich trainiert. Sie haben versucht, mich zu stoppen, aber ich bin immer weggerannt», erzählt die 16-Jährige. «Aber Judo hat mein Leben verändert. Ich bin stärker geworden und jeder hat mich respektiert. Sogar die größeren Jungs.» Ihr Kampfgeist wird in Buenos Aires belohnt: Thangjam holt in der 44-Kilogramm-Klasse Silber.

In der argentinischen Hauptstadt messen sich 4012 junge Sportler aus 206 Ländern noch bis zum 18. Oktober in 286 Wettkämpfen in 32 Sportarten. Die größte Delegation stellt Gastgeber Argentinien mit 142 Sportlern. Aus Deutschland sind 75 junge Athleten angereist.

Während die Olympischen Jugendspiele für die meisten Nachwuchsathleten der erste Auftritt im Rampenlicht sein dürfte, kennt die kroatische Taekwondo-Kämpferin Lena Stojkovic das bereits. Schon als Zehnjährige war sie mit ihrer Trainingsgruppe bei einer Talentshow im Fernsehen zu sehen. «Das war so ein bisschen wie die kroatische Version von American Idol. Wir hatten eine Kampf-Vorführung», erzählt die 16-Jährige über den Auftritt beim Pendant zu «Deutschland sucht den Superstar».


(dpa)

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