Moskau – Der FC Schalke 04 will den Rückenwind aus der Bundesliga beim Wiedersehen mit Benedikt Höwedes für einen Erfolg auf der internationalen Bühne nutzen.
«Das wird eine ganz schwierige Nummer», sagte Schalkes Sportvorstand Christian Heidel vor der Abreise zum zweiten Gruppenspiel in der Champions League bei Lokomotive Moskau am Mittwoch (18.55 Uhr). «Aber es wäre schön, wenn wir einen Sieg mitnehmen könnten. Wir wollen aus einer negativen Serie eine positive machen.»
Dass die Königsblauen nach dem miserablen Bundesligastart noch nicht vor Selbstvertrauen strotzen, gab der Trainer nach dem erlösenden 1:0-Zittersieg gegen Mainz zu. «Nach fünf Niederlagen war nicht alles schlecht, genauso ist jetzt noch nicht alles gut», sagte Domenico Tedesco am Dienstag in Moskau. «Wir müssen einen super Leistung abliefern, um mit einem guten Gefühl nach Hause zu fahren.» Zudem forderte er mehr «Kaltschnäuzigkeit» im Abschluss. «Chancen sind da. Aber wir müssen mehr Tore machen als zuletzt.»
Heidel setzt nach dem Erfolgserlebnis auf gestiegenes Selbstbewusstsein des Teams. Gleichwohl warnte er davor, weitere Erfolge als Selbstverständlichkeit zu begreifen. «Es gibt ja jetzt keinen Automatismus, dass wir auch das nächste Spiel gewinnen.»
Drei Punkte beim russischen Meister, für den neben dem verletzt fehlenden Jefferson Farfán inzwischen auch der im Sommer 2017 von Tedesco aussortierte Benedikt Höwedes spielt, wäre von unschätzbarem Wert. Mit dann vier Punkten würde Schalke die Aussichten auf die Achtelfinal-Qualifikation erheblich verbessern und sich zusätzlich Rückenwind für das Bundesligaspiel am Samstag bei Aufsteiger Fortuna Düsseldorf holen. «Wir wollen uns Schritt für Schritt von da unten verabschieden. Aber das wird ein langer und steiniger Weg», betonte Heidel.
Erst aber muss die Aufgabe in Moskau gelöst werden. Gut möglich, dass Tedesco wieder Abwehrchef Naldo vertraut, der beim 0:1 in Freiburg und gegen Mainz auf der Bank schmorte. Der 36-Jährige könnte für Salif Sané in die Startelf rücken. Für Naldo spricht vor allem die große Erfahrung. Nicht dabei sind Amine Harit (Oberschenkelverletzung) und Alessandro Schöpf (Infekt).
Besondere Brisanz erhält das Duell durch das Wiedersehen mit dem Ur-Schalker Höwedes. Der 30-Jährige landete nach seiner einjährigen Ausleihe an Juventus Turin im Sommer bei Lokomotive, weil Tedesco dem Weltmeister von 2014 auch nach der zwischenzeitlichen Rückkehr keine Perspektive bieten wollte.
Die von großem Getöse begleitete Trennung ein Jahr zuvor hat der damals als Kapitän entmachtete Höwedes dem Trainer-Novizen Tedesco nie verziehen. Auch wenn der Innenverteidiger beteuerte: «Ich bin nicht nachtragend. Es gibt keinen Streit.» Diesen Eindruck vermittelte auch Tedesco: «Wir sind absolut sauber auseinander gegangen. Wir freuen uns auf das Widersehen.»
In den ersten Wochen kam Höwedes, der als Profi in zehn Jahren 335 Pflichtspiele für Schalke absolvierte, im Team von Trainer Juri Sjomin fünfmal zum Einsatz. Beim 2:0 in der Liga am Samstag gegen Achmat Grosny spielte der Ex-Schalker über die volle Distanz. Nun also tritt Höwedes in seiner neuen Wahlheimat erstmals in seiner Karriere gegen seinen Stammverein an. «Es wird merkwürdig sein, wenn ich gegen Schalke spiele», sagte er.
(dpa)