Leipzig – Das Fazit des rundum zufriedenen Ralf Rangnick nach dem Rekordsieg von RB Leipzig dürfte manchem Konkurrenten noch mehr Angst machen als das berauschende 6:0 gegen einen bemitleidenswerten 1. FC Nürnberg.
«Ich glaube trotzdem, dass wir noch nicht am Ende der Fahnenstange sind, was die Entwicklung der einzelnen Spieler und der Mannschaft betrifft», sagte der 60 Jahre alte Trainer und Sportdirektor des neuen Tabellenzweiten der Fußball-Bundesliga. Zu welcher Kategorie der Liga die Leipziger Mannschaft zu zählen ist, verdeutlichte auch Nürnbergs Coach Michael Köllner: «Wir wussten vor der Saison, dass wir bei den Spitzenmannschaften wenig zu bestellen haben.»
DIE LEIPZIGER TOPS BEIM RB-REKORDSIEG IM PROFI-FUßBALL:
Schlagkräftige Offensive: Timo Werner bereitete vor und traf selbst. Das 50. Bundesliga-Tor. Nur Torjäger-Ikonen wie Klaus Fischer, Dieter Müller, Uli Hoeneß und Gerd Müller waren bei ihren 50. Treffern in der Bundesliga jünger als Werner mit 22 Jahren, 7 Monaten und einem Tag. Doch nicht nur Werner, der sich nach seinem zweiten Treffer der Partie in der zweiten Halbzeit einen Elfmeter-Fehlschuss leistete, kommt immer besser in Form. Marcel Sabitzer mit einem Doppelpack und Emil Forsberg mit vielen starken Szenen sowie Yussuf Poulsen mit seinem Tor im Fallen machten die RB-Offensive zur Abteilung Attacke.
Die Null steht: Gegen Rosenborg Trondheim klappte es am vergangenen Donnerstag in der Europa League nicht, diesmal aber. «Als Abwehrspieler freut es mich natürlich auch, dass wir zu null gespielt haben», sagte Kapitän Willi Orban. Gerade mal drei Torschüsse der Nürnberger ließ Leipzig zu.
Die Mannschaft funktioniert: Das 2:3 zum Auftakt der Europa League gegen Salzburg in der Red Bull Arena gegen Red Bull Salzburg war so etwas wie eine Initialzündung. Keine lustlosen Einzelspieler, sondern «traumwandlerisch als Truppe», wie Rangnick nach dem Sieg gegen den Club feststellte. «Es war eine super Englische Woche für uns mit drei Siegen. Man sieht, dass wir gut harmonieren», betonte Mittelfeldspieler Kevin Kampl, der in seinem 100. Bundesligaspiel den Torreigen eröffnet hatte, nach der Partie aber über Schüttelfrost klagte.
DIE NÜRNBERGER FLOPS
Fehlende Cleverness: Das 0:7 bei Borussia Dortmund reichte nicht. Nicht mal zwei Wochen nach der bitteren Pleite beim BVB erlebten die Nürnberger das nächste Auswärtsdesaster. Verflogen war die Freude über das 3:0 daheim gegen Fortuna Düsseldorf zwischen den beiden Klatschen. «Für uns geht es schon drum, Woche für Woche in der Liga zu lernen. Wir wissen auch, dass es für uns eine hammerharte Liga ist», sagte Köllner. Einziger Trost: Die 13 Gegentore kassierten der Club gegen die Nummer eins und zwei der Liga nach dem 7. Spieltag.
Der Torwart: Einen schmerzte diese Niederlage besonders: Fabian Bredlow. «Sechs Tore, scheißegal, wo du die kassierst, tun einfach höllisch weh, egal gegen wen», sagte der 23-Jährige, der einst bei den Leipzigern mal unter Vertrag gestanden hatte. Bei einigen der sechs Gegentreffer (re)agierte Bredlow nicht besonders glücklich. Wenn es nun eine Torwart-Diskussion nicht geben würde, «wann dann»?, fragte er selbst. «Vielleicht nicht intern, aber extern. Ich kann es auch nicht ändern.»
(dpa)